Es gibt für Fotografen kaum eine abwechslungsreichere Jahreszeit – der farbenfrohe Herbst bietet Motive in Hülle und Fülle. Schöpfen Sie aus dem Vollen und gehen Sie in den nächsten Wochen auf herbstliche Fototour.

Von Dragana Mimic

Selten ist die Welt so bunt wie im Herbst. Das erfreut insbesondere uns Fotografen, die vor den tristen Wintermonaten noch mal auftanken können. In der klaren Herbstluft gelingen stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen oder kunterbunte Detailfotos von Laub und Feldfrüchten. Packen Sie Ihre Kamera ein und vielleicht etwas von dem neuen Zubehör, das wir hier vorstellen, und planen Sie einen Fototag oder ein Fotowochenende, um den Herbst fotografisch so richtig zu genießen. Fangen Sie die Farbenvielfalt, das besondere Licht und die einzigartigen Motive, die so nur der Herbst bieten kann, ein. Mit den nachfolgenden Inspirations- und Praxistipps wird Ihnen das sicher spielend leicht gelingen.

01 Nebelschwaden

Nebel verbreitet eine mystische Stimmung, wenn Sie ihn richtig in Szene setzen. Die Wasser-Partikel in der Atmosphäre bewirken eine Streuung des Lichtes und erzeugen somit eine Kontrastreduzierung. Gerade im Wald gelingen in den frühen Morgenstunden malerische Aufnahmen, wenn die schräg einfallenden Sonnenstrahlen durch die Baumwipfel scheinen und bis zum Waldboden durchdringen. Aber auch stimmungsvolle Gegenlichtaufnahmen mit einer Stadtsilhouette können ein sehr schönes Motiv abgeben. Alles, was Sie dafür brauchen, sind die tief stehende Sonne, eine Häuserreihe in der Ferne, ein Stativ, die Kamera und gegebenenfalls einen Grauverlaufsfilter, um beispielsweise den zu hellen Himmel etwas abzudunkeln.

02 Stillleben

In keiner anderen Jahreszeit gibt es so viele symbolträchtige Materialien wie im Herbst. Spielen Sie mit Laub, Ästen, Pilzen, Kastanien oder Eicheln, die Sie im Wald aufgelesen haben, auf unterschiedliche Weise, und arrangieren Sie ansprechende Stillleben. Ihrer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Positionieren Sie Feldfrüchte wie Kürbisse und Obst wie Feigen, Äpfel und Co. auf einem rustikalen Holztisch. Aber auch ein dampfender Tee oder ein mit Marshmallows gespickter Kakao sind lohnende Motive, die mit dem Herbst assoziiert werden. Drapiert mit Laub, einem Korb mit Holz, Kastanien und Nüssen ergeben sich schöne Motive. Ein aufwendiges Lichtsetting ist in der Regel nicht notwendig. Ein heller Fensterplatz und einige Reflektoren aus Styropor, die das Licht gezielt lenken, reichen aus. Mit der Kamera auf dem Stativ können Sie Ihr Augenmerk auf die Bildkomposition lenken.

03 Landschaftsaufnahmen

Die klare Herbstluft und das zu dieser Jahreszeit typische weiche Tageslicht bieten ideale Bedingungen für detailreiche Landschaftsaufnahmen – und mit ein bisschen Glück farbintensive Sonnenuntergänge. Zu Ihrem Equipment auf Fototour sollte auf jeden Fall ein stabiles Stativ gehören, ein (Standard-)Zoomobjektiv, ein Weitwinkelobjektiv mit möglichst kleiner Brennweite und außerdem ein Fernauslöser. Hilfreich sind außerdem ein Polarisationsfilter und ein Filterhalter für Rechteckfilter plus Verlaufsfilter. Für Fotos mit größtmöglicher Tiefenschärfe blenden Sie auf f/8 (MFT-Kameras) beziehungsweise f/11 (APS-C und Vollformat) ab. Stärkeres Abblenden provoziert eine zunehmende Unschärfe/Weichheit durch Beugungseffekte. Dank des stabilen Stativs sind eventuell notwendige lange Belichtungszeiten kein Thema, aber lösen Sie unbedingt mit Selbstauslöser oder Fernbedienung aus. Bei DSLR-Kameras gehen Sie am besten in den LiveView-Modus, dann fällt auch der Spiegelschlag weg und Sie können das Foto auf dem rückwärtigen Bildschirm entspannt komponieren. Ansonsten aktivieren Sie die Spiegelvorauslösung. Wählen Sie den niedrigsten Standard-ISO-Wert der Kamera (ISO 100 oder ISO 64). Die oft wählbaren noch niedrigeren ISO-Werte bringen keinen Vorteil, verschlechtern aber oft das Dynamikverhalten der Kamera. Mit diesen Einstellungen haben Sie die besten Voraussetzungen für knackscharfe Fotos geschaffen. Um die schönen, kontrastreichen Farben besonders hervorzuheben, kann es außerdem manchmal helfen, ein kleines bisschen unterzubelichten. Dadurch wirken die Farben satter und kontrastreicher und Sie haben mehr Zeichnung in den Lichtern.

04 Spiegelungen

Besonders faszinierend wirken Fotos, bei den sich die farbenfrohen Motive sozusagen verdoppeln. Spiegelungen in großen, ruhigen Wasserflächen wie Seen, aber auch Reflexionen in Tümpeln oder Pfützen erzeugen bei geschickt gewählter Perspektive eine ganz besondere Bildsprache. Die Oberflächen von Seen sind morgens oder spät abends, wenn Windstille herrscht, am glattesten. Aber auch bei leichtem Wellengang lohnen solche Aufnahmen, die dann ein wenig abstrakt wirken können.

Tipp:

Stellen Sie den Weißabgleich der Kamera auf „Wolken“ oder „Schatten“, um Aufnahmen von Herbstlaub wärmer zu gestalten. Nicht nur die Farben erscheinen dadurch wärmer, sondern auch die Kontraststrukturen kommen bei Nahaufnahmen besser zur Geltung. Wenn Sie den Weißabgleich manuell justieren möchten, spielen Sie mit der Farbtemperatur ein bisschen herum und machen Sie Reihenaufnahmen mit unterschiedlicher Farbtemperatur.

05 Tierische Kameraden

Der Herbst kann eine arbeitsreiche Zeit für Tiere sein, die ihre Futtervorräte für den Winter sammeln. Um Tiere wie Igel, Eichhörnchen und Co. vor die Linse zu bekommen, müssen Sie sich im ersten Schritt mit ihrem Verhalten und ihren Gewohnheiten befassen. Zu welcher Tageszeit sind sie am aktivsten, wo stehen die ertragreichsten Eichen etc.? Beim Fotografieren von Wildtieren sind große Brennweiten im Bereich von 300 mm und länger zu empfehlen, sonst flüchten sie bei Ihrer kleinsten Bewegung und kommen so schnell auch nicht wieder. Versuchen Sie, sich außerdem in Höhe des Tieres zu positionieren – das lässt das Tierporträt intimer wirken. Sie können Ihre Trefferquote im Übrigen erhöhen, indem Sie eine kleine Futterstation errichten und so die Tiere anlocken.

06 Urbane Motive

Auch an düsteren Tagen hält diese Jahreszeit eine Fülle an unterschiedlichen Motiven bereit – selbst in der Stadt. Mit Wein oder Efeu berankte Hinterhöfe oder melancholische Aufnahmen einer verregneten Einkaufspassage laden zum Beispiel zum Fotografieren urbaner Motive ein. Kombinieren Sie im nahegelegenen Stadtpark doch auch einfach mal Natur- und Architekturaufnahmen miteinander. Ein schönes Bild kann auch der Blick aus dem Fenster bei Regen ergeben. Der Trick bei solchen Bildern: Die Kamera muss parallel zur Scheibe ausgerichtet sein. Fokussieren Sie mit großer Blendenöffnung auf die Regentropfen, so erscheinen die im Regen vorbeihastenden Menschen verschwommen.

07 Detailaufnahmen

Mit Detailaufnahmen von Naturobjekten können Sie insbesondere bei Gegenlicht Strukturen, wie etwa die feinen Adern und Fasern eines Laubblattes, gut darstellen. Versuchen Sie doch auch mal Folgendes im heimischen Wohnzimmer: Arrangieren Sie Blätter auf einem Glastisch und leuchten diese mit einer Lampe von unten an. Damit der Lichtschein nicht zu stark ist, spannen Sie beispielsweise Backpapier dazwischen. So können Sie in aller Ruhe die feinsten Details mit einem Makroobjektiv herausarbeiten. Außerdem kommen so auch die Farben sehr intensiv zur Geltung, das durchscheinende Licht bringt sie förmlich zum Strahlen.