Festbrennweite mit Biss

Mit dem 23mm f/1.4 DC DN | Contemporary bietet Sigma APS-C-Fotografen ein lichtstarkes und hochwertiges Objektiv, das sich für eine Vielzahl von Anwendungsgebieten eignet.

Von Benjamin Lemm
© Fotos Benjamin Lemm, Sigma

35mm-Festbrennweiten gehören zum Standardrepertoire eines jeden fortgeschrittenen Fotografen. Die Brennweite erfreut sich ausgesprochener Beliebtheit, weil sie so vielfältig einsetzbar ist: zum Beispiel in der Landschafts-, Straßen- oder Porträtfotografie. Um das Äquivalent von 35mm zu erreichen, setzen APS-C-Fotografen auf Objektive mit einer Brennweite von 23mm – meist solche, die für APS-C-Kameras ausgelegt und deshalb kleiner und kompakter sind als ihre Vollformat-Pendants im 24mm-Bereich. Mit dem 23mm f/1.4 DC DN | Contemporary hat Sigma im April 2023 ein solches Objektiv für Sony E-Mount und L-Mount auf den Markt gebracht und inzwischen auch um eine Version für Fujifilm X-Mount erweitert (UVP für alle drei Versionen: 499 Euro). Wir haben das Objektiv in der E-Mount-Version ausführlich für Sie getestet.

Verarbeitung und Haptik

Das Sigma 23mm f/1.4 DC DN | Contemporary bietet einen minimalistischen Look ohne Schnickschnack und macht auf den ersten Blick bereits einen soliden Eindruck. An der Verarbeitung ist absolut nichts auszusetzen und auch der breite, gummierte Fokusring läuft sämig und weich, ohne zu leichtgängig zu sein. Mit einem Gewicht von 330 g bei Maßen von 65,8 mm × 78,9 mm passt es als kleines und leichtes Objektiv perfekt an jede APS-C-Kamera und nimmt kaum Platz im Fotorucksack ein. Auch die Gegenlichtblende macht einen sehr hochwertigen Eindruck, sitzt extrem sicher und fest an der Objektivfront an und wertet den Gesamteindruck des 23mm noch einmal auf. Auch lässt sie sich umgekehrt über das Objektiv stülpen und arretieren, um beim Transport Platz zu sparen.

Ausstattung

Das Objektiv vereint 13 Linsen in zehn Gruppen bei Innenfokussierung und einer Naheinstellgrenze von 25 cm. Der größtmögliche Abbildungsmaßstab beträgt 1:7,3. Das Frontfiltergewinde hat einen Durchmesser von 52 mm, die kleinste Blende liegt bei f/16. Neben dem Fokusring verfügt das Objektiv über keinerlei Knöpfe oder Einstellräder. Das macht die Bedienung etwas weniger komfortabel, lässt sich zugunsten der kleinen Objektivkonstruktion aber verschmerzen. Über eine optische Stabilisation verfügt das Objektiv nicht, was gerade für die Nutzerinnen und Nutzer einer älteren APS-C-Kamera ohne interne Stabilisation zu beachten ist. Die hohe Lichtstärke von f/1.4 hilft aber dabei, hohe ISO-Werte und/oder längere Belichtungszeiten bei schlechten Lichtverhältnissen zu vermeiden.

Autofokus

Der Autofokus des Sigma 23mm f/1.4 DC DN | Contemporary arbeitet recht zügig, ohne Geschwindigkeitswunder zu vollbringen. Bewegliche Objektive lassen sich zuverlässig fotografieren, das Fokussieren von nah zu fern und umgekehrt funktioniert ebenfalls schnell. Dabei verhält sich das Objektiv beinahe geräusch- und vibrationslos. Der Bildausschnitt verschiebt sich beim Fokussieren nur minimal (Focus Breathing), was das Objektiv auch für die Videografie brauchbar macht.

Die Bildqualität

Chromatische Aberration und Verzeichnung

Das Sigma 23mm f/1.4 DC DN | Contemporary zeigt bei Offenblende nur minimale chromatische Aberrationen, die bei einmaligem Abblenden verschwinden und sich einfach korrigieren lassen. Das Objektiv weist zudem eine leichte, tonnenförmige Verzeichnung auf.

Schärfe

Das Objektiv ist bei Offenblende f/1.4 in der Mitte bereits sehr scharf und zu den Rändern hin immer noch in einem guten Bereich. Bei Abblenden auf f/2 verbessert sich die Schärfe in der Mitte noch einmal leicht und steigert sich zu den Rändern hin deutlich. Die beste Schärfe erzielt das Objektiv im Bereich zwischen f/2.8 und f/5.6, bei weiterem Abblenden vermindert sich die Performance hier sukzessive.

Bokeh

Das Bokeh des Objektivs macht einen recht angenehmen Eindruck, ist allerdings nicht unbedingt als „weich“ oder „cremig“ zu bezeichnen. Spitzlichter verformen sich zum Rand hin leicht und werden eierförmig, sind aber frei von Onion Rings.

Vignette

Bei Offenblende f/1.4 zeigt das Objektiv eine moderate Vignette, die beim Abblenden auf f/2.8 verschwindet.

Lense Flares und Ghosting

Das Objektiv bleibt weitestgehend frei von Lense Flares und Ghosting. Tolle Performance!

Blick auf die Konkurrenz

Mit Blick auf die Konkurrenz im Brennweitenbereich von 23mm mit Blende f/1.4 gibt es vor allem zwei Objektive, die zu erwähnen sind: Viltrox bietet sein AF 23mm f/1.4 sowohl für Sony E-Mount als auch für Fujifilm X-Mount an. Das Objektiv ist etwas kleiner (65 mm x 72 mm) und leichter (260 g) als das Sigma, was in dieser Größenordnung zu vernachlässigen ist, verfügt über einen Blendenring und ist zudem mit einer UVP von 349 Euro günstiger. Dafür hat das Viltrox in Sachen Bildqualität deutlich das Nachsehen und verfügt zudem über einen sehr behäbigen Autofokusmotor, der das Fotografieren von schnell beweglichen Motiven beinahe unmöglich macht. Der Aufpreis von 150 Euro für das Sigma lohnt sich hier also durchaus! Die obigen Ausführungen gelten übrigens auch für das mit dem Viltrox beinahe baugleiche Tokina ATX-M 23mm F1.4.

Fujifilm bietet außerdem mit dem XF 23mm f/1.4 WR ein hauseigenes Objektiv, dessen optische Performance wir an dieser Stelle nicht beurteilen können, das mit einer UVP von 949 Euro aber deutlich teurer ist.

Das Objektiv in der Praxis

In der Praxis erweist sich das 23mm-Objektiv als potentes Allroundobjektiv für die unterschiedlichsten Genres und Situationen. Nicht ohne Grund erfreut sich der 35mm-Brennweitenbereich (Vollbildäquivalent) großer Beliebtheit. Die hohe Lichtstärke f/1.4 erlaubt das Fotografieren zudem auch in schwierigen Lichtsituationen.

Dank des zügigen Autofokus lassen sich auch bewegliche Objekte wie zum Beispiel Autos, Straßenbahnen oder Ähnliches wunderbar einfangen. Die Bildqualität tut ihr Übriges und so bereitet das Sigma 23mm f/1.4 DC DN | Contemporary dem Anwender jede Menge Freude!

Fazit

Insgesamt handelt es sich bei dem Sigma 23mm f/1.4 DC DN | Contemporary um ein super Objektiv, das vor allem mit seiner optischen Performance bei kompakten Maßen überzeugt und mit einem recht zügigen Autofokus punktet. Für eine UVP von 499 Euro bekommen Fotografinnen und Fotografen hier ein hochwertiges Gesamtpaket, das jeden Euro wert ist und von uns die klare Kaufempfehlung erhält!

Typ Festbrennweite
Hersteller SIGMA
Vertrieb www.sigma-foto.de
Preis [UVP] 499,00 €
Abmessungen 65,8 mm × 78,9 mm (Ø x H)
Gewicht 330 g

Technische Daten/Ausstattung

Objektivanschluss Sony E-Mount (auch verfügbar für Fujifilm X-Mount und L-Mount)
Brennweite, Lichtstärke 23 mm, 1:1,4
Linsengruppen & Elemente 10/13
Kleinste Blende f/16
Abgedichtetes Bajonett ja
Spritzwassergeschützt ja
Autofokus ja
Bildstabilisator nein
Naheinstellgrenze 25 cm
Abbildungsmaßstab 1:7,3
Blendenlamellen 9
Filtergröße 52 mm
Gegenlichtblende ja
Objektivtasche nein

Testergebnisse (max. 10 Punkte)

geom. Verzeichnungen 9
chrom. Aberrationen 10
Vignettierung 8
Bokeh 8
Schärfe 9