Zwei oder mehr Personen auf einem Bild machen das Arrangement oft schwieriger, das Shooting-Paket aber meist zeiteffektiver und günstiger. Zweier-Shootings lohnen sich vor allem, wenn Sie besondere Locations für begrenzte Zeit gemietet haben – beachten Sie jedoch, dass dann auch zwei zueinander passende Kostüme zu organisieren sind.

Kings & Queens vor Ihrer Kamera – so läuft das, wenn Sie Kunden fotografieren möchten, denn „der Kunde ist König“. Wir verraten Ihnen, wie Sie bestmöglich mit den „Royals“ umgehen. Übrigens eignet sich diese Herangehensweise ebenso, wenn Sie fotounerfahrene Freunde oder Verwandte vor der Linse haben.

 von Jamari Lior

© Fotos Jamari Lior

Worauf kommt es eigentlich an, wenn man Privatkunden fotografiert? Wie wird man als Fotograf erfolgreich und beliebt bei seinen Kunden? Sicher gibt es keine Patentlösung hierfür, aber vielleicht ein paar Anhaltspunkte. An allererster Stelle steht natürlich, dass Sie sich sicher fühlen. Das bedeutet: Sie haben Ihr Equipment unter Kontrolle, wissen, wann Sie welches Objektiv verwenden und können anderen verständliche Posinganweisungen geben. All das können Sie zum Beispiel bei Workshops oder zwanglosen TFP-Shootings üben, also bei Shootings, bei denen Model und Fotograf kein finanzielles Interesse haben, sondern für ihre Mappen arbeiten.Aber es gibt noch weitere Aspekte, die Sie speziell für Kunden-Shootings bedenken sollten:

Vor Ihrer Kamera eine Königin: Wenn das Styling so ausgefallen sein soll, müssen Sie gut planen und entsprechende Kostüme bereithalten. Model: Ana Diya. Styling: Eva Hinsken-Ebbing.

Machbarkeit

Fürs Portfolio widmen sich Fotografen oft sehr aufwendigen Arbeiten – hier investiert man viel Zeit und bisweilen fließt sogar viel Geld. Tolle Locations werden gemietet, vielleicht sogar gratis organisiert, da der Besitzer sich auch eindrucksvolles Bildmaterial erhofft, eine Visagistin ist am Start und man wartet gemeinsam auf das beste Wetter, notfalls plant man das Shooting Wochen zuvor und findet dann zusammen, wenn der Wetterbericht den schönsten Sonnenuntergang verspricht – undenkbar bei den meisten Kundenshootings.

Geht es nicht um einen Job, sondern um das freie Ausprobieren, wagt man zudem mehr. Natürlich zeigt man gelungene Ergebnisse solcher Arbeiten auch gerne in seinem Portfolio – aber ist das repräsentativ? Ehrlich müsste man zugeben: Mit einem „Normalkunden“ zu einem passablen Preis sind derartige Fotos nicht möglich. Dennoch ist es berechtigt, seine besten Fotos im Portfolio auf den sozialen Medien oder auf der eigenen Website zu präsentieren – oder zumindest ist es gang und gäbe. Nur muss man es gegebenenfalls dem Kunden beibringen, dass das Präsentierte nicht unbedingt repräsentativ ist. Viele mögen das zwar schon ahnen, erfahrungsgemäß gibt es allerdings einige, die die Situation nicht einschätzen können.

Auf manche wirkt es furchterregend, auf andere professionell: Das Fotostudio.

Manchmal ist es sinnvoll, potenziellen Kunden Fotos aus anderen Kundenshootings (sofern erlaubt!) zu zeigen und zu erläutern, was mit welchen eventuellen Extrakosten verbunden ist. Übrigens: Sie sollten nicht per se jeden Auftrag annehmen. Wenn etwas gar nicht zu Ihrem Stil oder Ihren Vorlieben passt oder Sie sich in einem Genre total unsicher fühlen, ist es oft richtig, das genauso zu kommunizieren. Ehrlichkeit lässt dann keinen Raum für Spekulationen, warum Sie kein Angebot unterbreiten.

Ihr persönlicher Style spiegelt sich vielleicht auch in Ihrem Outfit und Auftreten.  Betrachten Sie sich und Ihre Dienstleistung als Gesamtpaket.

Gespür für Geschmack

Was mag der Kunde wohl? Nicht jeder Kunde „funktioniert“ gleich. Hinzu kommt aber auch, dass nicht jeder Kunde artikuliert, wie er sich die Fotografien letztlich wünscht. Sollen sie stark bearbeitet sein oder eher natürlich wirken? Sollen sie mehr inszeniert sein oder eher weniger? Hier müssen Sie ein Gespür entwickeln für das, was dem Kunden zusagt. Oft hilft es, den Kunden schon im Vorfeld zu fragen, welche Fotos aus dem eigenen Portfolio ihm gefallen beziehungsweise in welche Richtung er arbeiten möchte.

Besonders wichtig ist es, auch mit Blick auf die Bearbeitung die Kundenpräferenzen einzuschätzen. Möchte ein Kunde, dass seine Figur geformt wird oder ist er mit sich zufrieden, wie er ist? Will er Fältchen gemildert haben oder sollen Proportionen dem Schönheitsideal angenähert werden? Oder empfindet er so etwas sogar als Beleidigung? Hier bietet es sich an, schon während des Shootings vorsichtig „abzutasten“, was sich der Kunde wünscht.

Zeiteffizienz

Zügig muss es gehen, aber natürlich soll es auch nicht gehetzt wirken. Manche Kunden wünschen sich ein Vorgespräch – wann sollten Sie dies anbieten? Bei einem Mini-Shootingpaket noch diese Zeit draufzurechnen und womöglich ohne Garantie, ob die Entscheidung dann überhaupt zugunsten des eigenen Angebots ausfallen wird – das ist vermutlich zu viel verlangt. Überlegt jemand, ein besonders großes Paket zu buchen, ist ein Vorgespräch vermutlich schon einen Gedanken wert – und verständlich, vor allem, wenn es um sensible Themen wie Akt oder Erotik oder um besonders emotional wichtige Shootings wie die Hochzeitsbegleitung geht.

Auch beim Shooting müssen Sie sicher auf die Zeiteffizienz achten beziehungsweise einkalkulieren, wie lange es dauern darf. Bei Ihrer Finanzplanung sollten Sie auch darauf achten, wie viel Zeit Anfahrt, Setaufbau oder Make-up  benötigen – in der Regel können Sie diese Zeiten nicht sinnvoll anderweitig nutzen.

Allerdings wirkt es unter Umständen auch seltsam, wenn ein Shooting allzu schnell geht: Vielleicht sind Sie sich selbst schon 100 Prozent sicher, den perfekten Schuss im Kasten zu haben, aber der Kunde ist doch etwas erstaunt, dass nach zwanzig Minuten schon alles vorbei sein soll. Vielleicht ist er in so kurzer Zeit noch gar nicht richtig „aufgetaut“! Eventuell lohnt es sich also, doch noch ein paar Mal mehr abzudrücken. Mit veränderter Pose kommen vielleicht sogar noch bessere Bilder zustande.

Kommunizieren Sie, gerade, wenn das Shooting sehr schnell geht, auch, wie lang Sie an der Bearbeitung sitzen – so manch ein Kunde meint, nach dem Ziehen von zwei, drei Reglern sei das Bild schon perfekt.

Berücksichtigen Sie auch die Stärken Ihrer Kunden. Wer zum Beispiel wie Model Dia in der Burlesque-Tanz-Szene aktiv ist, kann sich nicht nur gut bewegen, sondern bringt auch selber interessante Outfits mit.

Regelungen

Zahlreiche Regelungen sind natürlich zu klären und schriftlich festzuhalten. Hierunter fällt zunächst die generelle Bestätigung, dass der Fotograf Bilder aufnehmen und verwahren darf. Dann geht es zum Beispiel um folgende Fragen:

  • Erhält der Kunde auch die Rohdateien? Falls ja, was darf er damit machen? Der Vorteil hierbei: Der Kunde hat damit quasi auch eine Sicherung der Daten. Eine Alternative wäre, dem Kunden die Rohdateien als verkleinerte JPEGs zur Verfügung zu stellen oder nur eine Auswahl der besten Bilder zu schicken.
  • Das Wasserzeichen in den Bildern ist ein weiterer Aspekt: Muss es rein, darf der Kunde auch ohne Wasserzeichen Fotos veröffentlichen?
  • Wie sieht es mit der Verlinkung in den sozialen Medien aus? Muss der Kunde hier den Fotografen verlinken? Der Sinn der Verlinkung wäre bei einem Social Media-Sternchen wahrscheinlich auch anders zu bewerten als bei einem kleinen privaten Profil. Je nach Termin könnten Sie selber andere Präferenzen haben: Fotografieren Sie in einem Stil, der eigentlich nicht das ist, was Sie gerne mögen, möchten Sie vielleicht bewusst auf die Verlinkung Ihrer Seite verzichten.
  • Und was dürfen Sie als Fotograf? Können Sie die Bilder auch für Ihre eigenen Referenzen on- und offline verwenden oder ist das ausgeschlossen? Falls erlaubt, müssen Verlinkungen oder Namensnennungen stattfinden oder ist dies vielleicht gerade nicht erwünscht?

Halten Sie all diese Aspekte vor dem Shooting vertraglich fest.

Gerade bei Shootings im Aktbereich ist eine besondere Vertrauensbasis zwischen Fotograf und Model oder Kunden notwendig – hier hat ein Vorgespräch durchaus seine Berechtigung. Model: Lea Elena.

To-do-Liste Kundenshootings

  • Machbarkeiten besprechen
  • Grenzen zeigen, zum Beispiel hinsichtlich der Visagistik, des Wetters, der Location
  • Gegebenenfalls Ausweichtermine festlegen
  • Vertragliches vor dem Shooting weitestgehend klären, darunter auch, ob die Fotos als Referenz verwendet werden dürfen, um anderen Kunden mögliche Bildergebnisse zu zeigen
  • Während des Shootings Bearbeitungspräferenzen heraushören und notieren

Das gute Geld

Jetzt mal ehrlich – wieviel soll es kosten?

Betrachten wir einen Anfänger im Bereich People-Fotografie. Wieviel darf ein Shooting bei ihm kosten? Diese Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten. Simple Fotos vor grauem Hintergrund dürften billiger sein als solche in einem aufwendigen Set, für das viel Requisite organisiert werden musste. Kostüm, Visagistik und Locationmiete fallen unterschiedlich stark zu Buche und auch die Bearbeitungszeit kann je nach Situation, Erfahrung und Kundenwunsch einmal wenige Minuten betragen und beim nächsten Shooting viele Stunden. Stets muss man auch das Equipment von der Kamera über die Objektive und Lampen bis hin zum Computer, zu den Festplatten und den Bildbearbeitungsprogrammen einkalkulieren, die Zeit, die man für Werbung, für das Fotografieren und für die Bildbearbeitung investiert und vieles mehr.

Konkret: Unter 150 bis 200 Euro ist auch ein kleines Shooting wohl kaum anzubieten, wenn man nicht letztlich mit einer Nullsumme oder gar einem kleinen Minus nach Hause gehen möchte. Im Billigbereich lässt sich als Einzelperson einfach nicht mit den Ketten konkurrieren, die schon für um die 30 Euro Minishootings „von der Stange“ anbieten. Allerdings haben viele Kunden auch klare Preisgrenzen. Gerade Schülerinnen, Studenten und Auszubildende können meist keine höheren dreistelligen Beträge aufbringen. Wie lässt sich das Problem lösen?

Wenn Sie ganz genau wissen, wie Sie das Bild am besten aufnehmen, Set und Licht schon stehen – dann kann es durchaus recht schnell gehen. Lassen Sie Ihre Kunden aber, nachdem Sie „Ihr“ Bild im Kasten haben, noch Variationsvorschläge einbringen, oft kommen so noch individuellere Motive in den Kasten und es hilft auch dem vielbeschworenen „Auftauen“. Eine weitere Möglichkeit, Ihre Finanzplanung sinnvoll zu gestalten, besteht in der Bündelung von Kunden: Für einen Aktionstag mietet man eine Location gleich für mehrere Shootings. Oder eine Visagistin arbeitet günstiger, da sie die Fahrt nicht mehrfach einplanen muss. Auch die Anzahl der Bearbeitungen lässt sich variieren oder die Möglichkeit späterer Nachbestellungen einschränken.