Bilder möchten, um optimale Wirkung zu entfalten, oftmals mehrere Sinne ansprechen. Heute widmen wir uns dem Geruchssinn und erörtern, wie man ihn über die Augen einbeziehen kann.
von Jamari Lior © Fotos AdobeStock
Synästhesie meint die Verbindung mehrerer Sinnesempfindungen. Nur wenige Menschen haben diese Sinnesgabe – sie können zum Beispiel beim Anblick von Farben auch Klänge hören. Dieses Prinzip kann man sich aber auch in der Fotografie zunutze machen, indem man Bilder bewusst so gestaltet, dass sie mehrere Sinne ansprechen.
Je nach Motiv ist das auch gar nicht anders möglich: Wenn Sie ein Parfüm in Szene setzen möchten, geht es natürlich nicht nur darum, den Flakon bestmöglich auszuleuchten und die Details in der Glasarbeit zu zeigen, sondern auch darum, ein Gefühl für den Duft zu vermitteln. Ein besonders zarter, blumiger Duft, inszeniert in einem dunklen, orientalischen Arrangement – diese Kombination würde nicht funktionieren, würde die falschen Assoziationen auf den Plan rufen. Es gilt also, eine Passung zwischen Duft und Inszenierung zu finden – etwas, das wir auch aus anderen Bereichen der Fotografie, wie etwa der Porträtfotografie, kennen: Wenn wir eine Persönlichkeit inszenieren möchten, müssen wir verstehen, was diese Person ausmacht und was ihr wichtig ist. Es reicht nicht, sie so wie alle anderen nach Schema F zu präsentieren, es sei denn, es handelt sich um ein Model, das bewusst ganz unterschiedliche Rollen einnehmen möchte.
Tipp 1:
Bei manchen Parfüms ist eindeutig, welche Zutaten den Duft bestimmen. Bei denen, die Sie selbst oder Ihre Freunde aus Ölen zusammengestellt haben, wissen Sie es ebenfalls. Um diese zentrale Zutat zu visualisieren, können Sie entsprechende Blätter, Blumen und Kräuter um den Flakon dekorieren. Ob es sich um eine schlichte, symmetrische oder opulente Darstellung handelt – die Präsentation der Aromen bietet für den Rezipienten einen Mehrwert: Er weiß nicht nur, was im Parfüm steckt und assoziiert es vermutlich mit besonders natürlichen Zutaten, sondern kann sich im Falle bekannter Inhaltsstoffe auch den Duft besser vorstellen.

Tipp 2:
Splashes, beispielsweise geworfenes Wasser, das im Moment des Fluges durch besonders kurze Belichtungszeit eingefroren wurde, verleihen dem Parfüm etwas besonders Frisches. Immer wieder werden Splashes als Hintergrundgrafik für Produkte verwendet, die besonders spritzig oder dynamisch wirken sollen – von sprudelnden Alkoholika über Gemüse und Obst bis hin zu Luxusprodukten. Damit ist der Splash auch keine sonderlich außergewöhnliche Idee, aber dennoch recht effektiv, wenn es darum geht, den Duft als besonders frisch zu visualisieren. Wenn Sie nicht selber einen Splash fotografieren können – man benötigt dafür einen einfarbigen Hintergrund und eine sehr kurze Belichtungszeit sowie einen geübten Wasserwerfer –, finden Sie solche Bilder in zahlreichen Stockbörsen.

Tipp 3:
Der Fokus nur auf den Flakon – diese Bildidee funktioniert natürlich vor allem, wenn das Parfüm in einem attraktiven Fläschchen daherkommt. Platzieren Sie den Duftbehälter komplett mittig und leuchten Sie ihn gut, aber nicht zu kompliziert aus, damit er möglichst keinen Schatten wirft. So gelingt Ihnen ein sehr klassisches, elegantes Bild. Am besten passt dies natürlich zu Düften, die ebenfalls zeitlos und elegant wirken sollen – also nicht zu verspielt und nicht zu blumig sind. Dies gilt auch für den Flakon: Er sollte chic und klassisch, nicht zu kitschig und nicht zu bunt gestaltet sein.

Tipp 4:
Auch ein typisches Stillleben, also ein raffiniertes Arrangement mehrerer Objekte, die zueinander in Bezug stehen, eignet sich gut dazu, Duft in Bilder zu gießen. Dabei können Sie nicht nur das Parfüm charakterisierende Blumen oder Kräuter verwenden, sondern auch eine Situation, die für den Duft typisch ist. Oder Sie stellen Gegenstände zusammen, die eine dieses Parfüm tragende Person haben könnte. Das Ergebnis kann ein Fashionfoto sein, bei dem die Mode auch ein wenig dem Flakon angepasst sein sollte, bis zum Arrangement all der Dinge, die Mann oder Frau so in ihren Taschen trägt inklusive des Parfümflakons.

Tipp 5:
Leichte Düfte befinden sich oft in Flakons, die pastellige Farben tragen. Ein Pastell-Look kann aber auch für das gesamte Bild übernommen werden – somit wirkt es besonders duftig und leicht. Pastell-Strukturen finden Sie in vielen Stockbörsen. Diese überlagern Sie dann in Photoshop mit dem von Ihnen gemachten Bild. Zudem gibt es verschiedene Aktionen und Filter, etwa in der Nik-Collection, die Ihr Bild auf Pastell-Gemälde trimmen.

Tipp 6:
Darf es auch etwas „menscheln“? Dann könnten Sie eine Frau oder einen Mann inszenieren, die oder der gerade Parfum aufträgt. Sinnvoll ist dabei, das Bild Ton in Ton zu gestalten: Ist der Flakon dunkel oder besitzt einen dunklen Akzent, kann Ihr Model ein dunkles Outfit tragen und vor einem dunklen Hintergrund inszeniert werden. Übrigens eignen sich Parfüm-Fotos besonders dazu, die Person im Bereich der Nasenwurzel zu schneiden: So wird sie nicht nur anonymisiert, was es dem Betrachter leichter macht, sich in sie einzufühlen, sondern die ganze Aufmerksamkeit wird auch auf den Geruchssinn geleitet.

Tipp 7:
Wie wäre es, eine Werbung für ein Parfüm zu gestalten? Hierfür benötigen Sie meist zunächst einen guten Produkt-Shot des Flakons, dazu weitere Elemente, die die Botschaft – also den Geruch – transportieren können sowie einen imaginären Namen für das Parfüm. Dafür ist es natürlich auch von fundamentaler Bedeutung, passende Schriftarten auszuwählen: Diese Schriftarten sollen zum Flakon wie auch zum Duft des Parfüms passen und die richtigen Assoziationen wecken. Ein leichtes Parfüm benötigt eine eher elegante, filigranere Schriftart, während ein intensiver Duft eine schwerere beziehungsweise dickere Schriftart vertragen kann.

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