Wie aus einem Fantasy-Film wirken die Fotos von „Caros Foto Linse“. Auf Facebook sind wir über die fantastischen Werke „gestolpert“ und haben Caro sogleich um ein Interview gebeten.

 von Jamari Lior

© Fotos Caros Foto Linse

Selten war jemand so erstaunt über eine Interviewanfrage wie Caro. „Ich?“, wunderte sie sich bei unserem ersten Telefonat. „Warum denn das?“ Weil Caros Arbeit uns sofort verzaubert hat. Wir freuen uns, sie Ihnen vorzustellen.

Mariechen & Schneck: Caro nennt dieses Foto liebevoll „Mariechen und Schneck“ – und tatsächlich scheint es ein kleines Märchen zu erzählen.

Wie kamst du zur Fotografie?

Vor fünf Jahren musste ich meinen Garten verkaufen, ich habe es zeitlich nicht mehr geschafft habe, ihn instand zu halten … Um aber weiterhin der Natur nah zu sein, habe ich mir kurzerhand eine Kamera gekauft und einfach drauflos probiert. Inspiriert haben mich Fotos von Pilzen, Schmetterlingen und Schnecken, die schön freigestellt waren. So etwas wollte ich auch einmal können …

Sehr geometrisch – weiße Linien und ein roter Kreis – und zugleich wunderbar verträumt wirkt dieses Bild.

Was begeistert dich an der Makrofotografie?

 Das Beste daran ist, dass man mit der Kamera viel mehr sieht, als mit dem bloßen Auge und dabei soviel lernen kann. Ich hatte seit meiner Kindheit eine große Phobie vor Spinnen und allem, was summt. Der Blick durch die Kamera ist aber so spannend, dass die Neugier überwiegt. Man beschäftigt sich dann auch mit dem Nutzen von Insekten. Genauso bei Pflanzen: Man entdeckt Blattstrukturen oder Regentropfen mit interessanten Spiegelungen – es ist wie eine neue Welt, in die man eintaucht.

Wer hätte gedacht, dass Caro eigentlich kein großer Fan von Insekten war? Die Fotografie, so zeigt sich immer wieder, kann auch dabei helfen, Phobien und Aversionen abzubauen.

Was macht deinen Look aus? Welche Technik nutzt du?

Ich nutze für all meine Aufnahmen die Panasonic FZ 1000 mit festem Objektiv, ein splatflexibles Ministativ sowie zwei Taschenlampen mit 300 Lumen. Entgegen allen Meinungen nutze ich den vollen Zoom meiner Kamera, optisch und auch digital. Wichtig ist mir, dass mein Objekt schon gut freigestellt ist, das heißt, dass die Umgebung in der Unschärfe versinkt. Die ISO habe ich fast immer auf 80 – alles andere stelle ich manuell ein, vor allem die Schärfe.

Wieder kombiniert Caro in diesem Bild Geometrie und ein märchenhaftes Flair.

Du nutzt tatsächlich Taschenlampen? Erzähl uns mehr über deine Licht-Präferenzen…

Am liebsten mag ich es, bei Sonnenschein zu fotografieren, gerne auch gegen das Sonnenlicht… Eine ganz unspektakuläre Situation kann auf einmal zu „DEM Motiv“ werden, wenn das richtige Licht dazukommt. Glaubt es oder nicht, ich nutze aber auch den internen Blitz der Kamera und habe immer zwei handelsübliche Taschenlampen mit dabei, um dorthin Licht zu zaubern, wo es fehlt oder prägnanter sein könnte, besonders bei der Fotografie von Pilzen.

[[Schneck Tropfen: Es braucht etwas Geduld, bis die Schnecke der Fotografin vertraut und sich aus dem Häuschen traut.]]

Deine Bilder wirken, als seien sie von Märchen inspiriert – ist es so?

 Es ist schon komisch, aber vom ersten Foto an hatte ich immer wieder einen Satz in meinem Kopf: „Was will uns Caro mit diesem Foto sagen?“ Ich habe keine Ahnung, woher er kam oder warum er mir immer wieder – bis heute – in den Sinn kommt, aber ich weiß genau: Ist er da, dann ist das Foto, das ich da gerade gemacht habe, für die Tonne. Und ich denke, der Sinn des Bildes ist ganz tief in mir – und das ist mein kleines Geheimnis. Ich möchte nicht nur ein Motiv aufnehmen, sondern etwas mit meinem Foto transportieren, oder präziser: Ich möchte fühlbar genau dieseen Moment transportieren, so, als wäre der Betrachter selber gerade dabei. Das gelingt mir bis heute nicht immer. Manchmal verhaue ich es völlig, aber manchmal ist das Gefühl einfach nur „wow“. Genau das inspiriert mich und spornt mich an …

Schneck trio: Schnecken hoch drei – wie magische Blumen wirken sie auf diesem Bild.

Erzähle uns von deinen Fotoabenteuern, was hast du so erlebt?

Bei mir in der Gegend befindet sich ein wunderschöner Schlosspark … Da gibt es immer viel zu entdecken. In den Morgenstunden hat man seine Ruhe, da dann erst wenige Menschen unterwegs sind. Der Park ist von Kanälen durchzogen, in denen Graureiher fischen und Schwäne ihre Runden ziehen. Darüber verlaufen schöne Rundbrücken. Ich wollte unbedingt einen Schwan unter genau einer dieser Brücke fotografieren, aber mit der Perspektive – die Kamera ganz flach über der Wasseroberfläche –, als würde ich im Kanal stehen. Also legte ich mich flach auf den Boden, hielt die Kamera so weit wie möglich in den Kanal und versuchte, mein Foto zu machen. Völlig vertieft und darauf konzentriert, dass meine Kamera nicht nass wird, muss ich wohl sehr hilfebedürfig ausgesehen haben, denn plötzlich packte mich jemand von hinten und half mir auf: Ein Security Mann, der seine Kontrollrunde machte, sah in mir eine vermeintlich hilflos am Boden liegende Person – also hin und Erste Hilfe leisten! Erst später bemerkte er meine Kamera. Nachdem wir beide den Schreck überwunden hatten, mussten wir erst einmal herzhaft lachen, aber mein Motiv war natürlich auf und davon …

Lieblingszutaten für Caros Fotos: Die Pusteblumen symbolisieren Vergänglichkeit, die Schnecke Entschleunigung.

Was empfiehlst du dem Anfänger in der Makrofotografie?

Das Wichtigste sind natürlich Neugier und Geduld. Hinzu kommt gutes Licht, denn je besser das Licht gesetzt wird, um so mehr Feinheiten kann man erkennen… Außerdem würde ich nicht im Autofokus-Modus beginnen, denn jede winzige Bewegung kann das Foto an falscher Stelle unscharf machen. Ferner empfiehlt sich ein Stativ, ein Kirschkernkissen oder ein mit Sand gefülltes Säckchen, damit die Kamera ruhig bleibt.

„Das Wichtigste sind natürlich Neugier und Geduld.“

Hast du Lieblingspflanzen oder -tiere vor der Linse?

Oh ja, ich liebe es, Schnecken zu fotografieren: Erstens entschleunigt mich ihre Langsamkeit, sodass auch ich mal einen Gang zurückschalte. Zweitens lassen sie lassen mir die Zeit, die ich brauche, um meine Kamera manuell einzustellen. Außerden mag ich Marienkäfer, die habe ich schon als Kind gern beobachtet. Schmetterlinge mit ihren verschiedenen Lebenszyklen sind ebenfalls sehr spannend. Und Libellen mit ihrer Vielfalt. Bei denen denke ich jedes Mal: Die beobachten doch eher mich, als ich sie …

Ein magischer Pilz – oder einfach nur tolles Licht, ein bisschen nachgeholfen mit einer Taschenlampe …

 Was passiert bei dir in der Bildbearbeitung? Wie wichtig ist für dich dieser Schritt?

 Für meine Bearbeitungen nutze ich Adobe Photoshop. Wie alles exakt funktioniert oder wie man es konkret nutzen sollte, habe ich allerdings nie gelernt. Ich gehe dabei rein intuitiv vor. Gern arbeite ich auch mit den Nik-Filtern. Es macht mir Freude, zu experimentieren und mit Farben zu spielen. Generell gilt: Ich bin nicht bestrebt, die Natur 1:1 abzubilden und wiederzugeben. Ich mache ja offensichtlich keine Bilder, an denen der Naturkundler Erkenntnisse generieren könnte. Stattdessen liegt mir mehr daran, in der Bearbeitung das gewisse „Etwas“ aus dem Foto zu kitzeln, sei es das Licht, das ich betone oder der Hintergrund, der manchmal eine Geschichte erzählen soll. Dazu nutze ich auch ab und zu Overlays. Oder ich setze meine selbst fotografierten Bokeh-Ebenen ein, die ich am Wasser oder im nassen Gras mit Offenblende aufgenommen habe. Diese kann ich dann immer nutzen, wenn es in der Natur mal nicht so gepasst hat oder wenn ich die Stimmung intensivieren möchte.

Eine Pfütze, ein Blatt, ein Marienkäfer. Wieder besticht das Bild durch die Kombination von Geometrie und Magie.

Caros Foto Linse

Caro lebt mit Hund Luzie und Katze Mila im schönen Mecklenburg-Vorpommern. Die Fotografie ist für sie der perfekte Ausgleich zum stressigen Arbeitsleben: „Ich genieße alles, was mit Natur und Tieren zu tun hat, das ist quasi meine Tankstelle.“

facebook.com/CarosFotoLinse