© Text und Fotos von Wolfgang Baus

Je bunter der Himmel, desto spannender ist es für Fotografen. Heißluftballons am Horizont sind nichts Ungewöhnliches, früh am Morgen oder spät am Abend können wir sie landauf landab antreffen. Spektakulär wird es aber besonders bei einem der vielen Ballontreffen.

Die bunte Welt rund um die Heißluftballons ist für viele Menschen faszinierend. Für Fotografen ergeben sich bei einer Ballonfahrt unzählige tolle Motive. Leise und sehr dicht über der Erde schwebend können Motive aus einer völlig neuen Perspektive entdeckt werden. Dieses Abenteuer sei jedem empfohlen, der nicht an Höhenangst leidet. Eine gute Gelegenheit, in die Welt der Ballons einzutauchen, ergibt sich bei einem der zahlreichen Ballontreffen.

Ein besonderes Highlight sind die eher sportlich ausgerichteten Veranstaltungen, die nach dem Bruderpaar Montgolfier, die als Erfinder des Heißluftballons gelten, benannt wurden. Die Warsteiner Internationale Montgolfiade, auf der mehr als 200 Ballonteams starten, gilt als eine der größten Veranstaltungen dieser Art. Daneben gibt es aber auch zahlreiche national oder regional ausgerichtete Treffen, die einen Besuch wert sind. Auf Webseiten wie www.balloonevents.info oder www.dfsv.de (Deutscher Freiballonsport-Verband) werden viele Termine veröffentlicht.

Nach vielen aufgrund der Corona-Krise ausgefallenen Veranstaltungen findet Anfang September die Internationale Willer Balloon Sail statt, zeitgleich zur Kieler Woche. Die Gelegenheit, die Ballons vom Aufbau bis zum Start zu begleiten sollte man sich als Fotograf nicht entgehen lassen. Dabei beginnt die Vorbereitung für die Ballonteams schon Stunden, bevor sie sich auf den Weg zum Startfeld machen. Der Blick auf die Wetterkarte ist dabei sehr wichtig. Wie entwickelt sich das Wetter vor Ort? Wird es trocken bleiben? Wie steht es um den Wind? Der Wind und die Windrichtung sind elementare Parameter beim Ballonfahren. Während die Segelboote bei der Kieler Woche auf der Förde auf viel Wind hoffen, sind Ballonfahrer bei zu viel Wind eher vorsichtig. Am besten stehen die Chancen für einen idealen Start in den frühen Morgenstunden oder am Abend. Wenn die Rahmenbedingungen dagegen schon nicht passen, kann man sich den Weg zum Startplatz im Prinzip sparen.

Mit der Kamera im Anschlag

Letztlich findet die Entscheidung, ob die Ballons in die Lüfte steigen können oder nicht, erst ein bis zwei Stunden vor dem Start statt, beim Briefing der Ballonteams. Als Fotograf sollte man sich dann in der Nähe des Fahrertreffens herumtreiben, um die Infos bezüglich des Starts zu bekommen. Zwischen dem Pilotenbriefing und der wirklichen Action vergeht leider noch eine Wartezeit, aber ich bin gern schon vor dem Start am Start. Das hat den Vorteil, dass ich mein Auto in der Nähe parken und zwischendurch die Ausrüstung den Anforderungen entsprechend anpassen kann.

Nach ein wenig Wartezeit kommt dann Bewegung in die Sache, denn im Lager der Ballonteams tut sich etwas. Die ersten Fahrzeuge beziehen mit ihren Anhängern Position auf dem Startfeld und es wird langsam Zeit, das Equipment parat zu haben und dieses zu beherrschen. Jetzt wird keine Zeit mehr für Versuche sein und als Fotograf sollte man schon in etwa die Motive im Kopf haben.

Die Aufbauphase bietet viele Möglichkeiten und so sollte die Ausrüstung auch recht universell sein: Für die Einblicke in die Ballonhülle, in die so langsam Luft hineingeblasen wird, sind Weitwinkelobjektive prädestiniert. Zudem gibt es viele Optionen für geraffte Perspektiven für die man eher eine Telebrennweite benötigt. Auch wenn ich sonst kein Freund von zwei Gehäusen bin, wäre hier die perfekte Gelegenheit, dafür eine Kamera mit unterschiedlichen Objektiven auszustatten.

Bunte Vielfalt

Wenn ich am Anfang von großen Veranstaltungen mit mehreren hundert Teams geschrieben habe, mag dies zwar besonders eindrucksvoll sein, aber ich fühle mich auch bei einer kleinen Veranstaltung schon gut gefordert. Am Anfang ist alles noch sehr gemächlich. Die Teams haben ihre Autos positioniert und beginnen, die Ballons auszulegen. Noch können Sie in aller Ruhe die vielen Sideshots von den Körben, den Brennern und den Windmaschinen machen. Achten Sie jetzt schon mal auf die Farbenvielfalt der nicht zusammengefalteten Ballonhüllen. Hier ergeben sich fantastische Möglichkeiten, viele bunte Bilder einzufangen. Die Struktur der zusammengelegten Ballonhüllen ergibt zudem eine interessante Struktur in den Bildern. Und ein kleiner Tipp am Rande: Denken Sie hier auch ruhig einmal daran, Hintergründe für mögliche Bildkompositionen zu fotografieren. Farben und Strukturen können später hilfreich für das Bildcomposing sein.

Wenn es bisher noch ruhig und gemütlich abging, fangen jetzt die ersten Brenner damit an, die Luft in den Hüllen zu erwärmen. Es wird Zeit, den Formen der Hüllen etwas Aufmerksamkeit zu schenken, denn im Moment kommt man noch ziemlich dicht ran. Und in geraffter Perspektive ist es für die Motive und die Bildgestaltung egal, ob da zehn oder 100 Ballons aufgerüstet werden. Für die Schar der Fotografierenden wird es jetzt hektisch. Ballons richten sich auf, es besteht hier und da die letzte Möglichkeit, in die Hülle hinein zu fotografieren, und an anderer Stelle heben die ersten Ballons Richtung Himmel ab. In relativer Bodennähe ist die räumliche Distanz zwischen den Teams noch verhältnismäßig gering; je höher sie steigen, desto weiter treiben sie auseinander und werden dann auch uninteressanter für Bilder. Dann kommt die Zeit der Telebrennweiten. Für den Schuss in die Ballonhülle ist ein Superweitwinkel mit 15 mm die perfekte Lösung, während jetzt auch zunehmend Brennweiten von um und bei 200 mm bis 300 mm zum Einsatz kommen können. Aufgrund der Motivvielfalt sind, wie schon erwähnt, zwei Gehäuse empfehlenswert. Wenn der letzte Ballon abgehoben ist, gibt es die Möglichkeit, viele Ballons auf ein Bild zu bannen. Diese Chance sollten Sie unbedingt nutzen, bevor so ganz allmählich die Hektik nachlässt. Jetzt verlassen die Bodenteams in ihren Verfolgerfahrzeugen den Startplatz, und auf einmal wird es wieder ruhig und leer auf der vorher so wuseligen und überfüllten Startfläche.

Aus der Schusslinie

Für Fotografen ist nun die Zeit, über die verpassten Motive nachzudenken, sich zu ärgern oder sich über die vielen wundervoll-farbigen Motive zu freuen, die man eingefangen hat. Und spätestens jetzt wird klar, warum man seine Kamera blind beherrschen muss und am Anfang frische Batterien eingelegt haben sollte. Es fühlt sich auch ein wenig so an, als habe man eine Schlacht geschlagen. Denn vielfach muss man sich mit Smartphone-Fotografen arrangieren. Im Zweifelsfall stehen diese aufgrund der begrenzten Möglichkeiten und getrieben von dem Wunsch nach dem perfekten Selfie in der ersten Reihe – und nehmen einem die Sicht. Es bringt aber nichts, sich darüber aufzuregen. Wir nehmen dann einfach eine längere Brennweite und fotografieren elegant aus dem Hintergrund. Dies ist im Allgemeinen eine gute Taktik, denn die Menschen mit den fotografierenden Telefonen stehen den Ballonteams oft im Wege. Hier ist es gut, Verständnis für die Arbeit der Teams zu zeigen und nicht zu stören. Das kann hilfreich sein auf dem Weg zum guten Bild, denn die Teams zeigen dann im Gegenzug Verständnis für die „richtige“ Fotografie und die besseren Bilder.

Auf vielen Veranstaltungen wartet neben diesen Ballonstarts aber noch ein weiterer Höhepunkt: der sogenannte Night Glow. Wenn es die Wetterbedingungen zulassen, werden hierbei die Ballons nach ihrer Rückkehr von der Fahrt nochmals aufgerüstet. Inzwischen ist es dunkel geworden und die Brenner sorgen für eine Beleuchtung der Ballons von innen. Die Bedingungen für das Fotografieren haben sich mittlerweile komplett verändert. Hatte man es beim Start im Idealfall mit kräftig-blauem Himmel zu tun und beste Lichtverhältnisse, ist es jetzt dunkel. Manchmal hat man auch das Glück, die Blaue Stunde nutzen zu können, denn das Strahlen der Ballons sieht vor dunklem, blauem Himmel besser aus, als vor einem schwarzen Hintergrund.

Ballons bei Nacht

Für dieses Night Glow benötigt man im besten Fall nur noch ein einziges Objektiv. Je nach Umfang des Ballonfeldes komme ich mit einem universellen Zoom so ungefähr im Bereich von 28-105 mm vollkommen aus. Das fehlende Licht macht ein Stativ notwendig. Auch wenn die Shake Reduction moderner Kameras sehr gut arbeitet, vertraue ich einem stabilen Stativ. Vor einer hohen Empfindlichkeit will ich hier warnen. Schnell ist der Schwellenwert erreicht, bei dem der dunkle Hintergrund durch Bildrauschen bestimmt ist. Mit Stativ gelingen durchaus gute Aufnahmen mit Verschlusszeiten bis zu einer Sekunde. Und hier kommt dann auch der Vorteil der frühen Anreise zum Tragen. Zwischen Startvorbereitungen und dem Night Glow liegen durchaus einige Stunden. Da ist es hilfreich, einen Teil der Ausrüstung im Auto zu lassen. So habe ich ausreichend Zeit und Gelegenheit, die Ausrüstung entsprechend zu verändern und mich an die häufig eher kühlere Nacht auch bekleidungsmäßig anzupassen.

Der Abend findet bei der Internationalen Willer Balloon Sail an bestimmten Tagen seinen Abschluss mit einem Feuerwerk oder einer Lasershow. Spätestens hier sollte man ein Stativ benutzen, bevor man nach einem anstrengenden Fototag mit einer riesigen Menge hoffentlich gelungener Aufnahmen geschafft, aber hochzufrieden den Heimweg antritt.