Das Leben ist ein Ponyhof
Mit der Kamera einem Tier in die Seele zu schauen, sie einzufangen, die Anmut zu zeigen und die Hamonie zwischen dem Tier und seinem Lieblingsmenschen sichtbar zu machen– so versteht Laura Kaminski ihren Job als Tierfotografin. Seele, Anmut und Harmonie – die Begriffe, die sie nennt, klingen fast schon esoterisch. Dennoch gibt es ganz praktische Tipps, wie Sie zu derart emotionalen Tierporträts gelangen können. Am Beispiel der Pferdefotografie erläutert die Fotografin ihre Vorgehensweise.
Von Laura Kaminski | © Fotos Laura Kaminski | lifeofsouls.de
An erster Stelle sollte bei einem Tierfotografen natürlich das Interesse am Tier stehen. Wenn Sie Tiere lieben, erfüllen Sie schon die erste Voraussetzung. Wenn Sie in die Pferdefotografie eintauchen wollen, selbst aber kein Pferd besitzen, können Sie einen Aushang in einem Reiterhof machen: Biete Gratis-Pferdeshooting. Sicher finden sich Pferdefreunde, denen Sie mit den Fotos eine große Freude machen können, während Sie zugleich wertvolle Erfahrungen sammeln.
Das Equipment
Damit Sie sich beim Fotografieren nur auf das Pferd konzentrieren können, sollten Sie mit Ihren Kameraeinstellungen vertraut sein. Das heißt: Wann benutze ich welche Belichtungszeit? Wie passe ich den ISO-Wert an? Wie setze ich die Blende ein? Diese Fragen sollten Sie im Vorfeld für sich geklärt haben. Wenn Sie sich während des Shootings immer wieder lange mit der Kamera beschäftigen müssen, verpassen Sie die schönsten Momente. Aus Erfahrung weiß ich, dass die besten Foto-Augenblicke oft ganz unerwartet und ziemlich plötzlich kommen.
Die Sicherheit für das Tier
Ein Fotoshooting ist für den Besitzer immer aufregend und ein ganz besonderer Tag. Diese Aufregung, wenn auch nicht bewusst, überträgt sich auf das Tier. Das heißt: In den meisten Fällen reagieren die Pferde doch etwas anders als gewohnt. Erklären Sie dem Besitzer diese Situation genau und sichern Sie das Pferd immer durch die Benutzung von Hilfsmitteln wie Knotenhalfter, Halsring oder Trense. Ein Halfter ist leicht retuschiert und die Gefahr, dass ein Pferd davonläuft, wenn es frei auf offener Fläche steht, ist viel zu groß.
Ruhe & Geduld
Ruhe und Geduld sind die Schlüsselwörter zum Erfolg. Eine gewisse Positionierung des Pferdes, passend zur Location, eine Korrektur der Schulter oder der Hinterhand werten ein Bild natürlich ein bisschen auf. Allerdings hat jedes Pferd einen ganz besonderen und eigenen Charakter, den es vor allem dann zum Ausdruck bringen kann, wenn man ihm die Freiheit dazu lässt. Setzen Sie sich auf die Wiese, bringen Sie das Tier in etwa in die gewünschte Position und schauen Sie, wie sich die Situation entwickelt. Warten Sie darauf, welche Momente das Pferd Ihnen bietet, denn diese ungestellten Bilder fangen den Charakter des Vierbeiners am besten ein und bieten am Ende die emotionalsten und schönsten Pferdefotos.
Die Location
Die wichtigste und für einen Tierfotografen stets schwierigste Frage ist meist: „Welche Location kann ich am besten nutzen?“. Mit einem Pferd ist man natürlich eingeschränkter als mit einem Hund, den man rasch im Auto zu den besten Spots fahren kann. Machen Sie sich also die Umgebung in der Nähe des Stalls zunutze. Sie müssen gar nicht jedes Model mit dem Hänger zu den spektakulärsten Plätzen fahren lassen, – mit den meisten Pferden ist dies auch gar nicht einfach möglich und bedeutet für das Tier oft unnötigen Stress.
Verwenden Sie ganz simple Spots wie die Bäume auf einer Wiese, um Ihrem Bild das „gewisse Etwas“ zu verleihen. Ziehen Sie mit ihnen einen Rahmen um das Model und runden Sie so das Bild ab. Vermeiden Sie es, in die Richtung von störenden Elementen wie großen Häusern oder breiten Zäunen zu fotografieren. Solche Hintergründe herauszuretuschieren ist sehr aufwendig.
Aufmerksamkeit gilt natürlich auch den Lichtverhältnissen: Goldenes Gegenlicht kann Ihre Modelle gut zur Geltung bringen. Aber auch flaues Licht bietet eine gute Basis. Hartes Sonnenlicht, direkt von oben, ist meist nicht die beste Wahl.
„Fotografiere mich bitte nur von dieser Seite.“
Wer kennt diesen Satz nicht oder hat ihn nicht selbst sogar schon ausgesprochen? Schön sind die Pferde alle, keine Frage, aber genau wie wir Menschen haben auch sie eine Schokoladenseite. Wenn Sie einen Vierbeiner fotografieren, werden Sie schnell feststellen, welche Seite es ist. Schauen Sie sich die Bilder auf der Kamera an und fragen Sie sich: „Wieso gefällt mir gerade diese Position so gut?“ Oftmals liegt die Antwort in der Schokoladenseite des Pferdes. Achten Sie also darauf, die vorteilhaftere Seite des Tieres zu präsentieren.
Spaß & Selbstvertrauen
Sie müssen früh aufstehen, liegen auf einer nassen oder frostigen Wiese, stehen inmitten eines Sees, werden klitschnass und dreckig – und lieben es? Dann steht Ihren Pferdefotos nichts mehr im Weg. Ganz gleich, wie viele Tipps und Tricks Sie zum Thema Pferdefotografie lesen – es muss Ihnen Spaß machen. „Zerdenken“ Sie nicht alles, was Sie beim Shooting machen sollten, sondern tun Sie es einfach mal. Leben Sie Ihre Kreativität und die Leidenschaft zur Fotografie sowie zu den Tieren aus und glauben Sie an Ihre Bilder und Ihre Arbeit.
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