Ulrich Allgaier hat es ausprobiert: Er ist seit mehreren Monaten als Stockfotograf aktiv. Gut 300 Bilder hat er bisher in vier verschiedenen Agenturportalen hochgeladen und mittlerweile ungefähr 100 Fotos verkauft – jedes Bild kann dabei mehrmals ver- beziehungsweise gekauft werden, Ulrich hat seine Motive nämlich nicht als Exklusivfotos angeboten.

von Jamari Lior © Fotos Ulrich Allgaier

„Damit hat meine Fotografie schon einen ganz neuen Sinn bekommen“, erzählt der Fotograf, der eigentlich vor allem als Fotokünstler im Aktbereich unterwegs ist. So musste er sich als Stockfotograf in puncto „Bildmotive“ auch ein wenig umstellen: Normalerweise inszeniert Ulrich gerne Menschen in der Natur, vor spektakulär gewachsenen Bäumen, an romantischen Bachläufen oder traumhaften Seen. Für Stockbilder bieten sich solche Motive nur bedingt an – was sollten sie illustrieren? Da bleiben nur wenige Themen übrig und nur selten dreht sich ein Artikel um zauberhafte Nymphen der Antike. Für Stockbilder eignet sich etwas ganz Unspektakuläres meist sehr viel besser. „Besonders gut läuft momentan ein Foto von einem KFZ-Schein vom Diesel – in Photoshop mit einem Rotstift durchgestrichen. Das ist ein aktuelles Dauerbrennerthema, das sich so klar und einfach illustrieren lässt.“ An diesem Foto hat Ulrich bisher am besten verdient. Auch andere Motive funktionieren gut, zum Beispiel Menschen in Bürokleidung. Gut an den Mann bringen konnte Ulrich auch das Bild einer rothaarigen Frau in einem weißen Bett. Von ihrem Gesicht ist nicht viel zu sehen – so bleibt sie schön universell einsetzbar.

Ein langweiliges Bild? Dafür läuft es aber bestens

Ideale Stockfotos

Welche Bilder eignen sich generell als Stockfotos? „Absolut empfehlenswert sind Wettermotive, denn Wetter gibt es immer. Im Bereich Lifestyle wird viel nach Joggern gesucht, im Bereich Umweltschutz beziehungsweise -verschmutzung braucht man Fotos von Auspuffen mit Qualm oder endlosen Staus. Auch im Food-Bereich steckt Potenzial, besonders im Trend liegen gerade gesunde Snacks“, rät Ulrich. Wichtig ist zudem die optimale Verschlagwortung. Ein Jogger beispielsweise kann mit „Jogging“, „Sport“, „Lifestyle“ und „Gesundheit“ verschlagwortet werden, je nach Bedürfnis des Kunden werden aber auch andere auf dem Foto abgebildete Elemente zum Suchbegriff, wie etwa „Sportschuh“ oder „Turnschuh“, „Trainingsanzug“ oder „Asphalt“. Ulrich rät, auch abstrakte Begriffe zu verwenden, etwa „Zukunft“, „Zufriedenheit“, „Freiheit“ oder „Ausgeglichenheit“, denn viele Artikel drehen sich eher um solche Themen und derjenige, der Stockbilder dazu sucht, hat oft noch keine sehr konkrete Vorstellung von einem Motiv. Vergessen sollten Sie auch nicht, Verben zu verwenden, wie „atmen“ oder „trainieren“.

 

Guten Morgen! Auch so ein recht einfaches Motiv bietet sich als Stockfoto an.

Nicht so gut hingegen funktionieren Bilder, die jeder ohnehin gerne aufnimmt: Haustiere, Blumen, Landschaften. Davon gibt es in der Regel schon mehr als genug Material.

Die Frau und die Fäden – Bilder, die viele Assoziationen zulassen und damit viele Themen illustrieren können. Wichtig ist eine gute Verschlagwortung.

Mit Stockfotos Geld verdienen

Der Verkauf eines Fotos bringt oft nur um die 30 Cent, je nachdem, in welcher Auflösung und von wem sie gekauft werden, kann es aber auch schon an die 100 Euro geben. „Große Kunden haben von den Bildagenturen meist Packages gekauft – daher bekommt man dann für ein einzelnes Bild nicht viel. Bei Einzelkunden sieht das anders aus“, erklärt Ulrich das Prinzip. „Aber ich fotografiere nicht nur wegen des Geldes Stockfotos. Die Stockfotografie hat meinen Horizont erweitert, ich widme mich seither neuen Themen und achte auch mehr auf kleine, alltäglichere Dinge und darauf, ob sie motivtauglich sind.“

Bleibt noch eine Frage: Macht die Stockfotografie eigentlich Spaß? Schließlich handelt es sich oft um recht einfache Motive. „Fast jeden Tag habe ich ein kleines Erfolgserlebnis“, meint Ulrich. „Immer habe ich eine kleine Anerkennung meiner Fotos. Das alleine ist es für mich schon wert.“

 

Honorar pro Bild

Verdienst: 25 Cent bis circa 100 Euro, bei Exklusivfotos auch deutlich mehr.

Marken: Markennamen sind in der Regel rauszuretuschieren, allzu charakteristische Designs sind ebenfalls zu vermeiden.

Locations: Manche Architektur braucht Property Releases, vor allem bei Innenräumen oder besonders charakteristischen Gebäuden. Sind Graffitis an Gebäuden, braucht man einen Release des Graffiti-Künstlers.

Modelle: Für Stockaufnahmen mit Modellen sind besondere Verträge vorgesehen. Am besten laden Sie einen Vertrag der Stockagentur herunter. Achtung: Tätowierte Modelle brauchen gegebenenfalls einen Release vom Tattoo-Artist.

Editorial: Werden Bilder nur für redaktionelle Beiträge freigegeben, sind die Regelungen etwas weniger strikt. Wenn die Bilder aber auch für Werbung verwendet werden dürfen, sieht das anders aus.