

Haben Sie eine Modelleisenbahn im Keller oder eine Trooper-Figur auf dem Regal? Kein Grund, verlegen zu sein. Im Gegenteil! Das ist erstklassiges Material für atemberaubende Fotos – wie der mexikanische Fotoprofi Felix Hernandez demonstriert.
von Jamari Lior | © Fotos Felix Hernandez

Star Wars Tamashii: Für die kleine Star-Wars-Figur gibt es extra Qualm – fertig montiert könnte man annehmen, ein Mensch habe sich aufwendig kostümiert.
„Meine Spielzeuge habe ich früher schon immer getunt“, erinnert sich der Mexikaner Felix Hernandez. „Ich wollte ihnen Persönlichkeit geben und habe sie also bemalt, verbrannt, dem Wetter ausgesetzt oder sonst wie transformiert, so dass sie der Vision, die ich von ihnen hatte, visuell entsprachen.“ Wenn man sich Felix‘ fantastische Fotowelten anschaut, erkennt man die Kontinuität. Dennoch war es ein weiter Weg dorthin. Nach seinem Grafikdesign-Studium arbeitete er in der Werbeindustrie als Art Director. Seine Ideen wollte er da auch mit Fotografien illustrieren und umsetzen. Dafür arbeitete er mit Bildern fremder Fotografen. „Aber irgendwie fehlte immer etwas. Ich wollte die Gesamtkontrolle haben, die Ideen so umsetzen, wie sie in meinem Kopf waren. Vielleicht bin ich auch ein schlechter Direktor. Aber mir wurde bald klar, dass ich die Fotos selbst machen musste“, erinnert sich Felix.
Inspirationsquellen
Fotografie hatte der 46-Jährige schon während seines Studiums gelernt. Jedoch war es nun, in der digitalen Ära, ein völlig neues Terrain. Mitlerweile fotografiert er schon seit fast 15 Jahren fast täglich; seit fünf Jahren entstehen die Montagen aus Modellbau und digitaler Manipulation. Inspiration hierfür findet Felix ständig – „ein Fluch und Segen“, wie er sagt. Einerseits macht es das Leben bunt, andererseits ist es fast schon zu viel, zu anstrengend, zu überwältigend. „Wenn ich eine noch ganz allgemeine Idee habe, dann nehme ich sie mit in meine Träume. Ich träume wirklich davon und programmiere meinen Geist, auf dem Konzept ‚herumzudenken‘. Dann träume ich von verrückten Bildern. Danach muss sie irgendwie erden, sodass stimmige Stories entstehen, die ich mit den Rezipienten teilen kann.“
Besonders wichtig ist es für Felix zu wissen, wie das Gehirn Größe wahrnimmt und wie man mit dieser Wahrnehmung fotografisch spielen kann. Dafür nutzt er verschiedene Techniken wie die passende Lichtsetzung, Fokus Stacking und Lichtmalerei. Soviel wie möglich entsteht in der Kamera. Aber auch die Bildbearbeitung ist ein wichtiger Teil von Felix‘ Arbeit, gegliedert in die Arbeitsschritte Rohentwicklung, Montage und Farbanpassung. Hierfür nutzt er Capture One, Adobe Photoshop und die Nik Collection.
![Arbeitsplatz: Ein kreatives Ambiente, in dem Felix‘ Arbeiten entstehen.]][[CR BTS1+2, CR Earthquake, CR flood: Ein Krankenwagen im Einsatz – auch auf widrigem Terrain.](https://www.pictures-magazin.de/wp-content/uploads/2020/04/Arbeitsplatz.jpg)
Arbeitsplatz: Ein kreatives Ambiente, in dem Felix‘ Arbeiten entstehen.]][[CR BTS1+2, CR Earthquake, CR flood: Ein Krankenwagen im Einsatz – auch auf widrigem Terrain.
Modellbau
Ganz besonders interessiert uns aber der Modellbau. Warum baut Felix seine Bilder nicht nur in Photoshop, sondern nutzt auch echten Modellbau? Natürlich braucht es eine gewisse Leidenschaft für den Modellbau, für anfassbare Objekte. Als „magisch“, beschreibt er, wenn aus einer Idee ein Objekt wird. Er erinnert sich an die Spielfiguren in seiner Kindheit, stellt sich vor, wie toll es für ein Kind ist, wenn aus einer Figur auf einem Bildschirm plötzlich – zum Beispiel mithilfe eines 3-D-Druckers – eine echte Figur zum Anfassen wird, die nicht nur den visuellen Sinn anspricht, sondern auch den Tastsinn: „Erst so wird für das spielende Kind aus einer Actionfigur ein richtiger Held.“
Natürlich kann man auch wunderbare Bilder komplett in Photoshop kreieren. Da Stockbilder oft limitiert sind und sich nicht für jede Idee geeignetes Material findet, könnte man mit 3-D-Renderings arbeiten. „Aber irgendwie ist man dann allzu sehr versucht, dem gewohnten Weg zu folgen. All diese Arbeiten ähneln sich sehr“, meint Felix. „Ich will nicht sagen, dass ich einen neuen Weg gehe – keineswegs! Ich gehe einen alten Weg, der viel älter ist als der digitale, aber weit weniger beschritten wird.“
„Ich gehe einen alten Weg, der aber weit weniger beschritten wird.“
Ein Geschenk wird auf den Weg gebracht.
Ein Käfer macht sich auf den Weg … Wer hätte gedacht, dass er nur wenige Zentimeter misst?
Und wie kommt Felix zu seinen Modellen? Der Modellbau ist der aufwendigste Teil seiner Bilder. Er beinhaltet ganz unterschiedliche Aspekte. „Ich bin bei Weitem kein Experte“, meint der Mexikaner, „aber ich experimentiere gerne.“ Hierfür kommen Plastik-Kits zum Einsatz, 3-D-Drucke, Laserschnitt, Airbrush-Painting, aber auch Malerei mit dem Pinsel sowie die Techniken zur Verwitterung der Modelle. In puncto „Materialien“ gibt es für ihn kaum Grenzen: Er nutzt Hartschaum, Holz, Styropor, Steine, synthetisches Glas, Lehm, Puder, Kleber und verschiedenste Arten von Farben. Dafür besitzt er einen ganzen Raum in seinem Studio, in dem er sich richtig austoben kann.
Und was geschieht mit den Modellen nach dem Shooting? Natürlich kann man ein Modell auch für mehrere Shootings nutzen – nach Möglichkeit vermeidet Felix das aber: Jedes Modell ist für ihn wie eine Figur in einem Film. Dieselbe Figur mag man nicht in einem ganz anderen Film sehen.
Von der ersten Skizze über das Modell bis zum Bild.
Felix Hernandez
Der Mexikaner ist international tätig und hat schon für Audi, Volkswagen, Mattel, Nickelodeon und Cadbury gearbeitet. www.hernandezdreamphography.com
Beeindruckende Videos zur Entstehung seiner Werke finden Sie unter
www.hernandezdreamphography.com/latest-project-1
www.hernandezdreamphography.com/new-page
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