Mit der Olympus PEN E-P7 ist OM Solutions eine schicke Lifestyle-Kamera gelungen, die den Fokus auf Spaß und Kreativität legt.
Von Benjamin Lemm
© Fotos Benjamin Lemm, Picture Republic, Hans-Günther Beer
Wenn wir eine Kamera testen, stehen meist vor allem die harten Fakten im Vordergrund: Wie gut ist der Sensor? Wie zuverlässig verhält sich der Autofokus und wie viele Bilder pro Sekunde schafft der Verschluss? Kamerahersteller forcieren dieses Vorgehen, indem sie ihre Geräte mit modernster Technik aufrüsten und sich selbst immer wieder übertreffen, nach dem Motto: höher, schneller, weiter. Daten und beeindruckende Bildergebnisse bestimmen das Fazit und die Endnote. Und das ist in gewisser Weise auch gut so. Aber über all der technischen Finesse vergessen wir dann doch manchmal das, worum es eigentlich geht: den Spaß an der Fotografie.
Auf dieser Ebene setzt OM Solutions mit ihrer ersten Kamera seit der Übernahme von Olympus an. Denn die PEN E-P7, eine kompakte Lifestyle-Kamera mit MFT-Sensor, lässt mit ihrem attraktiven Design, der Verarbeitung und Funktionalität Fotografenherzen höherschlagen.
Unterwegs mit der E-P7
Über einen Zeitraum von zwei Wochen war die Olympus PEN E-P7 unser ständiger Begleiter im Alltag. Leicht und kompakt wie sie ist (der Body allein wiegt 337 g bei Maßen von circa 12 x 7 x 4 cm), entpuppte sie sich ziemlich schnell als perfekte „Immer-dabei-Kamera“ mit hohem Spaßfaktor. Schon allein das Betätigen des Auslösers der E-P7 ließ uns im wahrsten Sinne des Wortes aufhorchen: kein hohles Klacken oder künstlich erzeugtes Knipsen, sondern ein sattes, vollmundiges Schließen des Verschlusses, begleitet von einem angenehmen Feedback der Kamera sorgte ab dem ersten Foto für ein Aha-Erlebnis: Genau so muss sich Fotografieren anfühlen! Nebenbei stellte sich die PEN als modisches Accessoire heraus, das ein ums andere Mal mit Komplimenten bedacht wurde. “Die ist aber schick!” war mehrmals die Reaktion von verschiedenen Seiten, als wir die E-P7 zückten, um ein Foto zu schießen.
Ausstattung und Ergonomie
Bei einer UVP von 799 Euro für den Body richtet sich das Schmuckstück vor allem an stilbewusste Fotografieeinsteiger, die sich weniger mit der Technik als mit dem kreativen Prozess an sich auseinandersetzen möchten. Aufgrund ihrer einfachen Handhabung eignet sich die Kamera perfekt für Anfänger – aber auch erfahrene Fotografen finden in der E-P7 ein vielseitiges Spielzeug, mit dem sie überragende Ergebnisse erzielen können: Als Systemkamera mit 20-Megapixel-MFT-Sensor und dem neusten TruePic VII Bildprozessor profitiert die Kamera von der gesamten Bandbreite an kleinen und leichten MFT-Objektiven und ist somit vielseitig einsetzbar. Bei unserem Test nutzten wir dabei das M.Zuiko Digital 1:2,3-5,6/14-42mm EZ, das es für einen Aufpreis von 100 Euro im Kit zu erwerben gibt, sowie das M.Zuiko Digital 1:1.8/45mm. Letzteres bereitete uns aufgrund des tollen Bokehs und seiner Lichtstärke besonders viel Freude.
Schon allein die Verarbeitung der Kamera gibt dem Nutzer ein Gefühl von Wertigkeit und Nostalgie. Der für die PEN-Serie obligatorische Retrolook in Kombination mit robusten Aluminiumtasten ist nicht nur was für’s Auge, sondern auch rein haptisch ein Erlebnis; hier rappelt oder klappert nichts. Die Widerstände der Schalter und Knöpfe sind angenehm hart und vermitteln dem Nutzer der Kamera ein fast mechanisches Feeling.
Ausgestattet ist die Kamera mit einem nach oben sowie um 180° nach unten klappbaren Touchdisplay für die “Selfie”-Funktion. Der Monitor bietet mit 1.037.000 Bildpunkten auf drei Zoll eine ausreichend große Auflösung, ist aber beim Fotografieren im prallen Sonnenlicht helligkeitsbedingt teilweise nur eingeschränkt zu gebrauchen – ein Manko, das umso schwerer wiegt, da die Kamera keinen eigenen Sucher besitzt und uns bei sehr sommerlichen Lichtverhältnissen einige Male Probleme bereitete. Stattdessen besitzt die Kamera einen flachen, internen Aufhellblitz, der sich auf Knopfdruck aufklappen lässt. Über den Blitzschuh lässt sich die E-P7 zusätzlich mit einem externen Blitz aufrüsten.
Neben dem Moduswahlrad verfügt die Kamera über zwei weitere Einstellräder aus gefrästem Aluminium. Besonders ist zudem der Color- / Mono-Button, der vorne neben dem Objektiv angebracht ist und über den sich zwischen Farb- und Schwarz-Weiß-Modus hin- und herswitchen lässt. Mit dieser Monochrom-Profilsteuerung können beispielsweise ein alter, analoger Filmlook sowie Farbfilter- und Körnungseffekte aus der Schwarz-Weiß-Fotografie simuliert werden. Auch die aus anderen Kameras bekannten Olympus Art Filter stehen zur Verfügung, können über das Menü angewählt und über den Touchscreen durch einen Schieberegler in ihrer Intensität angepasst werden. Im Praxistest empfanden wir die verschiedenen Looks als durchaus anregende Katalysatoren zum kreativen Schaffen. Welcher Look passt zu welchem Motiv oder zu welcher Situation? Wie setze ich Farbe und Kontrast ein, um einen bestimmten Effekt zu erzielen? Auch hier rückt die E-P7 wieder den Prozess des Fotografierens an sich in den Fokus und eröffnet Möglichkeiten, die sonst nur durch eine Bildbearbeitung im Nachgang realisierbar wären.
Im Advanced Fotomodus erhalten Nutzer zudem Zugriff auf fortgeschrittene Fototechniken wie HDR, Langzeitbelichtung oder Focus-Bracketing, machen diese auch Anfängern leicht zugänglich und ersparen Profis einige Arbeitsschritte.
Die Olympus Live Composite Mode ermöglicht es kreativen Köpfen außerdem, mit Langzeitbelichtungen spektakuläre Bilder zu kreieren – zum Beispiel von Feuerwerken oder Gewittern. Dabei entsteht das Bild während der Belichtung auf dem Bildschirm und lässt sich, sobald ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt wurde, manuell vollenden. So hat der Fotograf mehr Kontrolle über sein Bild und kann live auf die Umstände reagieren. Der AEL/AFL sowie der Record-Button sind außerdem frei belegbar und ermöglichen so einen individualisierbaren Workflow.
Autofokus
Die E-P7 besitzt ein Kontrast-Autofokus-System, das laut OM Solutions den Face-Priority/Eye Priority AF-Algorithmus aus den professionellen OM-D Modellen verwendet und so Gesichter und Augen selbst dann scharf stellen soll, wenn sie teilweise bedeckt oder nur im Profil zu sehen sind. Allgemein hat hier eine Verbesserung zu den Vorgängermodellen stattgefunden, die auch in unserem Test zur Geltung kam. So hatten wir über die Länge der Testzeit nur geringfügigen Ausschuss durch Unschärfe und in den meisten Fällen fand der AF sein Ziel auf Anhieb und ohne erkennbares “Pumpen”. Dabei profitiert die Kamera zusätzlich von dem hervorragenden 5-Achsen-Bildstabilisator (Kompensation von 4,5 EV-Schritten), der in unserem Test beim Fotografieren selbst stärkere Bewegungen mühelos ausglich und auch beim Filmen ruhige, wackelfreie Bilder ablieferte.
Bedienen lässt sich die Kamera dank eines sehr übersichtlichen Menüs, der Touchfunktion sowie der beiden zusätzlichen Einstellräder einfach und intuitiv. Praktisch ist hier vor allem das Schnellwahlmenü, das sich per Knopfdruck im Livemodus aus- und einblenden lässt und über das sich die wichtigsten Funktionen wie ISO, Fokusmodus oder Bildfolgemodus anwählen lassen. Steuern lässt sich die Kamera zusätzlich über die Smartphone- beziehungsweise Tablet-App OI.Share, über die sich die mit der Kamera gemachten Bilder auch gleich auf das mobile Endgerät des Fotografen übertragen lassen. Zu den Anschlüssen zählen ein USB-2.0-Slot, über den sich Daten übertragen lassen und die Kamera geladen werden kann sowie ein HDMI-Slot, über den sich Bilder am Bildschirm betrachten lassen.
Video
Video vermag die E-P7 in bis zu 4K bei 30 Bildern pro Sekunde zu filmen; wer Slow-Motion Sequenzen erstellen möchte, hat mit 120p die Möglickeit hierzu – allerdings nur in normalem HD. In Full-HD kommt die Kamera aber immerhin auf 60p, sodass hier in der Nachbearbeitung verlangsamte Filmsequenzen möglich sind. In Kombination mit dem bereits erwähnten 5-Achsen-Bildstabilisator lassen sich wunderbar stabile Kamerafahrten und -schwenks realisieren, die viele Kameras so nur mit einem externen Stabilisator erreichen. Ein externer Mikrofon-Anschluss ist leider nicht vorhanden, hätte das Gesamtpaket gerade für Videofilmer aber noch einmal aufgewertet und in Kombination mit dem IBIS aus der PEN E-P7 eine brauchbare Filmkamera für Video-Blogger gemacht.
Fazit
Mit der Olympus E-P7 ist OM Solutions eine vielseitige Lifestyle-Kamera mit hohem Spaßfaktor gelungen, die den Prozess des Fotografierens wieder mehr in den Fokus rückt und das Knipsen zu einem wahren Genuss macht. Ganz im Zeichen von Olympus beweist der Hersteller einmal mehr, welchen Stellenwert dabei die richtige Mischung aus Verarbeitung, Design und Funktionalität haben kann und erschafft eine kleine Liebeserklärung an die Fotografie.
Hersteller: OM Digital Solutions
Vertrieb www.om-digitalsolutions.com
Preis [UVP] Gehäuse 799 €, Kit: PEN E-P7 + M.Zuiko Digital ED 14-42mm F3.5-5.6 EZ 899 €
Technische Daten/Ausstattung
Gehäuse Metall, Komposite
Spritzwasser- und Staubschutz •
Objektivbajonett Micro Four Thirds
Sensorauflösung/Bildgröße 20,3 Megapixel/ 17,3 x 13,0 mm
Sensortyp/Prozessor 4/3“ Live MOS Sensor / TruePic VIII Prozessor
Bildformate RAW (12 Bit), JPEG
Bildstabilisator • Sensor-Justierung, 4,5 EV-Schritte (CIPA)
Sensorreinigung –
Sucher –
Bildschirm/Auflösung 3,0-Zoll/ 1.037.000 Bildpunkte, Neigungswinkel 80° (oben) 180° (unten)
Touchscreen •
Livebild/mit Autofokus •/•
Programm-/Zeit-/Blendenautomatik/manuell •/•/•/•
Belichtungsmessung Mehrfeld/Durchschnitt/Integral/Spot •/•/•/• (EV -2 bis EV 20)
Belichtungskorrektur/ Belichtungsreihen •/•, +-5 LW
Weißabgleich Auto/manuell/Presets/Reihen •/•/•/•
ISO-Empfindlichkeit ISO 100 – 25600
Verschlusszeiten/Blitzsynchronisation 60 – 1/4.000 s / 1/250 s
Aufnahmebetriebsarten S, CL, CH, BKT, Mehrfachbelichtung
Maximale Bildsequenz 8,7 B/s, 15 B/s (Silent Mode)
Maximale Anzahl Bilder bis Speicher voll RAW: Je nach Kartenkapazität
Selbstauslöser 2s/12s/Benutzerdefiniert
Intervalltimer • (Zeitrafferfilm bis 4K 30p)
Fokussiersystem Kontrast-AF-System
AF-Messfelder max. 121 Punkte
Fokusmodi AF-S, AF-C, AF tracking (AF-C + TR) manuell
AF-Hilfslicht •
Gesichtserkennung •
eingebauter Blitz •
Blitzmodi 2. Verschlussvorhang, Rote-Augen-Korrektur, TTL-Auto, Fill-in
Externer Blitz steuerbar Master-Slave-Modus •
Wasserwaage •
Schnittstellen USB 2.0, HDMI-Micro (Typ D)
WiFi/Bluetooth/NFC •/• (4.2)/ –
Speicherkarte SD (kompatibel mit SDHC, SDXC, UHS-I, UHS-II)
Videoformat MOV (MPEG-4AVC/H.264)
Videoqualität 4K 3.840 x 2.160 / 30p, 25p, 24p; Full HD 1.920 x 1.080/ 60p, 30p, 25p, 24p; HD 1.280 x 720 / 120p, 60p, 25p, 24p
Timecode –
Abmessungen (B x H x-T) 118,3 x 68,5 x 38,1 mm
Gewicht 337 g (Inklusive Akku und Speicherkarte)
Besonderheiten
Schickes, kompaktes Design, verschiedene Kreativmodi, leistungsstarker 5-Achsen-Bildstabilisator, Touch-Display, Smartphone-Konnektivitä
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