Wie entsteht eigentlich ein Fotobuch? Erfahren Sie die Geschichte des Fotobuchs „MOSKAU. MOSCOW. MOCKBA“ von Sandra Ratkovic (Hatje Cantz Verlag).

Keine Geheimnisse – Sie sehen Proofs, Testdrucke und die Blaupause aus dem Original-Produktionsprozess des Fotobuchs.

Die neue Fotoserie von Sandra Ratkovic, fotografiert in Moskau, hat ihren Ursprung in Deutschland: In früheren Aufnahmen hat Ratkovic bereits verlassene Militärflughäfen, Kasernen und andere Überreste des vergangenen Sowjetregimes in der deutschen Hauptstadt sowie im Berliner Umland fotografiert. Wandgemälde mit Kosmonauten, Raketen und Lenin-Porträts, die sie in diesen Gebäuden entdeckte, schürten ihre Neugier auf Russland und die russische Kultur der Gegenwart: Ratkovic wollte herauszufinden, ob sich diese Reste sowjetischer Ästhetik auch im Moskau von heute finden ließen. 2015 reiste sie zum ersten Mal in die russische Hauptstadt. Mitgebracht hat sie einen absurden, bunten, irritierenden und berührenden Bilderzyklus: Tragikomische Farbfotografien spiegeln eine Metropole, in der orthodoxen Kirchen und graue Plattenbauten den Insignien der Globalisierung gegenüberstehen und das omnipräsente Militär sowie der allgegenwärtige Putin-Kult auf Kitsch und Folklore treffen.

»Die Waffen stören nicht, sie gehören dazu, sind Teil der Fassade, waren schon immer da, und sind der ganze Stolz der russischen Industrie«, erklärt Autor Wladimir Kaminer im Buch Moskau Moskow Mockba das Phänomen dieser Waffenpräsenz. Ergänzend fügt er hinzu: »Beinahe jeden Tag haben die Russen im Kalender einen Feiertag: den Tag der Polizei, den Tag der Staatssicherheit, den Tag der Armee und der Flotte, den Tag der Artilleristen, den Tag der Raketenabwehr.«

Diese Formen patriotischer Inszenierung sind auch im Moskauer Straßenbild allgegenwärtig und von touristischem Marketing kaum zu unterscheiden: Auf dem Roten Platz lassen sich Passanten mit Lenin-, Stalin- und Putin-Doppelgängern fotografieren. Gleichzeitig werden an jeder Ecke T-Shirts mit Putin-Porträts oder »Russland, voran!«-Parolen feilgeboten. »Putin wird inszeniert wie ein Popstar«, sagt Ratkovic. Dokumentarisch und zugleich mit einem Augenzwinkern zeichnet die junge Fotografin mit der Publikation Moskau Moskow Mockba ein ambivalentes Alltagsporträt des postsowjetischen Staats, das zum Nachdenken anregt und dem Betrachter zugleich ein Lächeln entlockt.

Am 18.11. findet um 15 Uhr die Signierstunde in der Clemensstraße 61, 80803 München statt, um 17 Uhr können Sie der Hängung der Bilder beiwohnen. Im Anschluss daran hält Wolfgang Michael Hanke, Hatje Cantz Verlag, einen Vortrag zur Produktion von Fotobüchern, in dem er seltene Einblicke in den Produktionsprozess von Fotobüchern gibt (Anmeldung erwünscht unter info@good-transfer.com). Am 19.11. ist die Ausstellung von 14-18 Uhr geöffnet.

Weitere Infos unter:
https://good-transfer.com/2017/10/25/fotoausstellung-moskau-mockba-in-muenchen-book-signing-vortrag/