von Jamari Lior

Sie haben eine Kamera und einen Menschen – was fehlt, ist die zündende Idee für ein spannendes und kreatives Foto. Wir helfen Ihnen und liefern einige Inspirationen, wie Sie das Beste aus der Menschenfotografie machen können.

Jeder Menschenfotograf kennt die Situation: Da hat man vor Wochen ein Shooting geplant und hatte richtig Lust, das Model perfekt zu inszenieren, oder spontan ruft eine Freundin an und fragt, ob man fotografieren möchte – was für eine Frage, na klar! Und dann kommt plötzlich die große Leere, es fehlen einfach Ideen, wie man das Model nun konkret in Szene setzen kann. Gerade dieser Moment kann richtig Stress erzeugen: Man steht unter Druck, denn irgend etwas möchte man „abliefern“, und dieser Druck blockiert die Ideenfindung.

Model Alina posiert auf einer hohen Gebäudestruktur. Das einfarbige Kleid stellt einen schönen Eye-Catcher dar.

Ein erster Tipp, den wir Ihnen ganz ohne konkrete Motivinspiration geben können, lautet ganz einfach: Beziehen Sie Ihr Model mit ein. Das heißt nicht, dass Sie gleich offenlegen müssen, unter einer Ideenblockade zu leiden. Fragen Sie doch einfach nach, welche Art von Fotografie dem Model besonders gefällt und ob es Beispielfotos, etwa von Pinterest oder ähnlichen Plattformen, zeigen kann. Allerdings kann ebendiese Bitte auch zu Problemen führen: So manch ein Fotomodel präsentiert als Vorbilder direkt die Crème de la Crème an Fotografien internationaler Superstars und erwartet ähnliches – eine weitere Blockade ist vorprogrammiert.

Daher ist es unter Umständen sogar besser, nicht nach konkreten Bildideen, sondern nach verfügbaren Kostümen, Materialien und Locations zu fragen, vielleicht ist da etwas dabei, das Sie inspiriert. Ansonsten haben wir natürlich noch konkrete Bildideen für Sie:

Das Kleid ergibt ein Oval, das durch die Pose und den Hut wieder aufgenommen wird. Ursprünglich war das Kleid rot, wurde in Photoshop aber umgefärbt, um der Farbgebung der Location zu entsprechen.

„Viel Drumherum“

Große Bauwerke haben den Nachteil, dass Menschen natürlich sehr klein wirken. Allerdings können Sie sich das auch zunutze machen und das Bauwerk bewusst imposant erscheinen lassen. Ansonsten sollten Sie bei der Zusammenstellung von Mensch und großem Bauwerk oder imposanter Natur auf ein schlichtes, einfarbiges und zugleich möglichst ausladendes beziehungsweise raumgreifendes Kostüm achten. Ein schlichtes langes Abendkleid eignet sich hervorragend. Notfalls können Sie natürlich auch ein möglichst langes Tuch nehmen und Ihrem Model um den Körper binden, sodass es wie ein schulterfreies Kleid wirkt. Der Vorteil: Das „Kostüm“ kann direkt vor Ort umgebunden werden und das Model muss folglich nicht lange im auffälligen Kleid durch die Gegend laufen. Bei Männern ist es besonders schwierig, ein einfarbiges Kostüm zu finden – gut eignet sich ein weißes Hemd mit einer beigen Hose. Um noch raumfüllender zu werden, kann ein Hut oder ein Koffer dazu kommen.

Menschen als Form

Menschen als Form einzusetzen kennen Sie vielleicht schon aus dem Aktbereich – hier posieren Menschen häufig auf besonders geometrische Weise. Allerdings ist diese Art des Posings nicht ganz einfach und nicht von jedem Hobbymodel nachzustellen. Zudem wirken viele dieser Posings auch nicht so optimal, wenn das Model bekleidet ist. Allerdings bedeutet dies nicht, dass Sie auf Geometrie verzichten müssen: Lange Kleider lassen sich wunderbar kreisförmig auslegen. Aus einer höheren Perspektive kommt die Form besonders gut zur Geltung. Wichtig ist dabei, dass die Pose die Form möglichst wenig stört. Um das Geometrische noch zu betonen, bietet es sich an, eher Ton-in-Ton zu arbeiten oder der Form einen farblichen Akzent zu geben, den Rest hingegen eher in entsättigten Farben zu belassen.

Close-up

Ganz nah dran – zwar haben viele Menschen hier etwas Bedenken, aber wenn Sie erklären, dass sich Pickelchen und Fältchen leicht wegretuschieren lassen, ist ein Close-up immer eine sehr unkomplizierte Idee für ein beeindruckendes Foto. Nutzen Sie am besten ein lichtstarkes Objektiv mit einer Brennweite von mindestens 50 Millimetern. Viele Close-up-Fans schwören auf 85 Millimeter und lieben den Schärfeverlauf, der sich durch die offene Blende ergibt.

Der Akzent liegt bei Close-ups meist auf dem Auge – achten Sie also darauf, dass es entweder gut oder gar nicht geschminkt ist. Angeklebte Wimpern, die aber schon leicht verrutscht sind, erschweren die Retusche erheblich. Übrigens gilt es beim Close-up, auch einmal drastischer zu schneiden: Nicht immer müssen beide Gesichtshälften im Bild sein.

Aufgenommen mit 50 Millimeter und Blende 1.7 liegt der Fokus nur auf den Wimpern, der Körper entschwindet bereits in der Unschärfe.

Have fun!

Es sagt sich immer so leicht – habe Spaß an dem, was du tust, liebe deinen Job, genieße die Freizeit – und doch ist es machmal gar nicht so einfach. Sich gezielt auf lustige Motive vorzubereiten kann aber durchaus Freude bereiten.

Wie genau kann das gelingen? Werfen Sie ganz verschiedene Requisiten zusammen und überlegen, was sich daraus Skurriles basteln lässt. Durchforsten Sie Ihren Wortschatz nach Metaphern und Wortspielen und schauen, ob sich diese nicht auf verrückte Weise missverstehen lassen, was wiederum ein lustiges Fotomotiv ergibt. Übrigens: Im Team machen solche Überlegungen besonders viel Freude.

 

Schatten

Schatten gehören definitiv zu unseren Lieblingsthemen, kann man mit ihnen doch auf völlig unkomplizierte Art, ohne große Einkäufe und Investitionen und ohne ausgefeilte Visagistik ganz einfach spannende Muster auf die Haut der Modelle zaubern. Für perfekten harten Schatten benötigen Sie entweder strahlende Sonne oder eine kräftige Taschenlampe. Steht hier ein neuer Kauf an, probieren Sie die Taschenlampe am besten direkt im Baumarkt aus, ob sie wirklich hartes Licht erzeugt. Alternativ ist die Handytaschenlampe keine schlechte Wahl – leider nur häufig etwas schwach.

Es braucht kein aufwendiges Make-up, sondern lediglich ein paar Schattenelemente und hartes Licht.

Als Schattenelement bieten sich ganz unterschiedliche Gegenstände an, von Ästen über Ketten bis hin zu Tortenböden. Wichtig ist auf jeden Fall, dass das Element möglichst filigran ist, damit der Schatten nicht zu kompakt wirkt. Bei Männern eignen sich auch kantigere Schatten, während für Frauen meistens weichere Formen attraktiver wirken.