Ob in der Heimatstadt oder beim Städteurlaub – fotogene Gebäude lassen sich fast überall finden. Damit auch Ihnen einzigartige Architekturaufnahmen gelingen, geben wir Ihnen fünf einfache Tipps mit auf den Weg in die Stadt.

von Paul Schulz

Tipp 1: Gute Planung

Licht und Wetter entscheiden oft darüber, ob ein Foto gut oder ausgezeichnet wird. Deswegen sollten Sie sich schon im Voraus über das gewünschte Bild und die Stimmung Gedanken machen: Setzen Sie sich mit dem Wetterbericht auseinander und informieren Sie sich darüber, wann der ideale Sonnenstand für Ihr Foto ist. Wollen Sie einen wunderschönen Sonnenaufgang festhalten, starke Kontraste in der Mittagssonne oder doch ein Nachtbild bei Regen aufnehmen? Die besten Bilder entstehen schließlich oft nicht beim „besten“ Wetter. Besonders das Spiel mit Reflexionen in Pfützen oder in Wassertropfen sorgt häufig für ein besonders einzigartiges Foto. An der perfekten Stelle findet sich keine Pfütze? Da haben wir einen einfachen Tipp: Machen Sie sich Ihre Pfütze einfach selbst. Sie brauchen nur eine kleine Wasserflasche. Schütten Sie etwas Wasser auf den Boden und halten Sie die Kamera nah an die DIY-Pfütze.

Tipp 2: Ein Auge für Details

Mit einem Foto von Gebäuden aus der großen Menge an professionellen Architekturfotografen hervorzustechen, ist nicht immer einfach. Ein Blick für das Besondere kann allerdings helfen. Wenn Sie im Städteurlaub ein beeindruckendes Gebäude sehen, ist die Verlockung groß, diesen Eindruck einzufangen, von Ihrem Standort aus ein Foto zu schießen und das gesamte Bauwerk festzuhalten. Eine attraktive Komposition muss allerdings nicht immer das ganze Gebäude beinhalten. Suchen Sie nach besonderen Details und der einzigartigen Geometrie des Gebäudes. Um diese Besonderheit zu entdecken, kann es durchaus helfen, sich mit der Bedeutung des Bauwerks, dem Architekten oder dem architektonischen Stil auseinanderzusetzen. So finden sich schnell spezifische Elemente, die das Gebäude besonders machen.

Sie können außerdem versuchen, ein Element zu finden, das einen Rahmen um das Motiv spannt. Durch Äste oder Zäune zu fotografieren verleiht dem Bild mehr Tiefe und dem Gebäude auch mehr Kontext.

Rund um Bauwerke finden sich außerdem häufig leitende Linien. Mit diesen können Sie den Blick der Betrachtenden gezielt auf Ihr Hauptmotiv lenken. Halten Sie daher unbedingt nach diesen Linien Ausschau.

Tipp 3: Stürzende Linien

Ein bekanntes Problem der Architekturfotografie sind die berüchtigten „stürzenden Linien“. In der Realität parallele Linien an den Bauwerken scheinen umzukippen. Besonders häufig passiert das, wenn man mit dem Weitwinkelobjektiv auf der Suche nach interessanten Kompositionen ist und nicht auf „Augenhöhe“ mit dem Gebäude bleiben kann. Natürlich können Sie die stürzenden Linien auch bewusst einsetzen, um den statischen Werken mehr Dynamik zu verleihen. Beim Fotografieren sollten Sie allerdings immer im Hinterkopf behalten, dass diese Linien existieren. Lassen sie sich nicht präventiv vermeiden, helfen oft nur noch die Perspektivwerkzeuge in Adobe Lightroom und Co.

Tipp 4: Die richtigen Einstellungen

Die richtigen Kameraeinstellungen in der Architekturfotografie sind ein stark debattiertes Thema und häufig von der persönlichen Präferenz oder von dem vorhandenen Licht abhängig. Wir geben Ihnen allerdings ein paar grundsätzliche Tipps mit auf den Weg:

Den ISO-Wert sollten Sie möglichst gering halten; so vermeiden Sie unnötiges Bildrauschen und erzeugen klarere und schärfere Bilder.

Eine möglichst geschlossene Blende zwischen f/8 und f/16 erzeugt die schärfsten Bilder, in denen das meiste, was auf dem Bild zu sehen ist, sich im Fokus befindet. Geringe Blenden können dagegen eine stärkere Tiefenwirkung erzeugen.

Fokussieren Sie manuell. Das geht zwar meistens langsamer, ist dafür aber präziser. Sie werden sich dann außerdem mehr Zeit für Komposition und Bildaufbau nehmen – schließlich rennt das Gebäude nicht weg.

Mit der Verschlusszeit können Sie in der Architekturfotografie spielen. Lange Verschlusszeiten von 30s oder länger, zum Beispiel bei Nacht oder bei Tag mit einem starken ND-Filter, sorgen dafür, dass Touristenmassen aus Ihren Bildern verschwinden und die Gebäude für sich selbst stehen können. Durch lange Belichtungszeiten können auch andere ablenkende Elemente wie Wolken, Wasser oder Automassen entkräftet werden, sodass der Fokus des Bildes auf der Architektur bleibt.

Tipp 5: Menschen

Häufig versucht man, Architektur für sich stehenzulassen. Damit zeigen Sie allerdings nur einen kleinen Ausschnitt der Realität – schließlich wurden die Gebäude von und für Menschen erbaut. Im architektonischen Prozess steht der Mensch im Mittelpunkt. Dies können Sie auch durch Ihre Fotografie verdeutlichen. Erst ein Mensch vor oder neben einem hoch aufragenden Wolkenkratzer vermittelt einen Eindruck von der wahren Größe des Gebäudes. Nicht umsonst ist auch die Street-Fotografie eng mit der Architekturfotografie verwandt.