Gibt es etwas Schöneres, als draußen in der Natur zu fotografieren?

Wohl kaum. Und welche Jahreszeit wäre dafür wohl besser geeignet als der Sommer? Deswegen geben wir Ihnen die wichtigsten Grundlagen für gelungene Outdoor-Fotoshootings mit auf den (Wander)weg.

von Paul Schulz, © Fotos stock.adobe.com

Für viele Fotografinnen und Fotografen beginnt mit dem Sommer die schönste Zeit zum Fotografieren. Die Tage sind lang und das viele Licht gibt uns Fotografen genügend Zeit, um mit Kompositionen zu spielen und neue Orte zu erkunden. Doch belästigt von Mücken, eingeschlossen vom Regen oder mit einer in den Tiefen des Wanderrucksacks verschwundenen Kamera kann einem die Freude an der Outdoor-Fotografie schnell vergehen. Deswegen haben wir die wichtigsten Tipps und Tools für Sie gesammelt, damit Sie erfolgreich und glücklich von Ihrem nächsten Foto-Trip zurückkommen.

 

Die richtige Vorbereitung

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort – bei tollen Natur- und Outdoor-Aufnahmen scheint beides zusammenzukommen. Doch Zufall ist das meistens nicht: Gute Naturfotos sind letztendlich das Ergebnis von viel Erfahrung und vor allem Planung. Doch wie bereitet man sich richtig auf das nächste Outdoor-Fotoshooting vor?

Die richtige Planung beginnt bereits zu Hause, bei schlechtem Wetter, entspannt auf der Couch oder am Schreibtisch. Denn wie auch beim Immobiliengeschäft gilt bei der Outdoor-Fotografie als erste Regel: Location, Location, Location!

Als Fotograf, sollten Sie schließlich genau wissen, was Sie fotografieren möchten: Berge, Wildtiere oder doch einfach den Wald vor der Haustür? Einen einzigen Wander- und Fototag zu planen, geht dann meist schnell und einfach über Google Maps. Häufig lassen sich hier gleich Location-Fotos anzeigen – so fällt die Motivplanung leichter. Bei längeren Wandertouren kann die Planung allerdings auch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Schlafplätze, Wasserquellen, Sanitäranlagen – eine Trekkingtour von zwei Tagen erfordert bereits ein Vielfaches an Planungsarbeit als eine eintägige Wanderung.

Wanderführer, Wander-Apps und Websites können diesen Prozess allerdings beschleunigen. Nutzerbewertungen bei Wanderrouten helfen, den Schwierigkeitsgrad von Wanderwegen und die Szenerie einzuschätzen und tragen dazu bei, dass Sie bereits am Computer die richtigen Fotospots entdecken und visualisieren. Oft finden Sie auch die GPS-Daten für besonders beliebte Wanderrouten zum Downloaden.

Um diesen GPS-Daten beim Wandern zu folgen, brauchen Sie inzwischen kein unhandliches GPS-Gerät mehr. Auch einfache GPX-Viewer-Apps, also Smartphone-Apps, die GPS-Daten anzeigen können, leisten gute Arbeit. Mit einer Online-Wettervorhersage oder speziellen Foto-Apps wie „PhotoPills“ oder „ViewFindr“ können Sie zusätzlich genau planen, wann die Sonne untergeht oder wo am Himmel die Milchstraße sichtbar sein wird. Damit sind die digitalen Tools perfekte Begleiter bei der gezielten Fotoplanung. Doch egal, wie weit die Reise Sie von zu Hause wegführt – Sie sollten auch sehr genau planen, welche Ausrüstung Sie mitnehmen.

Die Ausrüstung wählen

Jeder Fotograf kennt wohl das bedrückende Gefühl, mit dem prallgefüllten Fotorucksack aus dem Urlaub zurückzukommen und fast nichts von der Ausrüstung genutzt zu haben. Die drei Wechselobjektive, zwei Kameras und Extra-Akkus scheinen beim Packen immer wieder äußerst wichtig zu sein. Wozu hat man sich schließlich die ganze Ausrüstung gekauft, wenn man sie nicht benutzt? Doch nehmen Sie sich am Ende des nächsten Urlaubs mal die Zeit und stellen Sie sich die Frage: „Was habe ich tatsächlich genutzt?“

Schnell wird herauskommen, dass Sie ein Objektiv bevorzugen, das sogenannte „Immer-drauf-Objektiv“. Oder dass Sie vielleicht nie die Zeit hatten, das Stativ aufzustellen. Ziehen Sie aus dieser Erkenntnis die richtigen Schlüsse und planen Sie realistisch: Welche Ausrüstung wollen Sie tatsächlich mitschleppen? Im schlimmsten Fall ist es das Equipment für mehrere Tage.

Auf einer langen Wandertour fühlen sich bereits ein paar Gramm weniger auf dem Rücken wie eine riesige Erleichterung an. Haben Sie also keine Angst davor, die teure Ausrüstung auch mal liegen zu lassen und stattdessen mit dem Standardzoom kreativ zu werden. Dabei können Filter helfen. Polarisationsfilter entfernen zum Beispiel Reflexionen von glatten Oberflächen wie Blättern und machen Ihre Fotos auf diese Weise kontrastreicher. Auch durch spiegelnde Wasseroberflächen kann man mit den Polarisationsfiltern hindurchfotografieren und so Steine unter der Wasseroberfläche sichtbar machen.

ND-Filter ermöglichen dagegen Langzeitbelichtungen – je nach Stärke selbst an hellen Tagen. So können Wolken mystisch verwischt oder rapide Flussläufe geglättet werden. Für solche Langzeitaufnahmen brauchen Sie allerdings ein Stativ.

Packen

Je weiter es von zu Hause weggeht, desto weniger Platz bleibt im Rucksack für die Fotoausrüstung. Denn neben Kamera, Objektiven und Stativ müssen noch viele andere und häufig wichtige Dinge mit im Rucksack verstaut werden: Zelt, Schlafsack und Isomatte sind wohl die drei Klassiker für mehrtägige Wandertouren. Aber auch eine Regenjacke, ein dickerer Pullover oder Ersatzkleidung dürfen nicht fehlen. Außerdem sollten Sie immer ein kleines Erste-Hilfe-Set dabeihaben. Ein Fotorucksack kommt so schnell an seine Grenzen. Ein „Foto-Insert“ kann hier kostengünstig Abhilfe leisten – verglichen mit den teuren großen Fotorucksäcken.

Diese stoßfesten und gepolsterten Minitaschen erinnern vom Aussehen her sehr an die klassischen Trennwände in Fotorucksäcken – und funktionieren auch so. Wenn die Kameraausrüstung darin verstaut ist, lässt sich die Tasche einfach in das Bodenfach eines Wanderrucksacks einlegen. So ist die Fotoausrüstung sicher verstaut und die Kamera leicht zugänglich und daher immer griffbereit. Man sollte den Rucksack jetzt allerdings nicht mehr einfach auf den Boden fallen lassen, wenn man erschöpft Pause macht.

Auf jedes Wetter vorbereitet

Gerade bei längeren Touren kann das Wetter immer umschlagen. Dann sollten Sie und die Ausrüstung möglichst schnell wetterfest sein. Die meisten Wanderrucksäcke haben bereits einen integrierten Regenüberzug. Falls dies bei Ihrem nicht der Fall sein sollte, können Sie einen einfachen, dünnen Regenponcho mit geringem Packmaß über sich und den Rucksack legen, sodass Sie und der Rucksack trocken bleiben.

Sie möchten ein Foto im Regen schießen? Warum nicht? Einem leichten Nieselregen halten die meisten Kameras schon stand. Sollte es allerdings doch mal stärker regnen, helfen Regenschutzhüllen, damit die Kamera sicher verpackt ist, aber trotzdem bedienbar bleibt.

Eine kostengünstige und leichte Alternative zu klassischen Regenschutzhüllen sind Mülltüten. Diese sollten Sie sowieso in Ihrem Gepäck haben, da Mülleimer unterwegs nicht immer einfach zu finden sind. Reißen Sie für den DIY-Regenschutz einfach ein Loch in eine Plastiktüte. Es sollte etwa so groß sein wie Ihr Objektiv. Stecken Sie die Kamera durch die Öffnung und schieben Sie das Objektiv durch das Loch.

Mit Gummibändern lässt sich die Tüte dann am Objektiv und der Kamera befestigen. Diese Alternative ist relativ wetterfest und ermöglicht recht sicheres Fotografieren im Regen. Auch in der Nähe von Wasserfällen leistet dieser Regenschutz gute Dienste und schützt Ihr Equipment vor Spritzwasser – die Linse muss allerdings ab und zu vorsichtig von Wassertropfen befreit werden.

Ohne Genuss kein Schnappschuss

Denken Sie unbedingt auch an die Verpflegung. Vor allem Wasser sollten Sie in ausreichender Menge mitnehmen. Planen Sie mindestens zwei Liter für einen Tag ein. Wollen Sie zusätzlich Trekking-Nahrung auf Ihrem Gaskocher zubereiten oder sich die Zähne putzen, sollten Sie zusätzliches Wasser einplanen oder sich über Brunnen und Wasserquellen auf der Wanderroute informieren.

Sie können die klassische Wasserflasche nutzen. Sogenannte Trinkblasen, die in einigen Wanderrucksäcken in einer eigenen kleinen Tasche verstaut werden, helfen Ihnen, zusätzlichen Platz und zudem einiges an Gewicht zu sparen. Verstauen Sie Snacks leicht zugänglich in Jacken oder Hosentaschen, damit Sie auch beim Gehen und Fotografieren darauf zurückgreifen können. Passen Sie nur auf, dass bei sommerlichen Temperaturen nichts in Jacken- oder Hosentasche schmilzt.

Tipps für unterwegs

Die Tour ist geplant, die Sachen sind gepackt – hoffentlich inklusive Sonnencreme und Insektenspray. Nun kann es endlich nach draußen gehen. Versteifen Sie sich jetzt nicht zu sehr auf Ihre Wanderroute und die geplanten Fotomotive, sondern sehen Sie sich beim Gehen um und genießen Sie die Natur. Oft liegen die besten Motive nicht da, wo man sie eigentlich erwartet oder eingeplant hat. Hier draußen zählt Ihr fotografisches Können. Trotzdem gilt es natürlich, einiges zu beachten:

Versuchen Sie, zu den richtigen Zeiten zu fotografieren, um weiches, diffuses Licht zu nutzen, wie zum Beispiel kurz nach Sonnenaufgang oder vor Sonnenuntergang. Vermeiden Sie dagegen die harten Schatten und den grellen Himmel zur Mittagszeit.

Wagen Sie es außerdem, an bekannten Fotostandorten und bei populären Motiven neue Perspektiven auszuprobieren. Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Umgebung zu beobachten und auch mal auf den richtigen Moment zu warten. Vielleicht landet noch ein Vogel auf dem Baum, den Sie gerade fotografieren und setzt so einen schönen Akzent. Vielleicht geht in wenigen Minuten die Sonne am Horizont unter. Geduld ist oft der Schlüssel, um einzigartige und fesselnde Bilder im Freien zu machen.

Ein Lager aufschlagen

Der Tag neigt sich dem Ende: Falls Sie zelten wollen, sollten Sie rechtzeitig anfangen, Ihr Nachtlager aufzuschlagen. Achten Sie dabei darauf, dass Sie einen ebenen Untergrund haben, keine toten Bäume in unmittelbarer Nähe stehen (Umsturzgefahr!) und dass Sie sich nicht in überflutbaren Senken oder in unmittelbarer Flussnähe befinden.

Bevor Sie das Zelt aufbauen, sollten Sie zusätzlich den Boden nach scharfen Steinen, Stöcken oder Kiefernzapfen absuchen und diese entfernen. Diese können die Zeltplane oder die Isomatte beschädigen. Das aufgebaute Zelt ist am Ende nicht nur Ihr Schlafplatz, sondern auch ein beliebtes Motiv in der Outdoor-Fotografie. Das leuchtende Zelt unter dem Sternenhimmel oder der Blick aus ihm in den Sonnenaufgang sind besonders beliebt. Um das Zelt in der Nacht erleuchten zu lassen, legen Sie einfach eine Taschenlampe hinein und belichten das Foto für mehrere Sekunden. Das Licht, das gegen die Zeltwand fällt, lässt das Zelt von innen farbenfroh leuchten.

Wenn es dann endlich in den Schlafsack geht und Ihnen zu kalt wird, lassen Sie die Kleidung ruhig an. Es ist ein verbreiteter Irrglaube, dass man nur in der Unterwäsche in den Schlafsack steigen sollte. Kleidung verhindert, dass Sie am Inneren des Schlafsacks kleben bleiben und hält Sie warm. Weiterer positiver Effekt: Sie müssen am Morgen nicht in die eiskalte Kleidung steigen.

Ein Pullover kann das Kopfkissen ersetzen – achten Sie allerdings darauf, dass keine Reißverschlüsse in Ihr Gesicht drücken. Da durch die Atemluft und den Morgentau auch an trockenen Sommertagen Feuchtigkeit ins Zelt kommt, empfiehlt sich zudem, die Fotoausrüstung eingepackt zu lassen – am besten griffbereit, so kann es am nächsten Tag gleich weitergehen.

Diesen und weitere spannende Artikel lest ihr in Ausgabe 7-8/2023 unserer Pictures. Schaut doch mal rein!