Angela Bornschlegl fotografiert fast ausschließlich in Schwarz-Weiß. Im Interview erklärt die Hobbyfotografin, warum sie diese reduzierte Art der Fotografie bevorzugt und berichtet von ihren Reisen um die Welt.
von Benjamin Lemm, © Fotos Angela Bornschlegl
Liebe Angela, Du fotografierst fast ausschließlich in Schwarz-Weiß; warum hast Du Dich für diese Art der Fotografie entschieden?
Schwarz-Weiß-Fotos haben einfach mehr Charakter. Strukturen treten stärker hervor und eine triste Wolkendecke bekommt plötzlich etwas Mystisches. Das Wesentliche eines Fotos kommt auf einmal zum Vorschein, Farbe lenkt da nur ab. Manchmal fotografiere ich doch in Farbe und nehme die Farbigkeit später wieder raus, weil mir das Bild in Schwarz-Weiß besser gefällt. Aber das ist vielleicht einfach eine Geschmacksfrage.
Glaubst Du, dass es einfacher ist, in Schwarz-Weiß zu fotografieren?
Sagen wir mal so: Ich bearbeite meine Bilder nicht gerne. Wenn ich von vorneherein in Schwarz-Weiß fotografiere, muss ich mich nicht mehr um farbliche Anpassungen kümmern. Und das macht das Ganze natürlich einfacher.
Du bearbeitest Deine Bilder also gar nicht?
Doch, aber nur minimal. Meistens drehe ich nur ein wenig am Kontrast. Ich sitze schon den ganzen Tag auf der Arbeit am PC, das muss ich in meiner Freizeit nicht auch noch haben.
Kommt es denn trotzdem mal vor, dass Du Farbfotos machst?
Klar! Manchmal begleite ich Hochzeiten oder Taufen mit der Kamera und fotografiere in Farbe, weil die Leute das oft lieber mögen. Aber privat fotografiere ich wirklich nur in Schwarz-Weiß. Das geht soweit, dass ich inzwischen quasi schon schwarz-weiß denke.
Letztens war ich in einer alten, verlassenen Glasschleiferei bei uns in der Nähe. Alles war mit rotem Staub bedeckt. Als ich heimkam, war ich selbst komplett rot. Mein Mann wollte natürlich Fotos sehen, aber ich musste ihn enttäuschen: Ich habe trotzdem alles in Schwarz-Weiß fotografiert!
Was gefällt Dir so sehr an der Fotografie?
Ich mag es, das Leben in Ausschnitten zu zeigen und nicht so das große Ganze. Außerdem finde ich faszinierend, was man entdeckt, wenn man einfach mal einen anderen Blickwinkel einnimmt. Ich will das sehen, was andere nicht sehen. Vieles übersieht man in der Hektik des Alltags.
Spiegelungen finde ich auch besonders spannend. Mein Mann geht mit mir schon gar nicht mehr in die Stadt, weil ich an jeder Pfütze und an jedem Schaufenster stehenbleibe und fotografieren muss.
Wie gehst Du beim Fotografieren vor?
Früher habe ich immer einfach drauflos fotografiert, aber dann hat man ziemlich schnell einfach nur die Speicherkarte voll und es kommt nicht so viel dabei herum. Mittlerweile überlege ich mir vorher immer ein Motto, mit dem ich das Ganze ein wenig eingrenze. Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, mich auf das Thema „Handwerk“ zu fokussieren und dazu einen Bildband zu gestalten. Wir haben viele Handwerker im Bekanntenkreis, von denen ich einige bei ihrer Arbeit mit der Kamera begleiten möchte.
Angela Bornschlegl
Angela Bornschlegl (44) arbeitet hauptberuflich für den Weltmarktführer in der Verpackungs- und Abfülltechnologie. Neben der Fotografie gehören vor allem das Reisen und Tauchen zu ihren großen Leidenschaften.
Instagram: gelas_pics
Die Kirche scheint in Deinen Fotos eine besondere Rolle zu spielen …
Ich lebe seit 16 Jahren in Regensburg, aber ursprünglich komme ich aus einem kleinen, fränkischen Dorf. Dort war und ist die Kirche immer noch das Zentrum. Ich gehe eigentlich nicht so regelmäßig in die Kirche, aber immer, wenn ich daheim bin, zieht es mich dorthin. Oft fotografiere ich dann dort eine Hochzeit oder Konfirmation. Ich habe mir mal einen ganzen Vormittag genommen, um die Kirche zu fotografieren und dafür sogar alle Schlüssel bekommen. Dabei hat mich vor allem fasziniert, wie das Licht durch die Kirchenfenster fällt und welche Schattenspiele dabei entstehen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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