GESUNDER NATURBURSCHE SUCHT FEMME FATALE

Doch nicht jeder männliche Hollywood-Star sportelte gerne in freier Natur und nicht jede Schauspielerin war eine waschechte Diva.

Autor: Dagmar Schellhas-Pelzer

“Um als Schauspielerin Fuß zu fassen, muss man bekannt werden. Einem Mädchen, das gerade am Anfang steht, würde ich raten, sich auf das Schauspiel zu konzentrieren, aber dabei nicht in Decken verhüllt zu sein.“ Dieses Zitat von Jayne Mansfield bringt die Rolle der Frau in Hollywood – heute wie damals – gut auf den Punkt. Doch auch die männlichen Hollywood-Stars mussten so manches wenig bekleidete Arrangement über sich ergehen lassen, um die Fans davon zu überzeugen, wie männlich und kernig sie nicht nur auf der Leinwand waren.

ELISABETH TAYLOR, MGM, 1952

ELISABETH TAYLOR, MGM, 1952

Gelebtes Image
Was heute Yogamatte und iPhone auf Paparazzi-Fotos ist, waren in den 30er bis 50er Jahren Tennisschläger, kleiner Hund oder Zigarette – Accessoires, die aus einem Schauspieler erst einen echten Hollywoodstar machten. Doch was damals auch nach zufälligem Schnappschuss aussah, war sorgfältig geplante und ausgeführte Reklamestrategie. Das Image der Stars war alles.

Beim Anblick von Bing Crosby am Rudergerät oder von Burt Lancaster in knapper Shorts beim Tennis, kommt man sich fast veralbert vor, haben die gestellten Bilder doch etwas Parodistisches. Längst nicht jeder Held war so sportlich und männlich und nicht jede Blondine so blond und dümmlich, wie die Hollywood-Maschinerie ihre Zuschauer glauben machen wollte. Manch ein Star fügte sich allerdings auch seinem Image. Clark Gable beispielsweise, der beliebteste Star der 30er Jahre, ging vor seiner Karriere niemals typisch männlichen Hobbys an der frischen Luft nach. Nachdem er immer wieder auf der Jagd, beim Tennis spielen oder segeln aufgenommen wurde, fand er schließlich großen Gefallen an seinem „handsome man“-Dasein und lebte dieses Leben auch fernab der Kamera mit wachsender Begeisterung.

CARY GRANT UND RANDOLPH SCOTT, PARAMOUNT, 1935

CARY GRANT UND RANDOLPH SCOTT, PARAMOUNT, 1935

Mit Frankenstein beim Tee
Der Bildband „Hollywood Unseen“ aus dem Prestel Verlag verrät so manches Geheimnis, das die Zuschauer oder Leser schon immer lüften wollten. Beispielsweise wie ein Monster sich entspannt – bei einer Tasse Tee und einer Zigarette (Seite 128) – oder in Wirklichkeit unter seiner furchterregenden Maske aussieht, der Schauspieler Boris Karloff lässig mit Pfeife (Seite 223). Dass man mit Elisabeth Taylor Pferde stehlen konnte, hat man vielleicht schon geahnt, aber die amüsanten Fotos vom Set mit Montgomery Clift (Seite 65) oder James Dean (Seite 202/203) zeigen eine ausgelassene junge Frau mit viel Humor. Ob es sich tatsächlich auch in irgendeinem Fall um einen „echten Schnappschuss“ handelt, werden wir leider nie erfahren.

Und wer weiß, wo man mit dem Insiderwissen glänzen kann, wie der erste Löwe aus dem MGM Technicolor-Vorspann der 30er-Jahre hieß: Jackie. Fans der alten Hollywoodfilme wie „Vom Winde verweht“, „Über den Dächern von Nizza“, „Giganten“ und „Wem die Stunde schlägt“ werden sich über dieses kurzweilige Buch mit überwiegend Schwarzweißfotografien auf jeden Fall sehr freuen. Die so noch nie in einem Bildband zu sehen gewesenen Bilder stammen aus dem von John Kobal gegründeten Film- und Fotoarchiv in Hollywood. John Kobal war bis zu seinem Tod 1991 ein bekannter Experte auf dem Gebiet der Kino- und Porträtfotografie.

Es macht einfach großen Spaß mit zeitlichem Abstand die Image-bildenden Maßnahmen Hollywoods schmunzelnd zu betrachten. Die knallharten Verträge mit den Filmstudios, die Stars sehr strenge Vorschriften machten, stehen auf einem anderen Blatt. Wir fragen uns lieber: Wie würde heute Jennifer Aniston mit wehendem Haar beim Angeln (wie Ingrid Bergmann auf Seite 178) oder Leonardo Di Caprio lachend auf einem Springstock im Stroh (siehe Gregory Peck Seite 197) wohl in der Gala oder GQ wirken?
Hollywood_Unseen_129430_300dpiHollywood Unseen
Filmstars hinter den Kulissen

Verlag: Prestel Verlag
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag,
240 Seiten, 24×30, 200
Schwarzweißabbildungen
ISBN: 978-3-7913-4771-4
€ 39,95 (empf. VK-Preis)

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