Falko Düsterhöft ist ein Meister der Tarnung. Perfekt versteckt gelingt es ihm, an die schönsten Vögel im Oman, in Costa Rica oder auf Jamaica heranzukommen.

Von Alena Schmidt | © Fotos Falko Düsterhöft

Falko Düsterhöfts Hobby ist zeitintensiv, naturverbunden und hat ihn schon um den halben Globus geführt – immer den gefiederten Tieren hinterher Richtung Süden und Sonne. Die Jagd nach einzigartigen Aufnahmen verschlug ihn schon ins schöne Puerto Rico und nach Jamaika, doch der Oman bleibt definitiv sein Lieblingsfotospot.

So nahe wie sonst nie

„Der Oman lässt jedes Fotografenherz höherschlagen“, berichtet Falko Düsterhöft. Das Sultanat ist gekennzeichent von Abgeschiedenheit, Weite und Ruhe. Abseits der großen Städte ist man dort aufgrund der dünnen Besiedlung in den Habitaten meist ganz alleine unterwegs und kommt den Tieren so nahe wie sonst selten. Außerdem gibt es keine Zäune oder Verbotsschilder, die einen von der Natur trennen. „Sobald man ein paar Minuten aus Muskat herausgefahren ist, wechselt die Landschaft zwischen Gebirge, Wadis, Wüsten und Oasen. In diesem Land der arabischen Halbinsel kann man sich gänzlich unbeschwert und frei bewegen – keine Zufahrtsbeschränkungen, keine Campingverbote. Deshalb habe ich das Land mit Jeep und Zelt bereist.“

Begeistert ist der Fotograf auch von den Möglichkeiten, seine Lieblingsmotive einzufangen: „Im Oman findet man einen unglaublichen Artenreichtum an Vögeln: Die geografische Lage der Halbinsel zwischen Europa, Afrika und Asien macht es möglich, dass hier Vogelarten aus drei verschiedenen zoogeografischen Regionen vorkommen. Auch die Lichtverhältnisse sind hervorragend. Von solch guten Bedingungen kann der Vogelfotograf zu Hause im grauen Deutschland nur träumen“, schließt er. Die Vögel sammeln sich im Oman an den wenigen Wasserstellen – an Oasen, Quellen und Wadis – und sind somit einfach zu finden. Bis auf fünf Meter Entfernung konnte der Naturfotograf schon mal an den Bau eines Smaragdspints herankommen.

In der Natur liegt die Kraft

Zur Vogelfotografie kam Falko Düsterhöft eigentlich durch Zufall. Seine Leidenschaft begann damit, dass er in seiner Wahlheimat Oberfranken am Straßenrand sitzende Greifvögel fotografierte. Nach und nach wurden die Brennweiten immer größer, Planung und Recherche immer aufwendiger. Und schon bald wurde Falko vom hinterhereilenden Fotografen zu einem, der vor den Vögeln am Ort ist.

Der studierte Bauingenieur widmet sich normalerweise der strategischen Erhaltungsplanung von Straßen. Im starken Kontrast dazu ist in seiner Freizeit das Erlebnis in der Natur für ihn besonders von Bedeutung. Flora und Fauna sind nun einmal nicht berechenbar. Deshalb gibt es zu seinem Bedauern immer wieder Begegnungen und Eindrücke, die der Fotograf zwar erleben darf, aber nicht oder nicht so gut festhalten kann. Ein Beispiel ist das erste Ausfliegen eines jungen Eisvogels, nachdem er circa sieben Wochen lang in der Brutröhre gelebt hat: „Dieser Vogel weiß noch gar nicht, was ihn da draußen erwartet. Und doch meistert er diese Situation aufgrund seines Instinkts vorbildlich. Sein erster Ansitz ist ein gut geschützter Ast in einem Baum und nicht mein im Bach platzierter Ast. Gut für den Eisvogel, schlecht für meine Fotoausbeute an diesem Tag.“

Zwar ist für die Vogelfotografie auch eine gewisse Ausrüstung notwendig. Doch den Einfluss der Ausrüstung sollte man nicht überschätzen. Denn trotz einer Brennweite von 400 Millimetern und mehr muss man zusätzlich noch nahe an die Tiere herankommen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Falko Düsterhöft kann auch von Geduldproben und Beharrlichkeit ein Lied singen: „Es gibt viele Tage, an denen man ohne Fotos nach Hause kommt. Dafür wird man an anderen Tagen mit den schönsten Fotos belohnt, auf die man richtig stolz sein kann.“ Um Bilder von der Eisvogelfamilie zu erhalten, hat er beispielsweise an die 100 Stunden vor der Bruthöhle verbracht. Während andere sich über die lange Wartezeit ärgern würden, ist der Aufenthalt an der frischen Luft für den Fotografen eher ein Bonus als Quälerei.

Gut getarnt hält besser

Eine essentielle Rolle bei der Vogelfotografie spielt die Tarnung. Vögel sollten vor allem nicht die Silhouette eines Menschen erkennen können. Um dies zu verhindern, nutzt Falko Düsterhöft meist ein Tarnnetz, das er über sich und das Stativ wirft. Geht es auf eine Vogelfotosafari, packt er sogar das Tarnzelt ein. Selbst ein Auto kann als Versteck genutzt werden: „Die Vögel haben sich an diese Form gewöhnt,“ weiß der Fotograf aus Erfahrung.

Grundsätzlich ist es für ihn wichtig, die Vögel immer in ihrem natürlichen Habitat fotografisch einzufangen. Neben der dokumentarischen, natürlichen Komponente achtet Falko Düsterhöft auch darauf, dass die Ästhetik nicht zu kurz kommt. Dafür gestaltet er seine Fotos am liebsten mit lebendigen Hintergründen und schätzt ansprechende Farbverläufe, beispielsweise zwischen Himmel und Erde. Ein besonderer Blick, eine putzige Pose oder eine interessante Szene gepaart mit einem bunten Hintergrund – das sind Bilder, die Naturfotograf anstrebt und die ihn glücklich machen. Bei der Bildbearbeitung heißt es dann „so wenig wie möglich, so viel wie nötig“. Vermeintlich störende Äste oder ähnliches zu retuschieren käme für ihn nicht in Frage. Stattdessen achtet er darauf, solche störenden Elemente, wenn möglich, schon bei der Aufnahme zu vermeiden. Auch so sichert er sich ein möglichst natürliches Ergebnis.

Falko Düsterhöft: „Bei der Vogelfotografie bestimmt meistens die Vogelart die Ideen der Fotos. Zuerst muss der passende Ort gefunden werden. Als nächstes überlege ich mir, vor welchem besonderen Hintergrund oder in welcher Situation ich den Vogel gerne festhalten würde. Nehmen wir zum Beispiel die Smaragdgspinte im Oman. Erst habe ich sie auf Ästen sitzend fotografiert. Dann wollte ich sie gerne in anderen Situationen ablichten: Zum einen ein Elternteil beim Anflug in die Brutröhre mit Futter für den Nachwuchs im Schnabel. Dafür habe ich ein paar Morgende unter meiner Tarnung aus Sonnenschirm und Tarnnetz am Strand gelegen. Es gibt schlechtere Arbeitsplätze. Zum anderen wollte ich gerne die Fütterung des Nachwuchses außerhalb der Brutröhre festhalten. Dafür habe ich viele Stunden im Auto vor Sträuchern verbracht.“

Die Ausrüstung

  • Canon EOS 5D Mark IV
  • Canon EF 400mm 1:2,8 L IS II
  • Sigma 150-600mm f/5.0-6.3
  • Canon Extender EF 1.4/2.0 Mark III
  • Rollei C6i Carbon