Schriller, skuriller, seltsamer – oft ist der Trend in der Fotografie, dass die Bilder möglichst ungewöhnlich sein sollen. Dabei bieten auch schlichte, einfache und ruhige Fotos dem Betrachter etwas Besonderes: Eine Auszeit für die Augen.

von Jamari Lior

© Fotos Unsplash

Schlichtheit statt Chaos, Gleichförmiges statt immer Neues, Einfaches statt Kompliziertes. Der beliebte Spruch „In der Ruhe liegt die Kraft“ kann auch in der Fotografie funktionieren. Ruhige Fotos eignen sich beispielsweise perfekt als Wandbilder oder auch als Untermalung auf Websites. Dabei gibt es unterschiedliche Strategien, Bilder ruhig zu gestalten:

Tipp 1: Raum zum Träumen

Im Vordergrund sieht man die große Leere, Nebel, Schnee, gleichförmige Wiesen, eine glatte Wasseroberfläche, und am Horizont erscheint lediglich eine Linie mit Hügeln. Solche Bilder lassen im wahrsten Sinne des Wortes Raum zum Träumen. Zarte Pastelltöne eignen sich hierfür besonders gut, sie suggerieren Offenheit und Weite. Natürlich funktioniert das Prinzip auch umgekehrt: Am unteren Bildrand befindet sich beispielsweise eine Blumenwiese und darüber dann ganz viel gleichförmiger Himmel.

Dieses Bild entfaltet seine Wirkung erst durch die Leere im oberen Bereich. Ferner erinnert es an die Malereien der Impressionisten.

Tipp 2: Ton in Ton

Bilder, die möglichst monochrom gestaltet sind, erscheinen ruhig – und das selbst dann, wenn durchaus gesättigtere Farben zu sehen sind. Am besten nutzen Sie einen einfarbigen Hintergrund, sodass dieser bereits einen visuellen Ruhepol bildet. Bunte Pappe ist gerade bei kleinen Elementen optimal, um sie darauf zu arrangieren. Falls die Elemente nicht wirklich gleichfarbig sind, können Sie zur Spraydose greifen oder in Photoshop nachbessern. Dies gelingt besser, wenn die Helligkeit zumindest ähnlich ist: Ein schwarzes Element rot einzufärben ist weitaus schwieriger als ein grünes Element in der Bildbearbeitung rot zu machen.

Die französische Süßigkeit „Macaron“ gibt es in ganz unterschiedlichen Farben, hier bietet sich eine Serie mit unterschiedlichen Bildern an.

Tipp 3: Muster im Kleinen

Die Welt des Kleinen, die die Makrofotografie ins Visier nimmt, ermöglicht einen ganz neuen Zugang zu Mustern und Strukturen, die man sonst gar nicht kennt. Eine Pusteblume kann so zum abstrakten Kunstwerk werden, Grashalme bieten ein interessantes Muster und selbst Steinstrukturen wirken überraschend und zugleich ruhig.

Die Makrofotografie schafft es, das Gewohnte auf eine neue Art zu präsentieren und damit auch bei ganz gewöhnlichen Motiven zu überraschen.

Tipp 4: Muster anordnen

Die wahrscheinlich einfachste Art, ruhige Bilder zu gestalten besteht darin, flache, eher zweidimensionale Muster zu arrangieren. Am besten gelingt dies natürlich, wenn Sie hierfür nicht allzu dreidimensionale Objekte auswählen. Exakt identische Objekte wie Dominosteine oder Teller wirken weniger interessant, als wenn Sie Organisches wie Blumen, Orangenscheiben oder Kekse arrangieren – kleine Unregelmäßigkeiten sind also durchaus erwünscht und verleihen dem Bild mehr Leben.

Seinen Charme gewinnt dieses Motiv durch die Gleichförmigkeit, aber zugleich die Individualität jeder einzelnen Orangenscheibe

Tipp 5: Details und Ruhe

Viel zu entdecken und dennoch eine gleichförmige Ruhe bieten oftmals Bilder von Cityscapes – vor allem, wenn der Fokus nicht auf einem einzelnen, besonderen Gebäude liegt, sondern sich tatsächlich eine „Stadtlandschaft“ ergibt, die nichts exponiert. Sie können eine solche Stadtlandschaft von einem besonders hohen Wolkenkratzer aus fotografieren oder beispielsweise beim Landeanflug aus einem Flugzeug. Obwohl der Betrachter weiß, dass in der Stadt jede Menge Action sein dürfte, erscheint das Bild von oben ruhig – über den Wolken wirkt eben alles „nichtig und klein“.

Stadtlandschaften bieten sowohl Ruhe als auch viel zu entdecken. Bei Nacht kommt noch eine attraktive Beleuchtung hinzu.