von Jamari Lior

Mit dieser Variante einer bekannten Fotografenweisheit möchten wir in diesem Artikel den Fokus auf einen leicht unterschätzten Bereich der Fotografie lenken. Denn ein spannender Hintergrund bietet eine perfekte Basis für Poster oder für kurze Texte wie Gedichte oder Rezepte. Wir zeigen, wie Sie Bilder mit attraktiven Hintergründen fotografieren.

Unaufdringlich soll er sein, aber zugleich attraktiv, farblich harmonisch und zum Thema des Textes passend. Folgende Motiv- und Inszenierungstipps helfen Ihnen, den perfekten Backdrop zu finden und zu inszenieren.

Texturen

Mal unruhig und detailreich, mal großflächig und schlicht – Texturen können ganz verschiedene Looks besitzen. Zudem sind sie auch unterschiedlich gut erkennbar: Manche Texturen sind etwa klar als Holzstrukturen oder abblätternde Tapeten, als Grasboden oder als Lederstücke identifizierbar, bei anderen ist es recht unklar, worum es sich handelt. Wichtig ist, die Textur so zu fotografieren, dass die mittleren Bereiche, die in der Regel letztlich vom Text bedeckt sein sollen, ruhiger sind, als die Außenbereiche, die in den meisten Fällen frei bleiben. Bedenken Sie dies schon bei der Auswahl des Frames: Wenn Sie also eine Steinstruktur fotografieren, gehören die spannendsten Maserungen und Risse nicht in die Mitte, sondern in die Randbereiche.

Diese Holzstruktur bringt direkt eine interessante Vignette mit, die die Aufmerksamkeit auf den helleren und wärmerfarbigen Bereich lenkt.

Auch die Lichtrichtung spielt eine Rolle: Sanftes Licht von oben erlaubt später fast jede Verwendung, seitliches Licht hingegen erschafft ein Oben und ein Unten, das die spätere Verwendung einschränkt: Denn dann ist klar, wie herum die Textur richtig erscheint und wie herum sie seltsam wirkt – Licht kommt ja bekanntlich meist von oben und nicht von unten.

Stets lohnt es sich, mehrere Motive aufzunehmen, beispielsweise falls mehrere Backdrops benötigt werden, wie etwa bei den Seiten eines Katalogs. In diesem Fall wirkt es lebendiger, unterschiedliche Bilder derselben oder einer sehr ähnlichen Textur zu nehmen, als bei jeder Seite exakt dieselbe zu nutzen. Achten Sie darauf, dass Ihre verschiedenen Motive des Backdrops dieselbe Lichtrichtung erhalten und hinsichtlich der Strukturierung vergleichbar sind.

Ein einfacher, frühlingshafter Backdrop, der sich fürs Querformat eignet – als Hochformat mit Blumen oben wäre die Schattensetzung ungeeignet.

Natürlich sollten Sie auch auf die Passung von Thema und Backdrop achten: Ein gemaserter Holztisch, der an einen nostalgischen Küchentisch erinnert, passt zu einem Vintage-Rezept, eine Metallfläche zu einem Text, der ein modernes Thema behandelt, eine Grasfläche zu einem Naturthema. Auch der Kontrast spielt eine Rolle: Arbeiten Sie am besten mit dunkleren oder helleren Tönen – auf dunkelgrünes Gras lässt sich später gut weißer Text platzieren, während der Kontrast bei mittelgrünem Gras etwas geringer ausfällt.

 

Arrangements

Eine zweite Art, Backdrops zu gestalten, besteht in Arrangements. Zusätzlich zur Struktur dekorieren Sie tendenziell eher flache Elemente an die Ränder des Bildes. Hier ist es also sinnvoll, das Thema der Bild-Text-Zusammenstellung schon zu kennen oder zumindest – im Falle von Stockfotografie – eine klare Vorstellung davon zu haben: Mehl, Plätzchen und Küchenmesser passen etwa zu einem Backrezept, aber nicht unbedingt zu einem Liebesgedicht. Beim Fotografieren derartiger Backdrops ist es wichtig, auf eine eher geschlossene Blende zu achten – ein Schärfeverlauf im Bild wirkt bei Backdrops oftmals eher irritierend. Entsprechend gilt auch, dass die Elemente nicht zu hoch sein sollen: Flaches wie Bücher, Handys, Zettel, liegende Stifte, Schokoladentafeln, Puzzles und ähnliches eignet sich hingegen besonders gut.

Ein Stoff eignet sich bestens als Hintergrund – in diesem Fall wäre der untere, ziemlich unruhige Bereich aber für Textelemente eher ungeeignet.

Gerade Backdrop-Arrangements sollten farblich harmonisch gestaltet sein. Zu knallige Farben an den Bildrändern ziehen die Aufmerksamkeit zu stark zu ebendiesen Bereichen.

Wo aber genau sollten Sie Elemente platzieren? Eine geteilte Diagonale, eine untere und eine obere Ecke, zeichnet ein dynamisches Backdrop-Bild. Auch eine Ecke ausgefallener zu gestalten und eine zweite etwas dezenter wirkt meist zugleich harmonisch und nicht zu langweilig. Doch auch symmetrische Rahmungen können – je nach geplantem Gesamtbild – bestens passen.

Eine schlichte Betonwand-Struktur eignet sich als Backdrop für unterschiedliche Texte.

Auch hier gilt: Variieren Sie das Arrangement, um mehrere Motive bei gleich bleibender Lichtsetzung zu erzielen, sodass Sie etwa ein kleines Booklet bestücken können. Umso wichtiger ist dies, wenn Sie noch nicht genau wissen, welche Texte Sie verwenden beziehungsweise welchen Textumfang Sie benötigen werden. Für mehr Auflockerung empfiehlt es sich ferner, die Requisiten ein wenig zu variieren – zum Beispiel statt eines Briefumschlags neben einem Block bei der nächsten Aufnahme einen Stift und einen Radiergummi zu dekorieren und eine Seite vom Block abzureißen oder einen größeren Schluck aus der Kaffeetasse zu nehmen. Auf diese Weise können Sie mithilfe der Backdrops sogar eine kleine Geschichte erzählen, etwa, wie während eines langen Arbeitstages die Utensilien umgelegt werden und aus dem morgendlich ordentlichen Tisch abends ein kreatives Chaos entstanden ist. Natürlich sollte die Geschichte auch zu den intendierten Texten passen.