Ob beim Wandern, auf dem Mountainbike oder beim Snowboarden – Benjamin Bischofer findet man in der Regel in der freien Natur. Im Interview spricht er über seine stimmungsvollen Aufnahmen von Bergen im Sonnenuntergang und erklärt, warum zu einem guten Landschaftsfoto jede Menge Glück dazu gehört.

von Benjamin Lemm © Fotos Benjamin Bischofer

Lieber Benjamin, als leidenschaftlicher Wanderer bist Du fast täglich in den Bergen unterwegs. Wie bist Du zur Fotografie gekommen?

Zur Fotografie bin ich über Freunde gekommen. Wir sind regelmäßig gemeinsam in den Bergen unterwegs. Früher habe ich mich oft gelangweilt, während die anderen ihre Kameras zückten. Also habe ich vor sieben Jahren auch damit angefangen und seitdem sehr viel Spaß daran.

Was gibt Dir die Fotografie?

Mittlerweile ist die Fotografie ein Hobby und Ausgleich zum Beruf für mich geworden. Wenn ich mit meiner Kamera am Berg bin, kann ich abschalten. Das genieße ich richtig. Und dann sind da die vielen magischen Momente, die man erlebt und fotografisch festhalten kann. Wenn Du zur blauen Stunde auf dem Berg bist und auf einmal die Sonne aufgeht – dieser Moment ist unbeschreiblich.

Ich bin eigentlich dauernd draußen unterwegs. Ich gehe zum Wandern, fahre Snowboard oder mountainbike und segle. Zu Hause bin ich eigentlich nur zum Schlafen. (lacht) Ich habe dafür aber auch alles vor der Tür: die Berge und einen See. Das Wetter spielt für mich keine große Rolle – man kann auch tolle Fotos bei vermeintlich schlechtem Wetter machen und sich kreativ austoben.

Wie sieht Dein fotografischer Prozess aus?

Oft beginnen meine Fotografieausflüge schon in den frühen Morgenstunden, lange bevor es hell wird, während alle anderen noch schlafen. Ich will mindestens 30 Minuten vor Sonnenaufgang vor Ort sein, um mich noch ein wenig vorbereiten und die richtige Perspektive suchen zu können. Doch zunächst muss ich den Aufstieg bewältigen. Danach heißt es, auf den richtigen Moment zu warten und abzudrücken. Gleiches gilt natürlich auch in den späten Abendstunden, wenn die Sonne untergeht.

Dann muss nur noch das Wetter mitspielen …

Genau. Da braucht man schon ein wenig Glück, wenn man einen strahlenden Sonnenauf- oder -untergang festhalten will. Überhaupt glaube ich, dass ein gutes Landschaftsfoto in den Bergen 80 Prozent Glück ist. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und dann auch die entsprechenden Gegebenheiten vorfinden. Ein Beispiel: Ich bin beim Bergsteigen mit Freunden im Hochnebel mal auf eine Gruppe Fotografen getroffen, die unbedingt auf einen anderen Gipfel wollten als wir, weil sie der Meinung waren, dass es dort eine bessere Aussicht geben könnte. Also sind sie weitergezogen, während wir unserem Teil des Berges treu blieben. Schließlich haben wir die Wolkendecke durchbrochen und haben uns oberhalb des Hochnebels wiedergefunden – ein atemberaubender Anblick. Dabei waren wir auf dem einzigen Gipfel weit und breit, der über der Wolkendecke lag, während die anderen Fotografen wohl weiter durch den Nebel wanderten – reines Glück.

Wie kann man dem Schicksal denn ein wenig auf die Sprünge helfen?

Indem man denselben Ort immer und immer wieder anläuft, bis es klappt. Mein Hausberg, der Gratlspitz zum Beispiel, ist total überlaufen. Ich war bestimmt schon 100 Mal dort oben. Aber erst bei einem meiner letzten Aufstiege ist mir ein wirklich gutes Foto gelungen, für das ich heute noch viele Komplimente bekomme. An dem Tag habe ich einfach die perfekte Stimmung erwischt: Eigentlich herrschte schlechtes Wetter, aber auf einmal klarte der Himmel über Bayern auf und die Sonne brach durch die Wolkendecke. Es sah aus, als ob der Himmel brennen würde – ein wirklich glorreicher Moment.

Hast Du sonst noch Tipps für andere Fotografen?

Geduld ist sehr wichtig. Wenn es an dem Tag nicht klappt, weil die Wolken die Sicht verdecken oder die Luft schlecht ist, muss man eben nochmal wiederkommen. Seien Sie früh genug an Ihrem Fotospot und suchen Sie einen Platz, an dem nicht so viele Menschen sind, damit Sie in Ruhe fotografieren können und nicht das gleiche Bild machen wie alle anderen auch. Es gibt immer eine interessante Perspektive links und rechts der Hotspots.

Was ist für Dich die größte Herausforderung in der Landschaftsfotografie?

Für mich ist das die Höhenangst. Außerdem bin ich nicht so klettergeübt – zwei Dinge, die für meine Art der Fotografie natürlich nicht ganz so günstig sind. Aber ich beiße mich da irgendwie durch.

Probierst Du Dich auch mal in anderen fotografischen Disziplinen?

Ich habe für Freunde schon mal Babyfotos gemacht oder eine Hochzeit fotografiert – als Freundschaftsdienst. Aber das ist nicht so mein Ding. Auch als Sportfotograf habe ich mich bei einer Segelregatta mal versucht, aber die Bilder sehen für mich im Endeffekt alle gleich aus. In der Landschaftsfotografie ist das ganz anders, weil man immer andere Gegebenheiten und Stimmungen vorfindet. Das liegt mir deutlich mehr.

Welche Änderungen nimmst Du in der Bildbearbeitung vor?

Ich bearbeite meine Bilder eigentlich ganz gerne. Es gibt ja durchaus Fotografen, die das nicht so mögen, aber mir gefällt es, dass man am Computer noch ein wenig mehr aus dem Foto herausholen kann. Oft verstärke ich das Licht ein wenig, sodass es ein bisschen mehr Wucht bekommt, schraube ein wenig am Kontrast oder retuschiere ungewollte Sonnenflecken aus dem Foto. Natürlich sollte man es nicht übertreiben, sonst wirkt das Bild am Ende unnatürlich.

Was hast Du als nächstes geplant?

Ich möchte mehr Fotos von der Schweiz machen. Dort war ich erst einmal, aber das Matterhorn zum Beispiel steht definitiv auf dem Programm. Außerdem möchte ich noch mehr auf den Hohen Tauern hier in Österreich unterwegs sein und mich vermehrt in den Dolomiten umschauen. Ein Traum wäre außerdem, Geld mit der Fotografie zu verdienen. Ich habe schon mal überlegt, ein Kleingewerbe anzumelden, weil ich in letzter Zeit mehrere Anfragen kommerzieller Art bekommen habe. Mal schauen, was daraus wird!

Vielen Dank für das Gespräch!

Benjamin Bischofer

Benjamin Bischofer (39) ist ein echter Naturbursche: In seiner Freizeit ist er leidenschaftlich gerne in den Tiroler Bergen unterwegs und genießt die Zeit an der frischen Luft. Seine Kamera hat der Österreicher dabei immer griffbereit und fängt damit die atemberaubende Aussicht von den Gipfeln ein.