Das traditionell eher nasse und kalte Herbstwetter stellt Fotografen vor die eine oder andere Herausforderung. Wie Sie sich und Ihr Equipment vor Feuchtigkeit schützen und den ungemütlichen Bedingungen trotzen, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel.
von Benjamin Lemm
Der Herbst ist für Fotografen eigentlich eine traumhafte Jahreszeit. Die Natur zeigt sich in bunten Farben von ihrer besten Seite und bietet mit verschiedensten Wetterphänomenen eine große Bandbreite an stimmungsvollen Fotomotiven. Der Nachteil: Mit dem bunten Blättermeer geht eben oft auch nasses und kaltes Wetter einher. Und das ist für Fotografen gleich in mehrerer Hinsicht problematisch.
Zum einen bringen Nässe und Feuchtigkeit die Kameraausrüstung in Gefahr. Denn auch nur geringe Mengen an Wasser können im Inneren der Kamera schon zu Korrosion führen. Manchmal machen sich die Folgen auch erst Jahre nach dem Eindringen bemerkbar – und die Kamera unbrauchbar. Ein Wasserschaden in der Kamera führt somit schnell zu einem Totalschaden. Zum anderen können die Unbilden des Herbstes auch den Fotografen selbst erheblich zusetzen und das Fotografieerlebnis trüben. Aber wie kann man sich und sein Equipment effektiv vor den Witterungsbedingungen schützen?

Vorsicht vor dem Regen
Ein paar Regentropfen sind in der Regel nichts Schlimmes und schaden der Kamera im ersten Moment nicht. Viele Kameras sind heutzutage zumindest spritzwassergeschützt und halten dahingehend einiges aus. Wie wasserfest die Kamera am Ende wirklich ist, ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Internationale Standards wie die sogenannten JIS-Schutzklassen geben Anhaltspunkte zu Wasser- und Staubschutz des Gerätes. Besonders hervorgetan haben sich hier Olympus und Pentax. Beide Hersteller betreiben beim Design ihrer Kameras einen erheblichen Aufwand, um diese effektiv vor dem Eindringen von Wasser zu schützen.
Dennoch: Im prasselnden Dauerregen sollte man sich auf lange Sicht auch mit diesen Kameras nicht aufhalten, ohne sie entsprechend zu schützen. Die einfachste und preisgünstigste Lösung ist es, ein Loch in eine Tüte zu schneiden und diese dann um die Kamera zu legen. Eingeklemmt in der Gegenlichtblende bleibt die Tüte an Ort und Stelle und umschließt Objektiv und Kamera, ohne deren Bedienung nennenswert einzuschränken. Diese Lösung ist vielleicht nicht unbedingt schick, erfüllt aber durchaus ihren Zweck.
Wer es etwas eleganter möchte, kann auf die entsprechenden Schutzlösungen der Hersteller zurückgreifen. Hier gibt es individuelle Produkte in verschiedenen Preis- und Güteklassen, die auf die jeweilige Ausrüstung und die Bedürfnisse des Fotografen abgestimmt sind.

Die Gegenlichtblende selbst sollte bei Regen zudem immer auf dem Objektiv angebracht werden, da sie für zusätzlichen Schutz sorgt und verhindert, dass das Bild durch Regentropfen auf der Frontlinse gestört wird.
Besondere Vorsicht gilt übrigens bei nach außen zoomenden und fokussierenden Objektiven: Denn beim Raus- und Reinfahren des Zooms wird die Flüssigkeit durch den entstehenden Unterdruck regelrecht ins Innere des Objektives und in die Kamera gesogen. Einen Objektivwechsel bei Regen sollte man zudem tunlichst vermeiden oder diesen nur in geschützter Umgebung durchführen. Auch wenn das Bajonett nur für wenige Sekunden freiliegt, sollte man es beim Wechsel zumindest nach unten halten, sodass keine Tropfen von oben in das Kamerainnere gelangen können.
Der klassische Regenschirm hilft übrigens auch, wird aber in vielen Fällen als eher störend empfunden, da man, wenn man ihn trägt, nur noch eine Hand frei hat. Nützlich sind hier beispielsweise Vorrichtungen, über die sich der Regenschirm im ausgeklappten Zustand am Rucksack befestigen lässt. So hat der Fotograf beide Hände frei und kommt dennoch in den Genuss eines Regenschutzes von oben.
Sollte trotz aller Vorsichtsmaßnahmen dennoch mal Wasser in die Kamera gelangen, sollte man diese sofort abschalten und den Akku entfernen – denn ein Kurzschluss kann schnell zu bleibenden Schäden führen. Zu Hause sollte man die Kamera dann auf der warmen Heizung platzieren, damit die Feuchtigkeit schneller verdunstet. Warten Sie lieber ein paar Tage länger, bis Sie die Kamera wieder in Betrieb nehmen.

Sicher zum Foto-Spot
Bevor es ans Fotografieren geht, muss das Equipment aber erstmal wasserfest zum Ort des Geschehens transportiert werden. Ein regenfester (Foto-)Rucksack ist deshalb fast Pflicht. Eine Alternative bieten Regenüberzüge, die sich über eine Vielzahl an Rucksäcken und Taschen stülpen lassen und so das Eindringen von Wasser verhindern. Der Nachteil: Das Ein- und Ausräumen des Equipments wird dadurch ein wenig umständlicher, weil man den Überzug zusätzlich erstmal entfernen muss, bevor man Zugriff auf den Rucksack selbst hat.
Einschlagtücher und Schutzhüllen schützen die Kamera zusätzlich, falls doch mal etwas Nässe in den Rucksack eindringen sollte.
Wer anschließend im Regen fotografiert, kann kaum verhindern, dass die Kamera zumindest ansatzweise feucht wird. Ratsam ist deshalb, sie nach dem Shooting und vor dem Einpacken einmal gründlich trocken zu wischen. Denn Feuchtigkeit, die mit der Kamera in den Rucksack gelangt, kann auch später noch in die Kamera eindringen und diese nachhaltig schädigen. Eine passende Reinigungsausrüstung in Form von Tüchern und Säuberingspinseln ist deshalb ratsam. Nach dem Fotoerlebnis sollte die Kamera in jedem Fall gepflegt und vor allem getrocknet werden.
Um eine eventuelle Restfeuchte innerhalb des Rucksacks aufzunehmen, helfen außerdem Trockenmittelbeutel mit Silicagel. Diese saugen die Feuchtigkeit aus der Luft und schützen Kamera und Objektive so vor Korrosion.
Apropos Korrosion: Eine echte Gefahr für Kameras stellt Kondensationswasser dar, das sich bei stark schwankenden Temperaturen unbemerkt in der Kamera bilden kann. Brillenträger kennen das zu gut: Gerade wenn man aus eisiger Kälte zurück ins Warme kommt, entsteht gerne schon mal ein Feuchtigkeitsfilm. Deshalb ist es ratsam, die Kamera nur behutsam aufwärmen zu lassen – zum Beispiel, indem man sie in Rucksack oder Tasche verstaut lässt. So kann sich die Kamera langsam akklimatisieren und es entsteht kein Kondenswasser. Um diesen Schritt zu umgehen, kann man die Kamera auch möglichst luftdicht in einem Plastikbeutel verstauen und die Luft soweit wie möglich herausdrücken. So kann auch bei relativ schneller Erwärmung kein Kondenswasser entstehen – denn wo keine Luft, da auch keine Luftfeuchtigkeit. Allerdings bleibt auch bei dieser Technik ein Restrisiko bestehen, denn die gesamte Luft wird man so nicht herausbekommen.

Gut verpackt
Neben dem Equipment ist es natürlich essenziell, auch sich selbst vor den Witterungsbedingungen zu schützen. Die schönste Herbstkulisse verliert bei unzureichender Bekleidung schnell an Attraktivität. Denn wer will beim Fotografieren schon in nassen Klamotten umherlaufen und frieren?
Eine Fotografenjacke bietet im besten Fall nicht nur ausreichend Stauraum für Speicherkarten, Filter und Co., sondern schützt auch vor Kälte und Nässe. Mehrlagige Jacken sind bei unbeständigem Herbstwetter ein Vorteil, da sich durch sie das Outfit schnell und unkompliziert an eventuelle Wetterumschwünge anpassen lässt. Funktionskleidung in Form von wasserbeständigen Hosen, warme Unterwäsche und wetterfeste Schuhe gestalten den Foto-Trip zusätzlich angenehmer.
Besonders knifflig sind beim Fotografieren vor allem die Hände. Zum einen lässt sich eine Kamera mit durchgefrorenen, steifen Fingern nur schlecht bedienen. Zum anderen schränken Handschuhe die Bedienung ebenfalls ein, weil durch sie das nötige Fingerspitzengefühl fehlt und sie zum Beispiel meist nicht für Touchdisplays geeignet sind. Eine gute Zwischenlösung sind deshalb Handschuhe, bei denen man die Fingerkuppen zurückklappen kann und so das Beste aus beiden Welten vereint: Die Finger bleiben schön warm, man behält aber dennoch die volle Kontrolle über die Technik, ohne zwischendurch umständlich aus den Handschuhen schlüpfen zu müssen.
Wärmepads können außerdem bei niedrigen Temperaturen und eisigen Herbstwinden wahre Wunder bewirken und zum Beispiel in Hosentaschen oder einfach unter den Pullover gestopft werden. Warme Getränke wärmen zusätzlich von innen heraus und sind in Herbst und Winter beliebte Begleiter.
Wer entsprechend gerüstet ist, muss also auch ungemütliche Wetterverhältnisse nicht fürchten. Und so wird der bunte Herbst zu einem farbenfrohen Naturspektakel, auf das es sich zu freuen lohnt.
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