Wenn ein Bild aus der Kamera keiner Bearbeitung bedarf, ist es für Detlef Schumacher „on the spot“ – ein gutes Bild. Mit viel Liebe zum Detail setzt der Fotoprofi seine Objektfotografien um, sodass aus einem Katalogbild auch gerne mal ein eigenes Kunstwerk wird.
von Jamari Lior
© Fotos Detlef Schumacher
Ausführliche Briefinggespräche und eine gewissenhafte Vorbereitung stehen für Detlef Schumacher an erster Stelle: Es gilt, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie das Bild wirken soll und, so fügt er hinzu, auf diese Weise Zeitdruck und Stress zu vermeiden. Am besten ist alles so vorbereitet, dass das Bild „out of the box“ schon zufriedenstellt.
Beispielhaft illustriert Schumacher seinen Schaffensprozess an der Fotografie eines Turnschuhs: Um solch ein verhältnismäßig gewöhnliches Alltagsobjekt stimmungsvoll zu inszenieren, plant er präzise den Hintergrund und die optimale Lichtsetzung. Für die perfekte Umzusetzung kam eine ausgefeilte Installation zum Tragen: Der Schuh wurde auf einer Höhe befestigt, auf der man ihn gut von verschiedenen Seiten ausleuchten kann und die eine leichte Froschperspektive ermöglicht. Das lässt den Schuh monumental und außergewöhnlich wirken, schlicht, weil wir diese Perspektive auf unsere Schuhe nicht kennen. Detlef Schumacher ist zufrieden: An diesem Bild musste er fast gar nichts retuschieren – es passte einfach.
Auch museale Inszenierungen gehören zu Schumachers Fotothemen, seien es historische Autos oder Wohnungseinrichtungen. Für die Designausstellung im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) brachte er in jedes Bild durch eine verwischte Person Bewegung. Der Effekt: Als Betrachter kann man die Einrichtungsgegenstände angemessen würdigen und erkennt aufgrund der harmonischen Ausleuchtung wichtige Details, erlebt zugleich aber auch einen Hauch Dynamik im sonst statischen Bild. Diese Dynamik hebt die Fotografien auch von den typischen Möbelhauskatalogfotos ab: Hier ist etwas künstlerisch inszeniert worden, hier ist Leben in die Räume gelangt. So erinnern die Werke auch an Thomas Struths berühmte Museumsfotografien, die bekannte Gemälde und Museumsbesucher in Szene setzen.
Diese Bilder hat Detlef Schumacher zur MAKK Designausstellung aufgenommen. Die verwischten Gestalten verleihen ihnen eine dynamische und zugleich künstlerische Komponente, ohne zu sehr von den Objekten, den eigentlichen Hauptmotiven, abzulenken.
„Open minded and well connected.“
„Open minded and well connected“ ist der Titel eines weiteren Werks des Produktfotografen. Es zeigt zwei ähnlich aussehende Laptops aus der Vogelperspektive, dazwischen handgemalt wirkende Einsen und Nullen. Die Computer werden damit zu Menschen, die Einsen und Nullen zur Kommunikation. Die Tastatur des einen Computers ist schwarz, die des zweiten weiß, sodass man – wenn man die Laptops Menschen gleichsetzt – sogar eine kulturelle Botschaft in dem Motiv entziffern kann: Kommunizieren ungeachtet des unterschiedichen Aussehens und über kulturelle Hintergründe hinweg wird durch die Technik möglich und Technik damit ein Tool der Demokratisierung. Letztlich sind alles Einsen und Nullen.

open minded and well connected: Zwei Computer als Sinnbild der Kommunikation.
Die Ausrüstung
- Kameras: Nikon D850, D750
- Objektive: 70-200mm, 24-70mm, 50mm, 85mm und 105mm Makro
- Licht: Studio- und mobile Blitze von Profoto Lichtformer: Reflektoren, Spiegel, Diffusorfolien
- Software: CaptureOne und Photoshop
Detlef Schumacher
Detlef Schumacher ist Profifotograf und Mitinhaber der satzanstalt Medienagentur.
Instagram: detlefschumacherphoto
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