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Ein Feuerwerk ist oft die Krönung von großen Festlichkeiten und macht besondere Momente unvergesslich. Mit unseren Tricks gelingt es Ihnen, das bunte Farbspektakel fotografisch in Szene zu setzen.
von Benjamin Lemm
Mit prächtigem Feuerwerk verabschieden wir uns jedes Jahr zu Silvester gebührend vom alten Jahr und heißen das neue Jahr festlich willkommen. Das visuelle Erlebnis des bunten Himmelsspektakels wollen viele Fotografen gerne in Bildern festhalten. Aber wie genau funktioniert das? Im Folgenden zeigen wir Ihnen, wie Sie das nächste Feuerwerk mit Ihrer Kamera in Szene setzen.
Die Ausrüstung:
- Die Kamera
Zunächst einmal brauchen Sie – na klar – eine Kamera. Wichtig ist hier vor allem, dass diese über den Modus M verfügt, sich also komplett manuell einstellen lässt, da wir für unser Feuerwerksfoto über das magische Dreieck aus Blende, Belichtungszeit und ISO verfügen können müssen. Mit der richtigen App (zum Beispiel Lightroom Mobile) lassen sich selbst Smartphones so konfigurieren, dass man mit ihnen Feuerwerk fotografieren kann.
Besonders hilfreich kann es sein, eine Kamera mit Live Composite zu nutzen, da sich mit dieser Funktion schon während der Belichtung genau überwachen lässt, wie das finale Foto aussieht. Aber auch mit einer herkömmlichen Langzeitbelichtung lassen sich wunderbar Feuerwerksfotos schießen. Hier sieht man die Ergebnisse eben erst, nachdem die Belichtung abgeschlossen ist und muss daher unter Umständen ein wenig experimentieren, bis man zum gewünschten Ergebnis kommt.
- Das Objektiv
Im Idealfall nutzen Sie für die Feuerwerksfotografie ein flexibles Objektiv, zum Beispiel ein Standardzoom im Brennweitenbereich 24-70mm, um vor Ort flexibel zu sein und den Bildausschnitt so wählen zu können, dass Sie die Explosionen im Himmel optimal festhalten. Wenn Sie lieber mit Festbrennweiten arbeiten, sollten Sie sich genau informieren, welche Gegebenheiten Sie vorfinden, wie und wo das Feuerwerk abgebrannt wird, denn schließlich sieht man das Ergebnis erst wirklich, wenn das Raketenspektakel schon im Gange ist. Und dann bleibt meist nicht allzu viel Zeit, um es entsprechend in Szene zu setzen. Die Lichtstärke der Objektive sind bei der Feuerwerksfotografie trotz der Dunkelheit übrigens eher zu vernachlässigen – dazu später mehr.
- Ein Stativ
Ein (Dreibein-)Stativ ist für die Fotografie von Goldregen und Co. unerlässlich. Denn hier muss man, wie wir später lernen werden, über mehrere Sekunden belichten, ohne dass sich die Kamera bewegt – und das ist aus der Hand heraus einfach nicht umsetzbar. Schon kleine Wackler führen dazu, dass das Bild verwischt und der Raketenzauber am Ende unscharf wird. Das Wichtigste ist, die Kamera so zu stabilisieren, dass sie sich während der Belichtung nicht bewegt. Am besten wählen Sie hierfür also ein robustes und stabiles Stativ, das auch bei leichtem Wind oder durch andere äußere Einflüsse nicht wackelt. Ein flexibler Stativkopf hilft außerdem dabei, den Bildausschnitt bei Bedarf schnell anzupassen.

Die Spiegelungen vom Feuerwerk im Wasser vollenden die Bildkomposition und machen das Foto noch interessanter.
Der richtige Standort
Bevor es losgeht mit dem Fotografieren, sollten Sie sich genau überlegen, von welchem Standort aus Sie das Feuerwerk am besten einfangen können. Die Schwierigkeit dabei: Oft lässt sich vorher nur ungefähr sagen, wo das bunte Lichterspektakel erscheinen wird.
Überlegen Sie, wo am Himmel die Raketenexplosionen wahrscheinlich zu sehen sein werden. Suchen Sie sich dann einen geeigneten – am besten erhöhten – Platz mit genügend Abstand, von dem aus Sie die erhoffte Szenerie am besten überblicken und fotografieren können. Seien Sie rechtzeitig an Ort und Stelle und planen Sie genügend Zeit für die Vorbereitung ein.
Die Kamera einstellen
Wählen Sie an Ihrer Kamera den Modus M, um die Parameter ISO, Blende und Belichtungszeit einzeln einstellen zu können. Fotografieren Sie außerdem auf jeden Fall in RAW – so fangen Sie mehr Details ein und können später deutlich mehr aus Ihren Fotos herausholen.
Damit die Kamera beim Auslösen möglichst nicht wackelt, sollten Sie außerdem einen Fernauslöser nutzen. Denn schon die kleine Erschütterung, die beim Betätigen des Auslösers an Ihrer Kamera entsteht, kann dazu führen, dass das Bild am Ende unscharf ist – und das trotz Stativ. Wenn Ihre Kamera nicht über eine solche Funktion verfügt, ist es ratsam, zumindest den Selbstauslöser einzusetzen. So kann sich der Fotoapparat nach dem Auslösen wieder stabilisieren und Sie vermeiden Unschärfe durch Verwackeln.
ISO
Stellen Sie den ISO-Wert so niedrig wie möglich ein, um Bildrauschen zu verhindern. Der niedrigste Wert ist bei vielen Kameras bei Feuerwerksfotografie ISO 100, manchmal aber auch ISO 200.
Blende
Da die Raketen meist in unterschiedlicher Entfernung explodieren, sollten Sie eine Blende von f/5,6 bis f/11 wählen, um möglichst viel Schärfentiefe zu erzielen und so alle Feuerwerksexplosionen scharf darstellen zu können. Je nachdem, wie hell die Raketen sind, können Sie durch Auf- oder Abblenden Über- oder Unterbelichtungen korrigieren. Beginnen Sie zum Beispiel mit einem Wert von f/8. Stellt sich das Foto im ersten Anlauf zu hell dar, blenden Sie ab auf f/11, ist es nicht hell genug, öffnen Sie die Blende auf f/5.6.
Belichtungszeit
Die Belichtungszeit hat bei der Fotografie von Feuerwerk eine ganz besondere Bedeutung. Denn wenn Sie den Verlauf einer Raketenexplosion in einem Bild festhalten wollen, müssen Sie auch über den gesamten Zeitraum der Explosion belichten. Dann können Sie auch mehrere aufeinander folgende Explosionen in einem Bild festhalten. Hierbei kommt es ein wenig darauf an, wie Sie Ihr Feuerwerksbild gestalten möchten. Auch wie oft Feuerwerkskörper abgeschossen werden, spielt eine Rolle. Daher müssen Sie ein wenig experimentieren. Je länger Sie belichten, desto mehr Explosionen lassen sich auf ein Foto bannen. Aber Vorsicht: Eventuell überlappen sie einander. Das sieht unter Umständen nicht so schön aus oder lässt das Bild überladen wirken. Beginnen Sie zum Beispiel mit einer Belichtungszeit von fünf Sekunden und steigern Sie diese gerne, wenn Sie mehr Feuerwerk in einem Bild zeigen wollen.

Die Silhouetten der Menschen im Vordergrund geben dem Foto zusätzliche Tiefe. © stock.adobe.com
Mehr Kontrolle im Bulb-Modus
Manche Kameras verfügen über einen sogenannten Bulb-Modus, bei dem der Verschluss der Kamera so lange geöffnet bleibt, wie der Auslöser betätigt wird. Das hat den Vorteil, dass Sie beliebig lange belichten und die Aufnahme zu einem Zeitpunkt, der Ihnen geeignet erscheint, manuell beenden können. Bei einer klassischen Langzeitbelichtung mit voreingestellter Belichtungszeit haben Sie diese Freiheit nicht. Das ist aber gerade beim Feuerwerk besonders praktisch, denn Anzahl und Rhythmus der Explosionen lassen sich nur schwer voraussagen. Mit dem Bulb-Modus können Sie die Belichtung genau dann beenden, wenn Sie das Gefühl haben, genügend Raketen erwischt zu haben.
Da Sie bei den meisten Kameras während des Fotografieprozesses nicht sehen können, wie sich das Bild entwickelt, müssen Sie aber auch hier ein wenig Fantasie mitbringen – es sei denn, Sie besitzen eine Olympus-Kamera. Diese Modelle verfügen über eine Funktion mit dem Namen „Live Composit“. Dabei kann man bei Langzeitbelichtungen die Entstehung des Bildes live mitverfolgen. Das heißt auf die Feuerwerkfotografie bezogen: Sie sehen schon während Sie noch belichten, wie die Feuerwerkskörper Ihr Bild in der Kamera „malen“. So haben Sie mehr Kontrolle über das Bild und sind weniger abhängig von Glück und Zufall.

Der Rauch des Feuerwerks am Himmel verstärkt den Farbeffekt der Raketen.
Manueller Fokus
Bevor Sie fotografieren, müssen Sie natürlich zunächst auf das Motiv der Wahl fokussieren – und das ist bei Feuerwerk gleich doppelt schwierig: Zum einen funktioniert ein Autofokus bei Dunkelheit oft nicht so gut wie gewohnt. Zum anderen kann man eben nur dann fokussieren, wenn auch schon etwas zu sehen ist – im Vorfeld eines Feuerwerks, das noch nicht angefangen hat, ein denkbar schwieriges Unterfangen. Wir empfehlen Ihnen, für die Aufnahme des Lichtspektakels den manuellen Fokus zu nutzen und diesen zu Beginn des Feuerwerks auszurichten. Eine geschlossene Blende hilft dabei, wie oben erwähnt, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass das Feuerwerk im Fokus ist.
Der richtige Bildausschnitt
Nun geht es an die Bildkomposition. Wie wollen Sie das Raketenspektakel darstellen? Wollen Sie es im Kontext der Umgebung zeigen oder nur einzelne, bildfüllende Explosionen fotografieren? Wie Ihr Foto am Ende aussehen soll, bestimmen Sie. Wie bei allen anderen fotografischen Disziplinen sind hier Ihr Blick für ein ästhetisches Gesamtbild sowie Ihre fotografische Erfahrung gefragt.
Fotografieren Sie nicht nur das Feuerwerk an sich, sondern auch die Kulisse drumherum. Durch die Lichteffekte lassen sich hier interessante und kreative Ideen umsetzen. Nutzen Sie Reflexionen im Wasser oder machen Sie ein Porträt mit Feuerwerk im Hintergrund. Die Explosionen im Bokeh darzustellen kann einen tollen Effekt haben. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Experimentieren und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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