King Of Photoshop

King Kong – eine unglaubliche Geschichte voller großer Emotionen. Dennis Wolf zeigt, wie man bekannten Stories in Photoshop ein neues, individuelles Gesicht geben kann.

Dennis Wolf

Dennis Wolf bietet Tutorials und Workshops an und unterrichtet in der Fotoschule Magdeburg.

Von Dennis Wolf
© Fotos Dennis Wolf

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King Kong ist Kult – immer noch. Schon seit meiner frühesten Kindheit bin ich ein großer Filmfan und so hat mich der riesige Affe immer unglaublich fasziniert. Ich erinnere mich daran, wie ich als kleiner Junge dem Film bereits viele Tage vor der Ausstrahlung entgegengefiebert habe. Die Verfilmung von Peter Jackson im Jahr 2005 hatte diesen unglaublich emotionalen Moment, eine Szene, in der sich Kong und Ann in der Nacht auf der Straße gegenüberstehen. Ich wusste noch nicht, wie und mit wem, aber ich wusste, dass ich dieses Thema visuell umsetzen muss. Gesagt, getan.

 

Das ShootingDas Shooting
Habe ich eine Vision von einem Bild, muss alles stimmen. Bei der Wahl des Models muss ich einfach dieses Gefühl haben, dass sie oder er perfekt in diese Rolle passt. Manuela, ein Model aus Berlin, schickte mir eines Tages ein paar Bilder in verschiedenen Outfits – und mir war klar: Sie passt.

Bei meinen Fotoshootings geht es um die Umsetzung von Emotionen. Diese Emotionen muss ich während eines Shootings bei meinem Model erst hervorrufen, denn sie sind nicht einfach da. Man darf nicht vergessen, dass meist keine ausgebildeten Schauspieler vor der Kamera stehen, die alle Mimiken routiniert abrufen können. Also gilt es – bei solch herausfordernden Themen umso mehr –, die passende Atmosphäre zu schaffen. Wir waren beim damaligen Shooting sechs Leute am Set und es herrschte absolute Ruhe während dieser Bildserie. Die passende Musik wurde laut gespielt. Ich bat Manuela, die Augen zu schließen und erzählte ihr zur Musik eine Geschichte. Ich erzählte sie quasi in die Geschichte hinein. Als sie die Augen öffnete, war sie mittendrin – und das Bild mit diesem Ausdruck im Kasten. Bei vielen inszenierten Bildern, die technisch toll umgesetzt sind, fehlen leider oft die passende Mimik und die sich darin manifestierenden Emotionen.

Wenn Sie mit dem Ziel shooten, Composings zu erstellen, sollten Sie das finale Bild bereits grob im Kopf haben. Auf dieser Basis kann dann das Model aus den passenden Perspektiven mit den entsprechenden Brennweiten fotografiert werden. Dies gilt ebenso für das richtige Styling und die Lichtsetzung, die zur Stimmung und zu den in der Montage verwendeten Bildern passen müssen. Photoshop ist ein faszinierendes Werkzeug, kann aber grundlegende Fehler des Fotografen beim Shooting leider kaum beheben.

Step by step zum Filmplakat
Emotionen gehören ebenso zu einem Fotoshooting wie auch in die Bildbearbeitung. Manchmal ist man einfach nicht in Stimmung für Photoshop. Hören Sie die passende Musik und legen Sie dann los. Denn oft ist es wie beim Joggen – die ersten Meter sind die schwierigsten und nach 15 Minuten sind Sie plötzlich im Flow.

1. Grundanpassung des zentralen Porträts in Camera RawGrundanpassung
Da eine Nahaufnahme des Models das Zentrum des Plakates bildet, stellen eine gute Entwicklung und Porträtretusche die saubere und wichtige Grundlage dar. Öffnen Sie das Bild hierzu in Camera RAW, um grundlegende Anpassungen vorzunehmen. Nach sorgfältigen Optimierungen in Belichtung, Kontrast und Weißabgleich geben Sie dem Porträt eine Grundschärfe und entfernen Sie eventuelle chromatische Aberrationen.

 

 

Schritt 2 2. Retusche von kleinen Unreinheiten im Porträt
Über „Objekt öffnen“ wechseln Sie anschließend direkt in Photoshop und retuschieren mit dem Reparaturpinsel und dem Kopierstempelwerkzeug Hautunreinheiten, kleine Falten und Augenringe.

Achten Sie dabei auf eine weiche Kante. Für die Retusche direkt an den Rändern, beispielsweise des Körpers oder der Kleidung, ist der Kopierstempel das bessere Werkzeug, da er Kanten nicht zerstört. Wählen Sie bei beiden Werkzeugen eine Härte von 0 und mit dem Kopierstempel eine Deckkraft von circa 50 Prozent.

3. Hautangleichung
Wir wollen einen einzigartigen Hollywood-Look, deshalb brauchen wir eine makellose Haut, die aber keiner Porzellanoberfläche gleicht, sondern ihre Struktur behält. Erzeugen Sie mit CMD/STRG und „j“ eine Ebenenkopie im Modus „Lineares Licht“ und invertieren Sie diese anschließend mit CMD/STRG und „i“. Jede Haut weist gelegentlich mehr oder weniger Flecken oder Farbunterschiede auf, beispielsweise durch die Durchblutung. Diese Technik eignet sich hervorragend, um die Haut anzugleichen, zerstört dabei aber keine Details wie Poren. Über „Filter – sonstige Filter – Hochpass“ wählen Sie für ein Oberkörperporträt circa zehn Pixel und kombinieren dies zusätzlich mit dem „Weichzeichnungsfilter – matter machen“ mit einem Radius von fünf Pixel und einem Schwellenwert von 20.

Mit einem Doppelklick auf die Ebene gelangen Sie in die „Ebeneneigenschaften“. Bei den „Mischoptionen“ finden Sie unten zwei Regler. Auf dem oberen Regler ziehen Sie das linke “Dreieck“ nach links und blenden sich so dunkle Helligkeitswerte von dunkel nach hell aus. Das Gleiche machen Sie mit dem rechten “Dreieck“, nur dass Sie sich hier die Helligkeitswerte von hell nach dunkel ausblenden. Mit gedrückter Alt-Taste können Sie diese “Dreiecke“ splitten. Das sorgt für weiche Übergänge und Verläufe. Bestätigen Sie mit ok und maskieren Sie die Ebene für die Hautbereiche aus – die Deckkraft reduzieren Sie auf 60 Prozent. Noch ein kleiner Tipp: Für den besten Überblick ist ein Benennen aller Ebenen sehr empfehlenswert. Ein wenig „Dodge & Burn“ rundet die Retusche ab und gibt dem Porträt mehr Plastizität. Legen Sie sich hierzu zwei graue Ebenen für Flächen und Konturen an und arbeiten Sie mit einem Pinsel (weiß & schwarz) behutsam mit drei Prozent Deckkraft.

Für das zweite Porträt unseres Models ist kaum Retusche notwendig, da es auf dem Plakat am Ende nur sehr klein zu sehen ist. Lediglich das Tattoo an ihrem Bein habe ich wie oben beschrieben mit dem Kopierstempel entfernt und ein wenig mit dem Pinselwerkzeug bei geringer Deckkraft in den Farben der umliegenden Haut übermalt. Diese Farbe können Sie mit der Pipette und gedrückter Alt-Taste aufnehmen.

4. Formen von Kong
Die Transformation eines Gorillas zu Kong ist die größte Herausforderung in dieser Montage. Der Gorilla musste für das Bild einfach sehr viel mächtiger aussehen, damit er Kong ähnelt. Den passenden Schlüssel für solche Veränderungen finden Sie mit den Werkzeugen „Frei Transformieren, Verformen, Verflüssigen“ und mit dem „Aufblasen-Werkzeug“ im „Verflüssigen“ Dialog. Mit den Schaltflächen CMD/STRG und „t“ wechseln Sie in den „Frei Transformieren“-Modus und aktivieren den Modus „Verformen“. Formen Sie nun nach eigenen Vorstellungen. Wenn die Verformung in den Grundzügen passt, gehen Sie über Filter in den „Verflüssigen Dialog“. Im „Verflüssigen Dialog“ können Sie sich mit dem „Aufblasen-Werkzeug“ richtig austoben. Setzen Sie es an den Stellen an, die dafür verantwortlich sind, dass Ihr Motiv extrem wuchtig wirkt. Bei solch einem Affen sind es vor allem die Schultern, der Unterarm, Nacken und Kopf, die Schenkel und das Gesäß.

Ein wie in unserem Fall schwach behaarter Gorilla braucht mehr Fell. Erstellen Sie eine neue Ebene und wählen Sie eine weiche Pinselspitze mit einer Stärke von einem Pixel und variieren Sie nach außen die Deckkraft zwischen 25 und 100 Prozent. Dieses Vorgehen können Sie generell immer einsetzen, wenn Fell oder Haare gemalt werden müssen. Um dem Affen noch mehr Plastizität und Form zu geben, erstellen Sie sich eine neue leere, graue Ebene und malen mit einem weichen, weißen Pinsel und einer Deckkraft von 25 Prozent Schritt für Schritt über Schenkel, Schultern, Rücken und Hals. Wechseln Sie gegebenenfalls noch einmal in den „Verflüssigen Dialog“ und geben Sie Kong über das Aufblasen-Werkzeug und den „Wischfinger“ noch mehr Wucht. Achtung: Passen Sie auf die Texturen auf und zerstören Sie diese nicht sichtbar. Fehlen Gliedmaße – wie hier der linke Arm – können Sie diese einfach mittels „kopieren und einfügen“ ergänzen. Über Verformen, wie in den vorherigen Schritten beschrieben, verändern Sie die Form so, dass keine Wiederholung – hier zum rechten Arm – sichtbar ist.

5. Zusätzliche Bildelemente entsättigen
Nun stehen unsere Modelle bereit zur Montage. Nehmen Sie alle zusätzlichen Bildelemente wie Straße, Boden, Wolken und Rauch, die für das Filmplakat zum Einsatz kommen und entsättigen Sie diese über „Farbton / Sättigung“, da eine eigene Farbstimmung erzeugt werden soll.

 

Schritt 66. Skizze erstellen: Grobe Anordnung der Bildelemente
Auf einer grauen Basisebene werden die Elemente erst einmal nach der eigenen Vorstellung ganz grob angeordnet, für die passende Größe transformiert und mit einem schwarzen weichen Pinsel grob ausmaskiert. Mit einer Deckkraft von 50 Prozent können Sie sich hier stückweise an das gewünschte Ergebnis annähern. Dies ist quasi als Skizze zu verstehen, bevor die finalen Einarbeitungen beginnen. Es geht darum, nicht erst nach aufwendigen Bearbeitungsschritten festzustellen, dass das Bild eventuell perspektivisch nicht stimmt oder die gewünschte Wirkung nicht erzielt wird.

 

 

7. Details, Licht und SchattenSchritt 7
Auf einer neuen Ebene, über dem Hintergrund und unter den Modellen, malen Sie mit einem weißen Pinsel diagonal Licht ein. Konvertieren Sie die Ebene in ein Smartobjekt und legen Sie über „Filter – Gaußscher Weichzeichner“ mit circa neun Pixeln eine Weichzeichnung über das eingemalte Licht. Durch das Smartfilterobjekt halten Sie sich die Möglichkeit offen, später immer noch Anpassungen an der Stärke der Weichzeichnung vornehmen zu können. Ändern Sie den Modus der Ebene auf „Weiches Licht“, um diese mit dem Hintergrund zu verrechnen.

Auf mehreren leeren Ebenen malen Sie nun mit einem schwarzen Pinsel, passend zum Lichtfall, Schatten ein. Variieren Sie die Pinselstärke zwischen 20 und 50 Prozent und legen Sie auch hier über ein Smartobjekt einen Gaußschen Weichzeichner (gleiches Vorgehen wie beim Licht) über den eingemalten Schatten.

Achtung: Kernschatten! Achten Sie bitte darauf, diesen nicht zu vergessen.
Alle Objekte, Gegenstände, Menschen und Tiere, haben direkt unter sich einen dunklen Kernschatten und dieser darf nicht fehlen. Auf der untersten Ebene
malen Sie mit dem schwarzen Pinsel und 100 Prozent Deckkraft sowie harter Kante einen Schatten entsprechend der Form ein.

8. Licht zur Überstrahlung und Nebel im Vordergrund
Um die Bildelemente in einer Fotomontage nach und nach zusammenzuführen, arbeiten Sie mit Überstrahlungen und Texturen, die Sie zur Überlagerung nutzen. Für das Licht kopieren Sie einfach die erste Lichtebene, schieben diese in der Reihenfolge über die Modelle und maskieren sie nach Belieben aus. Im Modus „Weiches Licht“ legen Sie eine Rauch-Textur über das Bild und maskieren diese ebenfalls nach Belieben aus.

Schritt 99. Farbangleichung von Model und Kong
Damit Ihr Plakat allmählich wie „aus einem Guss“ wirkt, müssen alle Bildelemente farblich aufeinander abgestimmt sein. Gehen Sie hier für alle Objekte wie folgt vor: Deaktivieren Sie alle Ebenen mit den Modellen. Bilden Sie nun eine Summe der noch aktivierten Ebenen mit CMD/STRG + ALT + Shift + „e“. Das Bild liegt nun gesamt auf der obersten Ebene. Auf diese legen Sie einen Weichzeichner mit 400 Pixel und ändern den Modus in „Farbe“. Nun kopieren Sie die Maske des ersten Model-Freistellers. Die Maske können Sie einfach mit gedrückter Alt-Taste als Kopie nach oben ziehen. Reduzieren Sie die Deckkraft der Ebene auf circa 20 Prozent. Um auf Wunsch den Kontrast zu stärken, kopieren Sie mit CMD/STRG und „j“ diese Ebene und setzen sie in den Modus „Weiches Licht“. Diesen Vorgang wiederholen Sie für das zweite Bild des Models und King Kongs.

 

10. Lichtführung und erste Farbgebung in Camera Raw
Mit CMD/STRG + ALT + Shift + „e“ bilden Sie eine Summe aller Ebenen. Gehen Sie über Filter – Camera RAW Filter in den Camera Dialog. Lenken Sie das Licht. Ziehen Sie mit dem Radialfilter einen Radius beliebig auf und dunkeln Sie über Belichtung die Außenränder ab. Über Teiltonung in Camera RAW ziehen Sie sowohl die Lichter als auch die Tiefen in warme Farbtöne. Noch ein wenig „Dodge & Burn“ und zusätzliches Licht können Sie für kleine Anpassungen einmalen.

 

11. Schrift einfügenSchritt 11
Wählen Sie das Textwerkzeug und fügen Sie die gewünschte Schrift in entsprechender Größe ein. Meine Empfehlung: Legen Sie für jedes Schriftelement eine neue Ebene an (Überschrift, Namen), um die Größe und Schriftgröße unabhängig voneinander ändern zu können. Mit einem Doppelklick auf die Schriftebene kommen Sie wieder in die Ebeneneigenschaften und können beispielsweise Schlagschatten hinzufügen, die der Schrift mehr Tiefe geben. Legen Sie für die Schriftebene „Kong“ eine Verlaufsfüllung an, um die Schrift mystischer erscheinen zu lassen. Maskieren Sie auf einer schwarzen Ebene die Schrift aus, damit der Effekt nur hierauf liegt.

 

 

12. Look mit Nik Filtern
Wenn Sie das Plugin „Nik Filter“ installiert haben, können Sie über Filter die Nik Collection öffnen. Mit Bi-Color-Filtern können Sie unter verschiedenen Farbvariationen den passenden Farbverlauf wählen und in Position, Winkel, Deckkraft und Übergang anpassen.

Mit dem „Bleach Bypass“-Filter können Sie die Kontraste tunen. Achten Sie bitte darauf, dass keine Lichter „ausfressen“ oder Tiefen “absaufen“. Dies lässt sich über die Regler für Schatten und Spitzlichter gut kontrollieren. Mit dem Filter „Glamour Glow“ legen Sie noch einen leichten Dream Look über das Bild.

 

 

13. Malerischer Look und kleine Optimierungen
Mit CMD/STRG + ALT + Shift + „e“ bilden Sie gleich zwei Summen. Auf der oberen Ebene wählen Sie unter „Filter – Stilisierungsfilter – Ölfarbe“ und stellen ein: Stilisierung 1,5; Reinheit 1,5; Skalierung 0,1 und Borstendetails 0,0. Wählen Sie nun „Filter – Rauschfilter – Rauschen reduzieren“ und stellen Sie eine Stärke von 10 ein, ebenso für das Farbrauschen den Wert auf 10. Kleiner Tipp: Den „Farbrauschen-reduzieren-Regler“ können Sie bei allen Bildern einsetzen, um unschöne chromatische Abberationen zu entfernen. Reduzieren Sie die Deckkraft der Ebene nach Belieben. Um Schärfe ins Bild zurückzuholen, ziehen Sie nun die gerade erstellte untere Ebene über die „malerische Look“-Ebene. Gehen Sie über „Filter – Sonstige Filter –Hochpass“ auf einen Wert von 1,6 Pixeln und ändern Sie den Ebenenmodus auf „Ineinanderkopieren“ oder „Strahlendes Licht“. Abschließende Optimierungen in Farbgebung oder Kontrast können Sie gerne noch einmal in Camera RAW oder über eine Tonwertkorrektur und Farbtonsättigungsebene durchführen.

Viele dieser Techniken wende ich regelmäßig in meinen Arbeiten an. Probieren Sie sich mit diesen Möglichkeiten aus und übertragen Sie die Techniken auf eigene Werke. Ich wünsche Ihnen maximalen Erfolg und viel Spaß beim photoshoppen. //