Kopfgeschichten aus Kuba
In einer Stadt, in der es ein Denkmal für den Barbier gibt, muss das ein ganz besonderer Beruf sein. So ist es in Havanna: An jeder Straßenecke entdeckt man Salons oder Herrenfriseure. Grund genug, eine Fotostrecke daraus zu machen.
von Jamari Lior
© Fotos Jamari Lior
„Bart stutzen, Haare schneiden – ist das überhaupt ein Motiv, das trägt?“ mag man sich fragen. Denn schließlich sollte eine Fotostrecke ein Thema aufgreifen, das sich entweder durch Relevanz auszeichnet, das besonders ästhetisch oder interessant ist oder das außergewöhnlich dargestellt werden kann. Am besten sollten sogar mehrere Voraussetzungen erfüllt sein.
Die Relevanz
Betrachten wir zuerst die Relevanz: Zum Friseur zu gehen ist doch nichts Besonderes? Eben doch. Mit unserem Haarschnitt tragen wir ein sehr sichtbares Zeichen auf dem Kopf, das alles Mögliche kommunizieren kann. Ein Olaseku (= oben lang, seitlich kurz) ist eben kein Vokuhila (= vorne kurz, hinten lang) – der erstgenannte wird derzeit als der coole, typische Haarschnitt unserer Zeit verstanden, der Vokuhila hingegen gilt mittlerweile meist als peinlicher Mode-Fauxpas der 1980er.
Vor 20 Jahren waren Männer glattrasiert oder trugen Schnäuzer, dann kam der Ziegenbart in Mode, heute trägt Mann gerne Vollbart, um modisch und hip zu wirken.
Aber hier geht es nicht nur um Mode – wir kommunizieren auch bewusst oder unbewusst etwas mit unserem Haarschnitt. Wenn Sie hören, dass jemand polange, pinke Haare trägt, stellen Sie sich eine charakterlich andere Person vor, als wenn die erste Information ist, dass er graumelierte, kurz geschorene Haare hat. Beiden Stilen liegt eine Entscheidung zugrunde, die nicht nur Geschmackssache ist, sondern auch von den Anforderungen der Umwelt geprägt ist und dem Wunsch, angepasst oder auch anders zu sein. Man will Konservatismus auszudrücken, Naturverbundenheit, stilistische Avantgarde und vieles mehr. So ein Statement abzugeben gelingt mit Frisuren sogar besser als durch Kleidungsstücke, weil Frisuren länger bestehen und weil sie den Körperteil betreffen, der als erstes ins Auge fällt, über den wir uns am meisten identifizieren: den Kopf.
Haarschnitte sind also alles andere als irrelevant – und damit auch diejenigen, die Menschen Haarschnitte verpassen, also die Friseure und Barbiere. Durch die Gestaltung ihrer Salons bringen sie zudem zum Ausdruck, in welche (Stil-)Richtung sie tendieren, welche Haarschnitte man jeweils bei ihnen erwarten darf.
Und wie ist es mit „Barbershops auf Kuba“? Die Menge der Barbershops beeindruckt – der Haar- und Bartschnitt scheint auf Kuba vielleicht sogar noch wichtiger zu sein als andernorts. Warum das so ist – darüber lässt sich nur spekulieren: …
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