Hawaii assoziieren viele mit baden am Strand, faulenzen unter Palmen und Cocktails schlürfen – nicht so Marc und Sabine Dziuba, die uns eine ganz neue Perspektive auf das Urlaubsparadies präsentieren.
von Jamari Lior
© Fotos Marc Dzuiba, Sabin Dzuiba
Wie kamt Ihr auf die Idee, „Hawaii von oben“ festzuhalten? War sie schon vor der Reise da?
Die Idee entstand erst wenige Wochen vor der Reise. Ich habe mich mit einem Arbeitskollegen unterhalten und ihm von unseren Plänen erzählt. Mein Kollege meinte nur: „Mensch, für so eine Reise brauchst du eigentlich eine Drohne …“ Damit hatte er bei mir einen Nerv getroffen, denn insgeheim hatte ich schon einige Male über so eine Anschaffung nachgedacht. Diesmal schien mir der richtige Zeitpunkt dafür gekommen zu sein und die Idee mit einer Bildstrecke „aus der Luft“ war somit geboren. Ich hatte schon länger ein bestimmtes Modell im Auge und bestellte es schließlich circa vier Wochen vor Beginn der Reise. Mein Kollege hat mich also mit dieser beiläufigen Bemerkung quasi einiges an Geld gekostet …
Wie hast Du Dich auf den Drohnenflug vorbereitet, wie oft, wann und wo hast Du geübt?
Als die Drohne geliefert wurde, waren es noch etwa drei Wochen bis zu unserer Abreise. Die Zeit wurde also ein wenig knapp. Ich bin daher so oft es ging mit der Drohne üben gegangen. Dazu nutzte ich zunächst ein nahegelegenes Feld und tastete mich langsam an die Sache heran. Ich muss auch zugeben, dass ich am Anfang ziemlichen Respekt vor dem Gerät hatte. Immerhin liegt die Höchstgeschwindigkeit bei circa 70 km/h.
Aber die Drohne unterstützt verschiedene Flug-Modi, die unter anderem die Geschwindigkeit begrenzen. Also bin ich zunächst nur im Übungsmodus geflogen. Dabei werden Geschwindigkeit und Reichweite gedrosselt.
Man muss tatsächlich zunächst ein Gefühl für die Steuerung entwicklen, denn das Ganze spielt sich ja in drei Dimensionen ab. Ich brauchte tatsächlich einige Stunden „Flugzeit“, bis ich das Modell sicher beherrschte. Insgesamt waren es circa 20 Flüge, die ich noch in Deutschland zum Üben gemacht habe. So hatte ich die Drohne unter der Woche auch häufig im Auto und bin nach der Arbeit direkt wieder ins Feld gefahren.
Was waren die Schwierigkeiten beim Drohnenflug?
Vor allem das Wetter kann das Fliegen erschweren. Der zum Teil recht starke Wind an den Küsten kann sogar zu einem Risiko werden. Das hatte ich so bei meinen Übungsflügen bis dahin noch nicht erlebt. Hier spielt auch die Flughöhe eine entscheidende Rolle: Je höher man fliegt, desto stärker wirkt sich der Wind aus.
Als ich zum ersten Mal eine Warnung auf dem Display wegen des zu starken Winds sah, war ich ziemlich verunsichert. Schließlich möchte man das Ding ja nicht verlieren. Aber man bekommt auch hier mit der Zeit ein Gefühl dafür, was die Drohne noch schafft und was man besser nicht riskiert. So habe ich die Drohne auch einige Male im Auto gelassen.
Zweimal wurden wir auch recht spontan von einem kleinen Regenschauer überrascht. Dann hieß es möglichst schnell landen, denn Wasser mag die Drohne überhaupt nicht.
Welche Überraschungen gab es?
Es gab einige positive Überraschungen, als wir plötzlich aus der Luft ein tolles Motiv entdeckten, das sich vorher gar nicht erkennen ließ. So entstanden einige Aufnahmen aus der Situation heraus, die nicht „geplant“ waren. Der Blickwinkel ist einfach so anders und „flexibel“, dass man selber häufig überrascht ist, wie es von da oben so aussieht.
Wie haben die Menschen auf Euch und die Drohne reagiert? Hat man Euch für Freaks gehalten?
Auf Hawaii ist man uns sehr freundlich und mit großem Interesse begegnet. Ich habe tatsächlich nicht einen einzigen negativen Kommentar erhalten. Die Leute waren sehr interessiert und haben häufig gefragt, ob sie mal ein Bild oder eine Videoaufnahme sehen könnten. Die allgemeine Meinung der Leute war eher: „Wow, von da oben lassen sich bestimmt coole Bilder machen.“ Man ist so sehr schnell mit den Leuten ins Gespräch gekommen – Touristen wie Einheimischen. Wir haben auch eine Handvoll anderer Drohnen-Besitzer kennengelernt und uns gut austauschen können.
Ich selber hatte hier mit deutlich mehr Skepsis beziehungsweise Kritik gerechnet, da mir befreundete Piloten schon so manche Story berichtet haben – aber Fehlanzeige. Auch in Deutschland habe ich bisher keine negative Erfahrung gemacht.
Was waren die spannendsten oder extremsten Momente?
Einmal hatten wir eine Konfrontation mit einem Schwarm Möwen. Die fühlten sich scheinbar von dem lärmenden Eindringling bedroht, formierten sich in der Luft und flogen regelrechte „Scheinangriffe“ gegen den Störenfried. Da bin ich lieber schnell gelandet …
Hat die Drohnenfotografie Eure Wahrnehmung von oder Eure Beziehung zu Hawaii verändert?
Auf jeden Fall hat sie im wahrsten Sinne des Wortes noch einen weiteren Blickwinkel hinzugefügt. Häufig kommt die Schönheit einer Landschaft ja erst so richtig zur Geltung, wenn man von einer erhöhten Position in die Weite sehen kann. Und mit einer Drohne kann man das quasi überall erreichen. Ich würde also schon sagen, dass die Drohne maßgeblich zu unseren tollen Eindrücken beigetragen hat.
Die Reise wäre sicher auch ohne die Drohne traumhaft gewesen und es sind auch reichlich „normale“ Bilder entstanden. Aber so war es nochmal was anderes und durchaus auch besonders. Nicht jeder schleppt so einen Apparat um die halbe Welt, um ein paar Luftbilder zu machen.
Könnt Ihr Euch so eine Strecke auch in Deutschland vorstellen?
Prinzipiell könnte ich mir auch eine Tour mit der Drohne in Deutschland vorstellen. Unser Land hat durchaus eine fantastische Vielfalt an Kulisse und Natur zu bieten. Andererseits ist es aber auch sehr dicht besiedelt und viele interessante Gegenden stehen unter Naturschutz. Das bedeutet, dass das Fliegen mit der Drohne dort verboten ist. Wenn man sich zum Beispiel eine entsprechende Karte ansieht (etwa AirMaps oder DFS Drohnen) fällt auf, wie viele Gebiete in Deutschland nicht für Flüge freigegeben sind. Daher wäre ist die Nutzung hierzulande im Vergleich zu Hawaii schon ein wenig eingeschränkt.
Marcs Drohnenequipment
- DJI – Mavic 2 Pro store.dji.com/de/product/mavic-2
- Hasselblad Kamera mit 20 MP – besonders geeignet für hochwertige Fotos
- Flugzeit: circa 30 Minuten
- Gewicht: 907 Gramm
Eindrucksvolle Aufnahmen, die noch vor einigen Jahren allenfalls vom Gleitschirm aus mit ner Kompaktkamera, die am Gestänge montiert war, möglich schienen!