Menschen lesen
„Menschen lesen“. Diese Aussage kann Verschiedenes bedeuten: „Menschen, die lesen“, aber auch „Menschen entschlüsseln, verstehen, ihren Geist lesen“. Lesen ist aktiv und passiv, ist visuell und abstrakt. Mit dieser Doppeldeutigkeit spielt unser Fotoprojekt.
von Jamari Lior © Fotos Jamari Lior
Wort und Bild scheinen sich diametral gegenüberzustehen, werden oft als Gegenpole dargestellt – analytisch versus emotional, abstrakt versus konkret. Eine Einheit bilden sie meist nur im Layout. Und doch kann sich beides wunderbar ergänzen.
1.Die Inspiration
Ich lese gerne und ich mag Fotos. Sie sicher genauso, sonst hätten Sie nicht gerade die Pictures – Das Fotomagazin in der Hand. Wir sind mit unserer Leidenschaft zu lesen nicht alleine: Dem Portal Statista zufolge stimmen fast 80 % der Deutschen der Aussage zu: „Wer liest, genießt ein schönes und wertvolles Hobby.“ Zahlreiche Sprichwörter unterstreichen dies: „Bücher sind Freunde, Bücher sind Lehrer (libri amici, libri magistri sunt)“ hieß es schon bei den Römern. „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche tragen kann“, man ergründet „Bücher mit sieben Siegeln“, „liest jemanden auch schon einmal die Leviten“ oder den „Kaffeesatz“.
2.Material I – die Bücher
Erstaunlich wenig – für das Bücherbild brauchen Sie kein typisches Set, das aus kleineren und größeren Elementen besteht, beispielsweise Möbelstücken wie Sofa, Stuhl, Schrank und Dekoobjekten. Der Trick besteht in Folgendem: Dadurch, dass sich alles am Boden abspielt und das Model ebenfalls liegt, benötigen Sie nichts, das in die Höhe weist. Ein einfacher Vergleich zeigt, wie günstig das ist: Wollten Sie das Model inmitten von Bücherstapeln fotografieren, bräuchten Sie ein Vielfaches an Material. Für unser Bild ist ein Umzugskarton voller Bücher hingegen schon ausreichend – für ein sitzendes Model ergäbe diese Menge aber nur drei bis vier niedrige Bücherstapel und damit keine echte Umrahmung.
Nun aber zur Organisation: Welche Bücher sollen es sein? Und wo bekommen Sie sie her? Sie sollten nicht Ihre wertvollste und liebste Literatur auswählen, denn die Werke können durchaus Schaden nehmen, geknickt werden oder sogar etwas Farbe abbekommen. Nach Möglichkeit sollten es alte Bücher sein – bei sehr neuen glänzen die Seiten zu weiß und das Bild wirkt nicht so atmosphärisch. Glänzend weißes Papier führt auch eher dazu, dass Bereiche „ausfressen“. Außerdem haben alte Bücher einen weiteren Vorteil: Sie sind textlastiger als manch neues Buch. Gerade großformatige neue Werke – und es empfiehlt sich, bei den Formaten zu variieren – sind oft stark bebildert. In unserer Komposition würden diese Bilder zuviel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Allerdings müssen Sie bei älteren Publikationen auch etwas auf den Text achten: Stammen die Druckwerke etwa aus der Zeit um 1940, finden sich leicht Titel und Inhalte, die sicher nichts in Ihrem Foto zu suchen haben. Altere Publikationen erhalten Sie am besten in Antiquariaten oder bisweilen in Second-Hand-Läden. Oftmals gibt es Angebote wie „Ein Buch – ein Euro“. Wenn Sie anbieten, für 20, 30 oder mehr Euro einzukaufen, bekommen Sie sicher auch ein paar Exemplare gratis als Mengenrabatt. Auch Flohmärkte sind eine gute Fundgrube. In manchen Städten gibt es auch Büchertelefonzellen oder –schränke. Die Druckwerke dürfen gratis ausgeliehen, getauscht oder mitgenommen werden. Daher ist es eine schöne Geste, wenn Sie die Bücher nach dem Shooting zurückzustellen oder andere Werke dort als Gegenleistung hinterlassen.
Lesen Sie hier weiter …
Hinterlasse einen Kommentar