In den 60er Jahren avancierten Kameras zu Lifestyprodukten und die Erfolgsgeschichte scheint auch in den 70er Jahren unaufhaltbar.
Hier geht es zu Teil I unserer Reihe zur Fotografie-Geschichte.
Die 70er Jahre begannen wie die 60er endeten. Nach wie vor waren Kompaktkameras wichtigstes Geschäftsfeld der Fotoindustrie. Agfa übernahm das Kodak Instamaticfilm-Format, um in diesem stark wachsenden Marktsegment der „Bildermaschinen“ mitzuspielen. Denn zunehmend erkannte die Industrie das Umsatzpotenzial durch den Verkauf von Filmen und deren Entwicklung. Revolutionierend war 1972 aber die Einführung des Pocketfilms. Nach Minox, mit dem bisher kleinsten Aufnahmeformat von 8 x 11 mm, startete der Film Typ 110 mit Negativen im Format 13 x 17 mm eine neue Dimension der Fotografie. Das Format war groß genug für gute Abzüge im Format 13 x 18 cm und erfreute sich daher zunehmender Beliebtheit. Spätestens jetzt begann die Zeit der „Knipser“. Gemessen an der Anzahl belichteter Filme stellt diese Zielgruppedas größte Marktsegment dar.
Bei den hochwertigen Sucher-Kompaktkameras waren alle wichtigen Hersteller mehr oder weniger stark vertreten: Konica, Ricoh, Fuji, Canon, Minolta, Olympus, Yashica und einige andere sogar mit mehreren Modellen. Yashica bot beispielsweise mit der Electro TL X eine Neuheit mit vollelektronischer Belichtungsmessung an, während man bei Canon aus fast 15 verschiedenen Canonet Modellen wählen konnte. Olympus setzte mit der PenF-Baureihe ganz aufs Halbformat, während Minolta mit der HiMatic-Baureihe ebenfalls eine wichtige Rolle im Sucherkameramarkt spielte. Besonders die Kooperation zwischen Leica und Minolta im Jahre 1972 sorgte für großes Aufsehen. Das Modell CL – beide Hersteller brachten die Kamera mit der gleichen Bezeichnung auf den Markt – war für damalige Verhältnisse perfekt ausgestattet. Die CL verfügte über eine Ausstattung, die Leica erst 25 Jahre später wieder mit der Leica M6 lieferte. Während Leica nach einiger Zeit wahrscheinlich aus Wettbewerbsgründen, den Verkauf einstellte, präsentierte Minolta 1981 die CLE, die neben dem Leica M-Bajonett über das komplette damals machbare Elektronik-Paket verfügte: TTL-Belichtungsmessung, elektronische Belichtungssteuerung und sogar TTL-Blitzsteuerung. Auch wenn der relativ hohe Gebrauchtpreis viele abschrecken mag, ist die Minolta CL-E heute noch ein Kauftipp.
In dieser Aufzählung der führenden kompakten Kameras fehlt jedoch ein Hersteller: Asahi Optical. Dort wurde das Thema Kompaktkamera intern wohl als Priorität 2 eingestuft. Das Hauptaugenmerk bei Asahi Optical lag nämlich voll und ganz auf der Spiegelreflextechnik und da war der Hersteller extrem stark. Die Pentax ES mit elektronischer Belichtungsmessung und -steuerung und die neue SMC-Vergütung der Objektive für eine deutlich verbesserte Bildqualität waren das Maß der Dinge für anspruchsvolle Fotografen. Bei den Profis und der internationalen Prominenz gehörte sie zu den meistgenutzten Kameras. Und auch die Pentax 6×7, eine Mittelformatkamera in SLR-Form, fand besonders im Ausland großen Anklang. Die deutschen Mittelformat-Fotografen hielten sich jedoch eher an Kameras von Hasselblad oder Rollei, die die Option eines Wechselmagazins boten. Die Amerikaner hingegen haben dies etwas entspannter gesehen. Der Preisunterschied zu den Europäern war so groß, dass man sich statt einer Hasselblad gleich zwei Pentax 6×7-Gehäuse kaufen konnte – und eins davon fest mit Polaroid Magazin bestückte. Denn das Sofortbildsystem war aus dem Sortiment der Profifotografen nicht mehr wegzudenken. Ermöglichten doch die Polaroidfilme eine sofortige Kontrolle am Foto-Set. Als Polaroid im Jahr 1972 dann den SX-70 Sofortbildfilm einführte, gelang ein weiterer Meilenstein in der Fotografie. Jetzt hatte fast jeder Privathaushalt eine Kamera, die sofort Bilder lieferte. Ein Film erlaubte zehn Aufnahmen und kostete rund 20 DM.
Fotografie mit System
Aber zurück zu den Spiegelreflexkameras, die sich in dieser Zeit steigender Beliebtheit erfreuten. Nikon kam mit der F2 und Canon mit der F1 auf den Markt. Beide Kameras waren mit Bajonett ausgestattet und visierten den Profibereich an. Auch die Olympus OM-1 und die Contax RTS machten Furore, beide ebenfalls mit modernem Bajonett ausgestattet.
Asahi Optical setzte mit seiner Pentax ES immer noch auf das erfolgreiche M42 Schraubgewinde. Warum sollte der meistgenutzte Objektivanschluss auf einmal nicht mehr modern genug sein, sagte man sich im Hause Asahi Optical. 1975 musste Pentax dann doch auf den Marktdruck reagieren und stellte die K-Baureihe mit dem K-Bajonett vor.
Während Pentax Kameras noch die Einführung des Bajonetts feierten, kam von Yashica die FR-Serie auf den Markt. Das waren gut ausgestattete Kameras mit dem gleichen Bajonett wie die Contax Kameras, die schnell zum Geheimtipp avancierten, erlaubten sie doch das Montieren der hochwertigen Zeiss-Objektive.
Olympus stellte mit der OM-2 eine besonders zierliche SLR vor, die über ein besonderes autodynamisches Belichtungsmess-System verfügte. Während der Belichtung wurde nämlich weiter gemessen und bei Bedarf korrigiert – eine kleine Sensation. Aber nicht nur das Bajonett machte die Professionalität einer Kamera aus. Es war auch das Zubehör-System zur Kamera. Die Canon F1 und die Nikon F2 wie auch alle später folgenden einstelligen Nikon Modelle erlaubten einen umfangreichen Ausbau der Kamera. Sucheraufsätze wie den Lichtschacht, Sucherscheiben mit verschiedenen Markierungen (Gitter, Skala, Goldener Schnitt), Rückwände, um Daten in das Negativ einzubelichten, Langfilmmagazine für bis zu 250 Aufnahmen, Winder, die motorisch bis zu zwei Bilder pro Sekunde transportierten oder wie im Falle einer Nikon F2H, die bis zu acht B/s per Motorantrieb belichten konnten, waren nur einige Optionen um diese „Systemkameras“ an die jeweilige Anforderung der Fotografen anzupassen.
Mitte der 70er Jahre ging es dann Schlag auf Schlag. Canon revolutionierte den Markt mit der Einführung der AE-1 – der ersten Canon Kamera mit dem neuen Objektivbajonett FD. Dieses löste das FL-Bajonett ab. Bisher sorgte ein schwerer Metallring für schnelles Verriegeln des Objektivs an der Kamera. Ab sofort war das nun leichtere Objektiv mit einer zusätzlichen Blendenautomatik-Funktion ausgestattet, die von der 1978 vorgestellten Canon A1 dann auch genutzt wurde. Diese erste Spiegelreflexkamera mit Mikroprozessorsteuerung ermöglichte Zeit- und Blendensteuerung und erstmals eine Programmautomatik. Die neue Serie aus insgesamt vier Kameras (AE-1, AV-1, AT-1 und A-1) revolutionierte die Kameratechnik und auch den Kameramarkt. Für einige dieser Kameras gab es ebenfalls Systemzubehör, wie zum Beispiel Datenrückwand, Winder (bis zu zwei B/s) oder sogar Motorantrieb (bis zu fünf B/s). Im gleichen Zeitraum stellte Minolta die Objektivserie von MC- auf MD-Rokkor um, die ebenfalls eine Programmautomatik ermöglichte. Das Spitzenmodell XD-7 war der stärkste Konkurrent der A-1, hatte es jedoch sehr schwer, auch wenn die Programmautomatik durch eine ausgefeiltere Steuerung überlegen war. Die Basis der Minolta-Serie bestand ebenfalls aus vier Kameras (XG-2, XG-9, XD-5, XD-7). Bei Olympus waren es die OM-1, OM-2, OM-4 und OM-10. Gerade bei den großen Herstellern wie Canon, Nikon, Yashica und Olympus war das breite Angebot an verschiedenen Modellen Standard. Kleinere Hersteller, wie Ricoh, Fuji oder Konica, waren durchaus innovativ, kamen aber an die Produktvielfalt der Großen nicht heran, obwohl sie meist eine hervorragende Ausstattung bei guter Qualität zu einem günstigeren Preis boten. Ein wichtiges Entscheidungskriterium für eine Kamera war halt der Umfang des Zubehörs. Hier glänzten Minolta und Olympus, während kleinere Marken ein eher geringes Angebot hatten.
Auch Asahi Optical, inzwischen auf den Namen Pentax umfirmiert, kam schließlich mit einer neuen Serie auf den Markt: MX, ME, ME-super und MV. Sie zeigten, dass mit diesen besonders kompakten Kameras noch immer zu rechnen war. Der Höhepunkt der Miniaturisierung wurde mit der Auto 110 erreicht. Eine Kamera mit fünf Objektiven, Blitzgerät und Winder im Set (kleines Set 999 DM) zeigte, was an Miniaturisierung möglich war. Die Auto 110 markierte den Höhepunkt der Kameratechnik im Pocketformat.
Aufpreis für Schwarz: 50 DM
Mit den Modellen FE und FM brachte Nikon Ende der 70er Jahre eine kleine, aber feine Serie unterhalb des Spitzenmodells F2 auf den Markt. Diese lösten die Nikkormat-Serie ab und machten Nikon endgültig zum Lieferanten für Profigeräte. Fast jede Kamera wurde in einem schwarz-verchromten Messinggehäuse verkauft. Schwarz war Synonym für Verlässlichkeit und Stabilität. Das war neu, denn bis in die 70er Jahre hinein waren silber-verchromte Gehäuse noch der Normalfall. Gegen einen Aufpreis von bis zu 50 DM konnte der Kamerakäufer mit einem schwarzen Gehäuse ein kleines bisschen Profiimage dazu erwerben.
Bei unserer Reise durch die Zeit wollen wir nicht vergessen, dass Kodak in der Zwischenzeit eine deftige Niederlage erlitt. Animiert durch den großen Erfolg von Polaroid wollte der gelbe Riese auch am Sofortbildgeschäft partizipieren. Aufwendige Gerichtsverfahren waren die Folge, Millionenentschädigungen für Patentrechtsverletzungen mussten an Polaroid gezahlt und Verbraucher in einer großangelegten Rücknahmeaktion entschädigt werden. Zum lachenden Dritten avancierte Fuji, damals schon Lieferant für Polaroidfilme, zu diesem Zeitpunkt allerdings im Kleinbildmarkt noch nicht besonders stark vertreten.
Insgesamt galten die 70er Jahre als die Blütezeit der Fotografie. Hersteller wie Canon, Olympus, Yashica, Contax, Pentax oder Minolta boten eine reiche Auswahl an Spiegelreflexkameras hauptsächlich für die Fotoamateure. Wobei alle diese Hersteller durchaus auch Kameras für die professionelle Nutzung im Sortiment führten, auch wenn Nikon diesen Markt damals beherrschte. Die Auswahl war so groß wie nie zuvor. Die Vielfalt an Spiegelreflexkameras wurde auch durch Namen wie Ricoh, Konica, Cosina, Revueflex, Porst, Carena, Miranda und Agfa bereichert, nicht zu vergessen Praktica für den Einsteigerbereich und Leica für den ganz dicken Geldbeutel. Fotohändler waren nicht mehr länger Apotheker oder Drogeristen in weißen Kitteln, sondern moderne Berater für Fototechnik. Aus inhabergeführten Fotogeschäften entstand der moderne Fotofachhandel mit Spezialisten, die durch ihr Fachwissen unverzichtbare Berater für den damals schnell wachsenden Markt waren.
Darf es etwas kleiner sein?!
Die Spiegelreflexfotografie war ein Fotohobby mit oft umfangreicher Ausrüstung, die man jedoch nicht immer mitnehmen wollte. Der Pocketfilm war keine wirkliche Alternative für die hohen Ansprüche von Fotografen. Da waren die hochwertigen und kompakten Kameras der Rollei 35-Serie eine Offenbarung. Das, was dort unter den Bezeichnungen 35S (f/2,8, 40 mm Sonar Objektiv) und 35T (f/3,5, 40 mm Tessar Objektiv) angeboten wurde, stellt einen echten Meilenstein der Fotografie dar. Auch heute noch sind sie eine Kaufempfehlung. Lediglich die quecksilberhaltige Batterie gibt es heute nicht mehr, aber Alternativen dazu machen die Kamera wieder nutzbar. Es gab einige Weiterentwicklungen und Abarten, aber lediglich die Modelle 35S und 35T haben es in die Geschichtsbücher der Fotografie geschafft.
Das Prädikat „Kleinste 35-mm-Kamera der Welt“ war fortan stark umworben. Die Meister der fotografischen Miniaturisierung, die Firma Minox, bekannt für ihre „Spionagekameras“ in Minigröße, machte Rollei ab 1974 mit der Minox 35 den Titel der kleinsten 35-mm-Kamera streitig. Auch aus dieser Serie gab es verschiedene Modelle. Wie so oft sind auch hier sowohl die ersten als auch die späteren Modelle nicht unbedingte Kaufempfehlungen, aber die 35GT mit dem passenden Batterieadapter ist eine hervorragende Taschenkamera für den 35-mm-Film. An dieser Stelle seien auch die Olympus XA oder die Contax T erwähnt, die auf dem gleichen Qualitätsniveau lagen. Es gab also durchaus Taschenkameras, die eine gute Alternative zu Spiegelreflexkameras waren. Zumal mit Beginn der 80er Jahre die ersten Kompaktkameras auf den Markt kamen, die über eine automatische Schärfeneinstellung im Objektiv verfügten. Zunächst waren es Kameras mit einer einfachen Brennweite von meistens 35 oder 38 mm. Es dauerte nicht lange und jeder Hersteller bot hier Modelle für unterschiedliche Ansprüche an. Bis dann Nikon als erster eine Kamera mit zwei Brennweiten brachte. Nun konnte man zwischen Weitwinkel und Tele umschalten. Dann ging es Schlag auf Schlag, als Pentax die Zoom 70 vorstellte, eine Kamera, die erstmalig stufenlos zwischen 35 und 70 mm hin und her zoomen konnte. Es folgten schnell weitere Modelle für diese Produktkategorie. Alle etablierten Hersteller zogen nach. Pentax, bei denen das Spiegelreflexgeschäft inzwischen eher mäßig lief, konzentrierte sich zunehmend auf die Zoomkompakt-Kameras und war hier der Konkurrenz immer einen Schritt voraus. Sobald im Segment der 35-70-mm-Kompakten der Markt gesättigt war, brachte Pentax Kameras mit 35-90 mm und nach Marktsättigung in diesem Bereich eine Kamera mit sagenhaften 38-105 mm. Es gab immer schneller immer mehr Vielfalt, was Hersteller, die ursprünglich aus der Unterhaltungselektronik kamen, auf den Plan rief. Samsung, Casio und Panasonic wurden zwar noch als C-Marken von den Großen der Fotobranche belächelt, aber dabei auch heftig unterschätzt, wie die Zukunft zeigen sollte.
Nahezu jedes Unternehmen, das über optisches Know-how verfügte, wollte nun im Fotomarkt mitspielen. Während das Angebot immer weiter anwuchs und Pentax nur noch einer unter vielen war, kam der große Knall mit der Espio-Serie. Die kompakten Pentax Kameras waren bislang nie an die geringe Baugröße von Olympus XA, Minox GT oder Rollei 35 herangekommen. Erst mit der neuen Pentax Espio gelang es, eine Kamera mit Zoomobjektiv 35-70 mm, mit Autofokus, mit eingebautem Blitz und dem ganzen Chichi in einer Zigarettenschachtel zu verfrachten. In diesem Segment behauptete sich Pentax als Marktführer, an den keiner der anderen Hersteller heran kam.
Durch eine Gemeinschaftsentwicklung mehrerer Hersteller gelang es dann erst 1996 durch das APS-System (Advanced Photo System) die Markmacht von Pentax zu beenden und mit noch kleineren Kameras mit noch mehr Funktionen den Markt der kompakten Kameras zu erobern, siehe weiter unten.
Ein kleiner Ausflug zu den Aufnahmematerialien
Im Laufe der 80er Jahre hatte sich zunächst der Film mit einer Empfindlichkeit von 21 DIN/100 ASA etabliert. Speziell Diamaterial war sehr „zickig“ und musste sehr genau belichtet werden. Später gab es Farbnegativfilme, die zwar eine Nennempfindlichkeit von 24 DIN hatten, aber auch variabel zwischen 21 und 27 DIN belichtet werden konnten. Es gab dann auch Schwarz-Weiß-Filme, die auf Basis von Farbfilmen bei einer variablen Empfindlichkeit zwischen 18 und 30 DIN zu verwenden waren. Filme bestanden aus einer Emulsion mit eingelagerten Silberkristallen. Je größer diese Kristalle sind, desto weniger Licht ist notwendig, um diese ausreichend zu belichten. Diese Kristalle wurden dann in Form eines mehr oder weniger großen Korns beziehungsweise als mehr oder weniger starkes Rauschen auf Bildern sichtbar und entsprechend wurden die Filme als fein- oder grobkörnig bezeichnet. Filme in geringerer Größe, wie Pocketfilme mit 1/2 oder Discfilme mit 1/4 der Negativgröße eines Kleinbildfilms zeigen dieses Korn deutlich und zwar umso sichtbarer, je größer die Abzüge wurden. Ein Grund mehr, warum der Kleinbildfilm sich neben dem 120er Rollfilm über einen so langen Zeitraum als Standard halten konnte, dort war das Korn bei gleicher Vergrößerung weniger deutlich sichtbar. Lediglich der APS Film war auf dem besten Wege dem Kleinbildfilm den Rang abzulaufen. In einer Patrone gelagert, wurden die bereits belichteten Bilder, sicher verwahrt.
Spiegelreflex verliert an Glanz
Auch wenn die 70er und 80er Jahre als die Blütezeit der Spiegelreflexkameras gelten, wuchs das Marktsegment der Kompaktkameras ständig und stark an. Zoomkompakt-Kameras mit immer größerem Brennweitenbereich machten Furore und fanden ihren Höhepunkt in sogenannten Bridgekameras, die mit einem Brennweitenbereich von 28-200 oder gar 300 mm einen Objektivwechsel und somit eine Spiegelreflexkamera überflüssig machten. Aber auch Halbformatkameras wie die Yashica Samurai hatten zwar Exoten-Status, verkauften sich aber ganz gut. Das Fotohobby war weitverbreitet und eine Kamera galt oft als Statussymbol. Contax beispielsweise mit der RTS und Leica, zunächst mit der R3 als erstem Modell der lang laufenden R-Serie, galten als besonders imageträchtig. Oder die Olympus OM-Serie, die kompakten und hübschen Kameras mit dem gewissen Etwas, sprach nicht nur die Makrofotografen an. Als Maßstab galten allerdings Minolta und Canon, die sich in einem wahren Wettrüsten um die Spitzenplätze der Verkaufscharts stritten. Pentax, die sich voll auf den Kompaktkameramarkt konzentrierten, blieb nur ein Platz auf den hinteren Bänken, auch wenn mit der LX ein Achtungserfolg gelang. Vergleichbar mit der neuen Nikon F3 bot diese ein riesiges Zubehörsystem. Beide Hersteller waren sich auch bei der Bajonettkonzeption einig, denn beide Objektivanschlüsse blieben trotz vieler technischer Neuheiten abwärtskompatibel.
Mit der Zeit wurde es jedoch um Minolta immer ruhiger und Canon trumpfte mit der T-Serie zunehmend auf. Neben einer großen Modell-Auswahl für den Amateurbereich gab es mit der T90 ein ernstzunehmendes Profimodell. Die Kamera, gestaltet von Luigi Colani, sollte der Nachfolger der A1 werden, sprach aber durch die Ausstattung auch das Profisegment an.
Für die Fachleute stand damals fest: Der Gipfel der technischen Entwicklung ist erreicht. Was soll da noch kommen? Aber dann reformierte Minolta 1985 mit einer aufwendigen Einführungskampagne die Spiegelreflextechnologie vollends: Das Autofokuszeitalter begann und ab sofort hatte Minolta mit der 7000 AF wieder die Nase ganz weit vorn.
Als Canon zwei Jahre später das EOS-System und Pentax die SF-Serie einführte, stellte Minolta mit der Dynax-Serie bereits die nächste Autofokus-Generation vor. Auch wenn Minolta mit der 9000 und dann der Dynax 9xi den Profi im Blick hatte, wurde dieser Bereich zunehmend von Canon übernommen. Zwar war Minolta der AF-Vorreiter und Nikon der Platzhirsch bei den Profis, jedoch machte sich Canon auf, die Marktführerschaft in allen Segmenten zu übernehmen. Insgesamt sind es 40 Modelle, mit der EOS 1N als Spitzenmodell. Die EOS-Serie bietet für jeden Anspruch ein passendes Modell an. Der gesamte Kamera-Markt, vom Einsteiger- bis zum Highendsegment war so umkämpft wie nie zuvor. Doch das hatte auch seine Schattenseiten. Wenn bis dahin noch in allen Klassen robuste Kameras mit Metallchassis zu finden waren, boten mittlerweile manche Hersteller auch viel „Schrott“ an. Verzeihen Sie mir diese Ausdrucksweise. Aber konnte der Verbraucher bislang den Markennamen blind vertrauen, wurden bis in die Mittelklasse hinein plötzlich „moderne Werkstoffe“ statt Metall verbaut, was der Haltbarkeit der Produkte nicht immer zuträglich war.
Der Markt Spiegelreflex und Kompakt war in den 80er Jahren stark umkämpft und wurde nicht zuletzt durch die Konkurrenz der Elektronikkonzerne schier unüberschaubar. Kameraserien wurden zwei bis drei Mal im Jahr erneuert und Fortschritte gab es kaum noch. Die Entwicklung stagnierte und Zugewinne gab es meist nur noch durch Verdrängung.
Und so versuchte ein Konsortium, bestehend aus Canon, Fujifilm, Minolta und Nikon den Fotomarkt mal wieder zu revolutionieren. Der neue APS-Film im Format 17 x 30 mm besitzt viele revolutionierende Eigenschaften. Canon gelang mit der IXUS ein Jahrtausendmodell für dieses System, Agfa und Kodak nutzten das neue Format als Bildmaschinen und alle Hersteller, die Lizenzen erwarben, nutzten APS als neuen Standard für ihre neuen Kameras. Auch wenn lediglich Minolta mit der Vectis S1 die neue Technik wirklich ausschöpfte, etablierte sich dieses System zunehmend. Schließlich gelang es Kodak, eine Kamera zu konstruieren, die über einen Monitor verfügt, auf dem das Bild vor der Aufnahme geprüft werden konnte. Das Advanced Photo System, machte seinem Namen alle Ehre. Auch wenn es aufgrund eines großen Zeitversatzes zwischen Vorstellung und Einführung den Spitznamen „Alles Passiert Später“ bekam, waren die Weichen ganz klar Richtung Erfolg gestellt.
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben …“ – was dieses Gorbatschow-Zitat mit der Fotografie zu tun hat, erfahren Sie in Teil 3 unserer Serie …
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