„Verbesserung“ ist das Stichwort, das uns meist bei der Bildbearbeitung leitet: Wir wollen mehr aus unseren Fotos herausholen, sie schöner, interessanter oder passender zur intendierten Bildaussage gestalten. Das Ziel ist also klar – ist es das wirklich?

von Jamari Lior

„Verbessern“ – das sagt weder etwas über den Weg zu diesem Ziel aus, noch, wo wir eigentlich landen wollen. Und genau das ist das Problem: Man hat ein Bild vor sich, das man eigentlich gar nicht so schlecht findet. Aber es muss noch etwas herausgeholt werden, es muss noch bearbeitet werden. Wir öffnen es in unserem Bearbeitungsprogramm, geben etwas Kontrast ins Bild, spielen an der Gradationskurve – aber viel getan hat sich eigentlich nicht. Wo wollen wir überhaupt hin?

Wohin geht die Reise?

Das ist die zentrale Frage in der Bildbearbeitung. Man kann jegliche Technik beherrschen – wenn man nicht weiß, wann sie sinnvoll einzusetzen ist, hilft einem das Wissen nicht weiter. Daher haben wir hier ein paar Beispiele zusammengestellt, die deutlich machen, was bei welchem Bild sinnvolle Veränderungen waren.

Farbharmonien

VorherNachher

Hier wagte sich Chira an eine außergewöhnliche Pose auf einem Felsen. Das sanfte Licht kam beim Fotografieren durchaus gelegen. Allerdings erscheinen die Farben im Rohbild etwas flau – die einzige leuchtende Fare ist das Lila des Rocks, der allerdings nicht den Hauptaufmerksamkeitspunkt im Foto bilden soll. Auch die Farbe der Felsen, die man eigentlich als rötlich wahrnimmt, wirken auf dem Bild eher gelblich. Dafür passt mit dem Weißabgleich und der Rot-Grün-Verteilung Chiras Hautfarbe schon recht gut.

  • Umfärbung – Teil 1: Im ersten Schritt wurden Chiras Rock und die Steine leicht umgefärbt. Dafür kam zunächst der Filter „Indian Summer“ aus der Nick Collection zum Einsatz. Aber auch mit dem Regler „Farbton/Sättigung“ und der „Selektiven Farbkorrektur“ lässt sich ein vergleichbares Ergebnis erzielen.
  • Umfärbung – Teil 2: Im Anschluss wurden auf einer neuen, leeren Ebene mit einem weichen Pinsel im gewünschten Rotton mit geringer Deckkraft noch farbige Akzente gesetzt. Der Ebenenmodus wurde auf „Farbe“ eingestellt. Auch Chiras Hautton wurde noch ein wenig angepasst, um sich bestmöglich ins Gesamtbild einzufügen.
  • Dodge and Burn: Um die Helligkeitsverteilung zu optimieren, wurde eine leere Ebene angelegt, mit neutralem Grau gefüllt und auf den Ebenenmodus „Weiches Licht“ eingestellt. Die Tools „Abdunkeln“ und „Aufhellen“ sorgen nun dafür, punktgenau die richtigen Helligkeitswerte zu erzielen.

Helligkeit

VorherNachher

Das Ausgangsbild ist im Hintergrund brauchbar belichtet, der Vordergrund säuft allerdings stark ab. Es wurde zur Mittagszeit aufgenommen, der Mann befindet sich vor einem Gewässer, in dem sich das Tageslicht spiegelt.

  • Helligkeitsanpassung: Hierfür wurde die RAW-Datei zweifach entwickelt: ein Mal passend für den Hintergrund, ein zweites Mal passend für den Mann im Vordergrund. Nun sind beide Ebenen übereinander zu legen. Mit einer Ebenenmaske verrechnet man dann beide Ebenen – man „entfernt“ aus der für den Hintergrund passenden Ebene den Vordergund beziehungsweise umgekehrt.
  • Dodge and Burn: Mittels Dogde and Burn wurden noch einmal gezielt bestimmte Bereiche aufgehellt und abgedunkelt, um die Person trotz der sehr flachen Ausleuchtung im Schatten plastischer erscheinen zu lassen.
  • Sättigung: Da das Bild etwas Leuchtkraft verloren hatte, galt es nun, über „Farbton/Sättigung“ ein wenig mehr Sättigung ins Bild zu bringen.

Vintage-Touch

VorherNachher

Das Foto entstand mit Dauerlicht im Studio, von vorne sorgte eine Tageslichtleuchte für genug Licht, von hinten leuchtete ein Baustrahler, der gelbliche Highlights in Chira Tanes Haare zaubert.

In der Bearbeitung fanden folgende Schritte statt:

  • Farbanpassung und Porzellanhaut: Nach einer leichten Kontrastverstärkung, zum Beispiel über den Regler „Farbton/Sättigung“, wurde auf einer separaten Ebene in einem Grauton über die Haut gemalt. Der Ebenenmodus wurde dann auf „Sättigung“ gestellt und die Deckkraft reguiert.
  • Überlagerung: Der leicht diffuse Hintergrund, eine Struktur, wurde über das Bild gelegt und mittels Strg+T in die richtige Größe transformiert. Der Ebenenmodus „Weiches Licht“ sorgt dafür, dass die Ebene mit unserem Model wieder durchscheint. Mit einer Ebenenmaske und einem großen, weichen Pinsel wurde ihr Körper ausmaskiert.
  • Vignettierung: Am Schluss kam noch eine leichte Vignette hinzu. Dies erzielt man beispielsweise über den gleichnamigen Filter in der Nik Collection. Sie können aber auch einfach die Ebene duplizieren, die Gradationskurve senken, den Ebenenmodus auf „Luminanz“ stellen und auf einer Ebenenmaske mit einem weichen Pinsel wiederum das ausmaskieren, was Sie nicht abgedunkelt haben möchten.