von Matthias Schwaighofer
„Möge die Macht mit dir sein“, so hallt es bereits seit Wochen durch meine Studios. Ich möchte mich nicht als großen Fan der Kinoreihe bezeichnen, aber ich ließ mich von meiner Frau binnen weniger Tage vom „Star Wars“-Fieber anstecken, was mich zum „optischen“ Fan der Saga gemacht hat. Warum optisch? Nun ich bin ein sehr visueller Mensch und lasse mich von neuen Ideen, großartigen Bildern, Farblooks und guten Geschichten begeistern und so wurde ich von den „Star Wars“-Filmen innerhalb kürzester Zeit gefesselt und inspiriert.
Der Plan
Nach dem Kinobesuch des neuen Streifens, beschlossen wir, wieder vermehrt Werke in Richtung Fantasy und Action zu machen. Die Studios in Innsbruck bieten viel Platz für Kulissen und Shooting-Themen, die über Wochen stehenbleiben, ausgeführt und abgelichtet werden können. Warum also nicht, eine Reihe von Projekten starten, die viele Bereiche der Filme abdecken und meine Fans und mich begeistern?
Das Brainstorming im Team brachte viele verschiedene Ideen und Wünsche zutage, was alles auf Chip gebannt werden sollte. Die Einfälle reichten von einer Serie mit BB8 und den Helden des Filmes bis zum Nachbauen der Raumschiffe und dem Einbauen dieser in alltägliche Situationen.
Der Vorteil an diesem Projekt liegt auf der Hand: So gut wie jeder kennt die Fahrzeuge, Roboter und Schauspieler aus den Filmen und egal wo und in welcher Szene wir sie zeigen würden, eine Verbindung zu den Filmen und die Erschaffung einer sogenannten Fan-Art ist schnell gegeben.
Der Bau
Zurzeit wird noch an drei Projekten gearbeitet, gepinselt und gestrichen, geschraubt und gebastelt, denn viele der Roboter aus den Filmen können mit einfachsten Mitteln hergestellt werden. Das Schöne daran ist, nicht nur auf den Auslöser einer Kamera drücken zu müssen, sondern etwas Echtes zu erschaffen. Etwas, das Kunden, wenn sie ins Studio kommen, mit großen Augen bestaunen und Kinder vor Freude im Kreis springen lässt. Und es schweißt das Team zusammen, denn eine vernünftige Arbeitseinteilung und ein Projekt, an dem alle mit Herzblut arbeiten, macht unfassbar viel Freude und gibt einem das Gefühl, Teil eines großen Ganzen zu sein. So wurde nicht nur am knuffigen runden BB8 gearbeitet, sondern es wurden auch Raumschiffe zusammengebaut sowie Kostüme bestellt oder umgeschneidert.
Aus normalen, handelsüblichen, unbemalten Modellen kann sehr leicht ein detailgetreues Raumschiff entstehen. So haben wir Schraubenlöcher gekittet, schichtweise Rostgrundierungen aufgetragen sowie Lichter und Schilder angebracht.
Um einen „gebrauchten“ Look zu erzeugen, wurde mit der sogenannten Trockenbürstung über das Modell gegangen. Dabei nimmt man nur sehr wenig Farbe auf einen breiten Pinsel auf und streicht so lange über das Modell, bis sämtliche Farbe getrocknet ist.
Um den Eindruck von Details zu erhalten, wurden mit Tuschestiften in den verschiedensten Farben Schaltflächen, Lichter und Kratzer auf die Bordwände aufgemalt. Die Idee, dass Raumschiffe nie durch eine Waschstraße fahren, brachte uns zu dem Schluss, ordentlich Dreck vom Bug der Hecks bis nach hinten verlaufen zu lassen. Mit zügigen Pinselstrichen und ein klein wenig Hammerschlaglack kamen wir so zu einem tollen Ergebnis.
Das Shooting der Raumschiffe verlief wie ein Stockfoto-Shooting. Jedes Fahrzeug wurde an dünnen Angelschnüren im Studio angebracht und aus allen Winkeln und Perspektiven fotografiert. Dabei wurden unterschiedliche Brennweiten verwendet, damit wir für alle Eventualitäten eines vielseitigen Composings mit genügend Bildmaterial versorgt sind. Geshootet wurde mit einer Sony Alpha 7R, ein bis zwei Streiflichtern und einem Hauptlicht zu 90 % von hinten.
Das große Composing:
Meine Idee war es, einen der großen Roboter in einer verlassenen Lagerhalle zu parken. Angekettet und wie ein wildes Tier gehalten. Warum auch nicht? Es kann schon sein, dass so ein Teil mal ein Eigenleben entwickelt und zu einem kapitalistischen Rasenmäher mutiert. Der Bildaufbau selber sollte im Goldenen Schnitt liegen, um den Betrachtern das Entdecken des Bildes interessant zu gestalten. Als Hintergrund wählte ich eine Lost Place-Aufnahme, die eigentlich gar nicht zu den Kinofilmen passt. Und genau aus diesem Grund wurde sie auch genommen. Denn je mehr Fragen sich in einem Bild aufwerfen, umso interessanter wird es für den Betrachter. Zwei Trooper sollen Wache schieben und die Abendstimmung in der Ruine genießen. Soweit zumindest der Plan.
TIPP: Setzt man bei seinen Composings den Bildaufbau so, dass die einzelnen Elemente und wichtigsten Bildteile im Goldenen Schnitt liegen, wirkt die Arbeit stimmig und nicht überladen. Laden Sie sich dafür meine „Schnecke“ aus dem Download-File runter. Sie wird als oberste Ebene in ein Composing eingebaut und alle neuen Bildteile werden so platziert, dass sie von der Schnecke überschnitten werden.
01 Die ersten Schritte
Es ist mir nicht möglich, die gesamte Bearbeitung des Bildes zu zeigen, da dies den Rahmen sprengen würde. Die wichtigsten Schritte gebe ich jedoch sehr gerne preis und ich bin mir sicher, dass Sie mit ein wenig Übung an vergleichbare Resultate kommen werden. Als Erstes wird der Hintergrund angelegt, dupliziert und mit einer Ebenenmaske versehen. Mithilfe der Ebenenmaske reißen wir das Dach der alten Kirche auf. Nutzen Sie dabei eine schwarze Pinselspitze oder stellen Sie die einzelnen Balken, die Sie aus dem Dachstuhl entfernen möchten, mit dem Zeichenstiftwerkzeug frei. Bauen Sie einen neuen Himmel ein. In meinen Fall wurde ein nächtlicher Himmel gewählt, um die Stimmung etwas dunkler zu gestalten.
02 Einbau des Roboters
Der Roboter wurde freigestellt (Filter>Fokusbereich>Kanten verbessern) und mit Hilfe des Kommandos CMD/STRG+T in das Bild transformiert. Da wir nun auf einem freigestellten Objekt arbeiten, erlaubt es uns sehr einfach Rosttexturen in einem Modus wie Multiplizieren oder Weiches Licht über den Kunststoff zu legen. So wirkt Plastik wie Metall und der „dreckige“ Look wird verstärkt. Zwei Ebenen mit Flammen und Funken wurden unter die neue Gruppe ‚Roboter‘ gelegt und geben so das Gefühl, der Roboter würde gleich starten und abheben wollen.
TIPP: Flammen können, wenn sie vor schwarzem Hintergrund fotografiert wurden, sehr leicht mit dem Ebenenstil Negativ multiplizieren freigestellt werden.
03 Die Trooper
Die beiden Krieger (Trooper) sind eigentlich Spielzeugfiguren. Sie wurden im selben Licht und mit derselben Brennweite abgelichtet, freigestellt und eingebaut. Jede neu eingebaute Ebene bekommt nicht nur eine Einstellungsebene für die Schatten, sondern auch eine Farbbalance, Tonwertkorrektur und womöglich noch weitere Ebenen, die nötig sind, um Farbe, Kontraste, Schatten und Stimmung an den Rest des Bildes angleichen zu können.
04 Die Ketten
Die Ketten selber sind keine leichte Aufgabe: Laden Sie sich am besten Pinselspitzen mit Kettengliedern runter. Selbige sollten eine Licht- und eine Schattenseite haben, wie im Bild gezeigt. Wenn Sie die Pinselspitze nun auf einem weißen Untergrund auftragen, sollten sich die Kettenglieder aneinanderreihen. Nun ist es Ihnen möglich, sehr realistische neue Ketten in das Bild einzubauen.
05 Ketten mit Schwung
Hier bin ich sogar noch ein Stück weitergegangen und ließ die Ketten einen Pfad entlanggleiten. Erstellen Sie eine Pinselspitze in der Größe und Farbe, wie die Glieder am Schluss dann aussehen sollen. Gehen Sie auf das Zeichenstiftwerkzeug und erstellen Sie einen Pfad (selbiger muss nicht geschlossen sein). Das Öffnen der Pfadeinstellungen (Fenster>Pfade) ermöglicht es Ihnen, mit gedrückter rechter Maustaste auf Pfadkontur füllen zu gehen. Stellen Sie dabei den Pinsel ein, den Sie vorab ausgesucht haben und klicken Sie auf OK. Nun schlängelt sich die Pinselspitze um ihre vorab erstellten Pfade und kann so besser in die Bilder eingepasst werden.
06 Der Finale Look
Der Feinschliff und das stimmige Fixieren aller Ebenen erfolgt über den finalen Look, der in meinem Fall aus einigen Einstellungsebenen besteht. Farbbalancen und Gradationskurven ergeben ein kontrastreiches, farbiges Bild, das zu guter Letzt im RAW-Konverter noch mal überarbeitet wurde. Lichter und Flairs (von Krolop& Gerst) finalisieren das Bild, das nun nur noch geschärft und gespeichert werden muss. In Summe hat es mich drei Stunden Arbeit gekostet und auf meinem YouTube-Kanal finden Sie ein Video, das die Zeitrafferaufnahme zeigt, von Anfang bis Ende des Bildes.
TIPP: Wenn Sie kleine Modelle groß wirken lassen wollen, empfiehlt es sich, immer eine sehr weitwinklige Brennweite zu nutzen.
DOWNLOAD DER BILDDATEN
Da ich bis auf die Trooper, alle Bilddaten selbst fotografiert habe, bekommen Sie als kleines Dankeschön für das Lesen meines Beitrages, alle Bilder, die Sie für das Composing benötigen, zur Verfügung gestellt. Aber halt, Sie bekommen noch mehr, denn wir haben vor einigen Tagen einen großen kostenlosen Download mit 40 Bilddaten von Raumschiffen und Robotern unter www.schwaighofer-art.com/shop/product/free-space-ships-stock-photos-exklusiv-fuer-pictures-leser/ online gestellt.
Falls Sie beim Erstellen Ihrer Hintergründe Probleme haben, bekommen Sie umfangreiches Wissen durch den kostenpflichtigen Download für 19 Euro unter http://www.schwaighofer-art.com/shop/product/photoshop-tutorial-fast-furious/, den ich Ihnen gerne ans Herz legen würde.
Mir bleibt an dieser Stelle noch zu sagen: Möge die Photoshop-Macht mit Ihnen sein und bleiben Sie kreativ und geschmeidig!
Ihr Matthias
MATTHIAS SCHWAIGHOFER
Matthias Schwaighofer (34) ist Meisterfotograf und Photoshop-Künstler. In seinen Arbeiten fließt neben höchster Professionalität auch immer eine gute Portion Humor mit ein. Er schreibt Artikel für Fachzeitschriften zum Thema Photoshop und digitale Bildbearbeitung und veröffentlichte bis dato fünf Lern-DVDs im Rheinwerk-Verlag. Sein Faible gilt vor allem hochwertigen Porträtfotos sowie Fashion- und Aktbildern, aufwändigen Composings und humorvollen Collagen, in denen er sich gerne selbst stilisiert. Seine Auftragsarbeiten finden großen Anklang im Bereich Werbung und Design, so konnte er schon für namhafte Kunden wie Red Bull, Adobe, FUJIFILM, dem Land Hessen oder Toro Rosso arbeiten. Bei seinen Workshops wird neben großen Fachwissen auch die Liebe zum Detail geschult, sehr viel gelacht und Tricks verraten, die Schwaighofer sonst nur den wenigsten verrät.
www.schwaighofer-art.com
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