Alexandra Jaspert fasziniert das Spiel mit Kontrasten und eine gute Führungslinie. Kein Wunder also, dass sie sich vor allem in der Schwarz-Weiß-Fotografie zu Hause fühlt. Eine Geschichte von Licht und Schatten.
von Alena Schmidt
© Fotos Alexandra Jaspert
Alexandra Jaspert fotografiert schon seit 2012 mit ihrer treuen Nikon D5200, und zwar immer im M-Modus, „weil man nur so wirklich alle Kamerafunktionen vollständig beherrscht und genau weiß, was man tut.“ Von Anfang an schlug ihr Herz dabei für die Schwarz-Weiß-Fotografie. Irgendwann hat sie entschieden, nur noch extrem kontrastreiche Fotos zu machen. Außerdem steht die Fotografin bereits seit sie 17 Jahre alt war selbst als Model vor der Kamera – und lässt sich selbst am liebsten auch nur in Schwarz-Weiß ablichten.
Black’n’White
Um es auf den Punkt zu bringen: Die Künstlerin liebt einfach starke Kontraste, aber auch feine Graustufen in den Schatten. „Farben in der Fotografie“, begründet sie ihr Faible für die Schwarz-Weiß-Fotografie, „lenken meiner Meinung nach zu sehr vom Wesentlichen ab und auf dieses Wesentliche in einem Bild möchte ich mich konzentrieren.“ Alexandra Jaspert empfindet Schwarz-Weiß-Fotografie als ausdrucksstark und spannend: „Sie fesselt und bringt einen dazu, ein Bild länger zu betrachten und sich auch auf Details zu fokussieren, die bei Farbbildern nicht in den Vordergrund treten würden.“ Außerdem verändere sie die Bildwirkung, allerdings weder positiv noch negativ. Vielmehr verstärke sie die Neutralität einer Bildaussage.
Alexandra Jaspert weiß, was sie fasziniert. Am liebsten macht sie Architekturfotos, meist in Kombination mit Autos. In den Architekturbildern erkennt man ihre Begeisterung für Führungslinien. Dabei versucht sie immer, den Bildaufbau so zu gestalten, dass das Auge des Betrachters zu einem Punkt geführt wird, den sie betonen möchte.

Out of Cam
Die Wermelskirchenerin nimmt die Bezeichnung „Fotografin“ sehr wörtlich. Sie hat sich das Versprechen gegeben, dass sie jedes Mal, wenn sie die Kamera in der Hand hält, das bestmögliche Ergebnis „out of cam“ produziert. „Nachbearbeitung betreibe ich so gut wie gar nicht. Das macht bestimmt zu einem großen Teil meinen Stil aus.“ Allenfalls korrigiert sie die Fotos ein wenig in Lightroom, um die Bildaussage zu verstärken.
Ihre Inspiration erhält sie überwiegend durch ihr Umfeld. Dabei ist sie sehr detailorientiert und achtet überall, wo sie sich aufhält, auf die Kleinigkeiten. „Dieses Phänomen kennt sicher fast jeder Fotograf. Man sieht nicht mehr einfach nur einen Baum oder eine Straße, man sieht Komponenten für einen perfekten Bildaufbau“, ist sie überzeugt.
Auf Reisen
Wenn sie in der Welt unterwegs ist, geht es der selbstkritischen Fotografin nicht vorwiegend darum, Erinnerungen festzuhalten – sie verreist, um zu fotografieren und nicht anders herum. Alexandra Jaspert möchte außerdem mit ihren Fotos Kunstwerke erschaffen – die Schnelligkeit aus einer schnelllebigen Stadt nehmen und den Fokus auf Dinge lenken, die normalerweise unbeachtet bleiben. Um ihre Kreativität ausleben zu können, muss sie beim Fotografieren alleine sein. Das gibt ihr innere Ruhe und hilft bei der Konzentration.
Ganz wichtig: Als Vorbereitung für ihre Architekturfotos informiert sich Alexandra Jaspert genauestens, auf welchen Gebäuden eventuell ein Urheberrecht liegt – wie das beispielsweise bei der Lichtshow des Eiffelturms der Fall ist – und wählt ihre Motive für ihre Fotoausflüge entsprechend aus. „Ich laufe jedoch einen großen Teil des Tages ohne Plan durch die Stadt und halte an den Stellen, die mich faszinieren und die ich abbilden möchte.“ Auch wenn es zwei Katzen sind, die im Eingang auf den Treppen der St. Thomas More Church in East 89th Street von New York sitzen und den alltäglichen Inner City-Wahnsinn betrachten.

Concrete Jungle
Das Foto des Mercedes (siehe unten) ist im April 2017 in New York entstanden. Besonders in der turbulenten Stadt hat Alexandra Jaspert mehrmals an sehr belebten Orten angehalten, um zu beobachten, wie dynamische Motivdetails, beispielsweise Autos, Menschen und Tiere, Einfluss auf die Wirkung der statischen Gebäude haben. „Ich sah einen Mercedes an einem Square auf mich zufahren, blickte durch den Kamerasucher und versuchte, eine Gesamtkomposition einzufangen. Bei diesem Bild sticht vor allem die Menschengruppe auf dem Zebrastreifen hervor. Ich machte exakt drei Bilder und achtete darauf, dass die Menschen parallel zueinander die Straße überquerten, sodass sie den gleichen Abstand zum Fahrzeug hatten.“ Bei diesem Foto ging sie zusätzlich in die Hocke, um aus der Froschperspektive alles größer und mächtiger erscheinen zu lassen.
Mit einem zeitlichen Abstand von mindestens einigen Stunden, besser mehreren Tagen wählt Alexandra Jaspert ihre Favoriten aus einem Shooting aus: „Nur dann habe ich den richtigen Abstand.“
Die Ausrüstung
- Nikon D5200
- Nikkor AF-S DX 18-105mm f/3.5-5.6 ED/VR
- Tamron AF Sp 70-300mm f/4-5.6 Di VC USD
- Nikkor AF-S FX 50mm f/1.8
- Lensball
- Polfilter
- Batteriegriff
- 3-in-1 Faltreflektor mit integriertem Diffusor
- Yongnuo Aufsteckblitz Digital Speedlite YN-560 II
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