Als Makrofotograf tritt Ole Bielfeldt mit seiner Kamera ganz nah an seine Motive heran. So auch bei dem spannenden Projekt mit Autohersteller Mazda, das die Produktion eines neuen Autos bis ins kleinste Detail dokumentiert.
von Benjamin Lemm, © Fotos Ole Bielfeldt
Kleine Details ganz groß – Makro- und Mikrofotograf Ole Bielfeldt, auch bekannt unter dem Namen „Macrofying“, hat sich mit seiner Kunst voll und ganz den kleinen Dingen des Lebens verschrieben. Dabei kommt er ursprünglich aus einer ganz anderen fotografischen Disziplin: der Drohnenfotografie. Gesetzesänderungen bei der Verwendung von Drohnen zwangen ihn leider dazu, dieses spannende Hobby aufzugeben. Eine Alternative musste her: „Ich habe schon immer versucht, mit meiner Arbeit neue Perspektiven auf alltägliche Dinge zu finden“, beschreibt er seine Herangehensweise. „Dabei bin ich durch Zufall auf die Makrofotografie gestoßen. Bei dem Versuch, immer näher an das Objekt heranzukommen, habe ich meine Kamera dann irgendwann testweise an ein altes Mikroskop angeschlossen und somit auch die Mikrofotografie für mich entdeckt.“
Im Fokus seiner Fotografie stehen nicht nur „klassische“ Makromotive wie Insekten oder Blumen. Vor allem Alltagsgegenstände nimmt Ole Bielfeldt mit Vorliebe unter die Lupe beziehungsweise unters Mikroskop – Dinge wie einen Stift, einen Teebeutel oder eine medizinische Maske.
Dabei beschränkt er sich nicht nur auf Fotos, sondern arbeitet auch gerne mit dem bewegten Bild und erstellt spannende Videoprojekte, bei denen er seine Motive mit Kamerafahrten und Zooms erlebbar macht. Das Faszinierende daran: Selbst hinter den vermeintlich langweiligsten Motiven verbirgt sich eine eigene, großartige Welt voll spannender Strukturen, die nur darauf wartet, mit der Kamera entdeckt und sichtbar gemacht zu werden.
Die Seele der Bewegung
Genau das zeigt Ole Bielfeldt auch in seinem gemeinsamen Projekt mit dem japanischen Autohersteller Mazda, für das er die Produktion eines CX-60 mit seiner Kamera aus nächster Nähe in Bilder gebannt hat. Die Idee dahinter: eine Kampagne zu entwickeln, die den Entstehungsprozess eines Autos vom Design bis zur Herstellung dokumentiert. Dabei sollte der Fokus gezielt weniger auf dem Fahrzeug an sich als auf der Technik und den Menschen liegen, die in die Produktion eingebunden sind.
Um zu verstehen, wie der Designprozess funktioniert, beschäftigte sich Ole Bielfeldt zunächst mit dem traditionellen Vorgehen der „Takumi“, wie die „Clay Moduleure (Handwerker) und Designer“ bei Mazda genannt werden. Diese Meisterhandwerker haben es sich zum Ziel gesetzt, aus Fahrzeugen Kunstwerke zu machen. Der eigene Anspruch dabei: Perfektion mit einer menschlichen Note. „Mit der Takumi-Philosophie schaffen wir etwas Einzigartiges“, erklärt Bahram Partaw, Senior Designer R&D Centre, Mazda Motor Europe. „Wir brauchen ein gewisses Maß an Handwerkskunst, um etwas zum Ausdruck zu bringen, das noch niemand auf der Straße gesehen hat.“
In der Vorbereitung führte Bielfeldt ausführliche Gespräche mit dem Mazda-Team, um eine gemeinsame Arbeitsbasis zu finden, Ideen zu entwickeln und den Ablauf zu bestimmen. Doch bei einem solch großen Projekt lässt sich vieles im Vorhinein nicht planen und so musste Ole Bielfeldt hin und wieder improvisieren. Es galt, Dinge auszuprobieren und Ideen während des Prozesses weiterzuentwickeln. Vor allem der Umgang mit den verschiedenen Materialien stellte sich durchaus als Herausforderung dar. „Als besonders schwierig hat sich das Filmen der Sprühfarbe herausgestellt. Alles war rot und hat geklebt. Es war viel ‚trial and error‘, bis das Video fertig war. Allerdings sind genau das die Projekte, die meine Arbeit für mich so spannend machen. Ungewohnt war außerdem auch die Zusammenarbeit mit so einem großen Team, da ich normalerweise ganz alleine arbeite – vielleicht wird sich das nach dieser Erfahrung ändern!“
Visuelles Erlebnis
Mit seinen Fotos sowie in aufwendig produzierten Videoclips zeigt Bielfeldt den Produktionsprozess aus nächster Nähe. Er tritt mit seiner Kamera zum Teil so nah heran, dass für das Auge sonst verborgene Details sichtbar werden: So zeigt er die kleinen Farbpartikel der Autolackierung, die Bewegung eines Hobels und davonfliegende Spähne oder jedes einzelne Haar eines Kunstgarns. Bei den Shootings ist viel Flexibilität gefragt, denn sein Equipment muss Ole jeweils an den Gegenstand anpassen, den er fotografieren oder filmen möchte. Für besonders kleine Details reicht ein einfaches Makroobjektiv nicht aus. Daher arbeitet er unter anderem mit Mikroskopen aus Medizin und Forschung, um selbst kleinste Partikel sichtbar zu machen.
Indem er die einzelnen Produktionsstufen festhält, macht er den Prozess der Herstellung für den Betrachter visuell erlebbar und vermittelt ihm ein besseres Verständnis für die hohe Kunst der Autofabrikation. Die Makrofotografie helfe dabei, die Welt besser zu verstehen, weil der Blick auf die Details Zusammenhänge offenbare, die mit bloßem Auge oft nicht zu erkennen seien, so Bielfeldt: „Das ist das Spannende an der Makrofotografie: Man weiß nie genau, was auf einen zukommt, bevor der Gegenstand unter dem Objektiv liegt. Man erkundet eine andere Welt und versteht plötzlich Prozesse und Strukturen, indem man sie auf eine andere Art und Weise sieht“, erklärt er einen Teil der Faszination, der definitiv auch bei diesem Projekt zum Tragen kam.
Denn genau das ist es, was Ole Bielfeldt mit seiner Fotografie erreichen möchte: Es geht ihm nicht nur darum, visuell ansprechende, ästhetische Bilder zu erzeugen. Vielmehr möchte er seine Zuschauer auch zum Nachdenken anregen und dazu animieren, Alltägliches zu hinterfragen. Und genau das gelingt mit dem Projekt hervorragend. Durch die Bilder macht er die vielen unterschiedlichen Materialien sichtbar, die es braucht, um ein Auto zu bauen. Gleichzeitig betont er, wie wichtig dafür vor allem Teamgeist und Zusammenarbeit sind. Denn beim Autobau kommen viele verschiedene berufliche Zünfte zusammen, die nur gemeinsam zu einem Ergebnis kommen können – von den Designern über Ingenieure bis zu den Lackierern oder Mechanikern.
An der Zusammenarbeit mit Mazda schätzte Bielfeldt auch, dass ihm für das Projekt so viel Freiraum gegeben wurde. Alle waren involviert, zugleich aber flexibel und seien immer auf seine Wünsche und Ideen eingegangen: „Das Resultat ist durchaus anders, als die anfängliche Idee. Bei so einem experimentellen Projekt kann man im Voraus sowieso nicht alles planen. Es ist Learning by Doing – und genau das haben wir getan. Das macht meiner Meinung nach schlussendlich ein gutes und interessantes Projekt aus“, resümiert Ole Bielfeldt.
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