Was könnte es sein, das nächste Große?

Ich will nicht behaupten, ich hätte den Überblick über alle Hallen, Aussteller und Produkte – weit gefehlt. Dafür ist die Photokina zu groß und ich zu klein. Aber einen Eindruck habe ich gewonnen, eine kleine Vorstellung davon, was im Trend liegt, worauf die Hersteller bauen und was die Photokina-Besucher interessiert. Wenn ich ein Wort finden soll, so ist es “ausgedruckt” oder “anfassbar”. Sofortbilder liegen im Trend und damit auch eine gewisse Quick’n’Dirty-Ästhetik. Fast. Denn mit Polaroids neusetem Modell kann man geschossene Bilder auch digital speichern und dann entscheiden, welches Bild gedruckt werden soll, welches verworfen und welches lieber zuerst in Photoshop kommt. Es handelt sich also um ein Pseudo-Sofortbild, der Sofortbildspaß kombiniert mit Papierschonung und Optimierung. Das passt zum derzeitigen Authentizitätstrend, denn wir leben in einer Zeit, in der die Augen täuschen. In der das, was nach Foto aussieht, möglicherweise doch kein im Sinne von fotografisch Produziertes, auf der Wirklichkeit beruhendes Bild mehr ist. Da werden mit einem Klick Proportionen optimiert, Gesichtszüge geändert oder sogar Hintergründe eingefügt. Die Person auf dem Bild – ist es ein Mensch? Wie viel Prozent ist optimiert, verschönert, verändert? Oder handelt es sich nur eine Computergraphik, die perfekte Konkurrenz zur Realität? Mehr und mehr rückt eins ins Bewusstsein der Betrachter: Bilder können lügen. Besonders schöne, eindrucksvolle Fotos tun das oft. Selfies, gerne mit einer gewissen Trashästhetik, nicht zu komponiert, über den Badezimmerspiegel fotografiert, scheinen der Realität hingegen näherzukommen. Noch besser aber die Hardcopy, das ausgedruckte Sofortbild, unabhängig von der Firma oft kurz “Pola” genannt. Polas lügen nicht. Oder seit neuestem doch?


Und dann denke ich, ich bin im Bastelshop. Bei Instax kann man ausgedruckte Fotos mit zum Teil aufwändig produzierten Stickern verschönern oder in kleine Ensembles dekorieren, so dass eine 3D-Komponente hinzutritt. Wie in Omas Fotoalbum, schießt es mir durch den Kopf. Nostalgisch wirkt es, wenn Messebesucher an Basteltischen sitzen und sorgsam glitzernde Schmetterlinge und Mini-Origami-Blümchen auf ihre Fotos kleben. Es gibt extra Motivkollektionen für Baby- und Hochzeitsbilder, für Reisefotos und Partybilder.

Fazit: “Anfassbar” macht Spaß. Und berührt vielleicht einfach mehr. Morgen lasse ich mich auch ausdrucken.

Jamari Lior