Fred Göllesch hat am liebsten Menschen vor der Kamera. Durch seine praktische Erfahrung weiß er, worauf es bei einem professionellen Fashion- oder Beauty-Shooting mit Models ankommt.
Von Alena Schmidt
© Fotos Fred Göllesch
Das Credo von Fred Göllesch lautet „I create beauty“. Bei seinen Fashion- und Beauty-Shootings ist es immer sein erklärtes Ziel, ein „schönes“ Bild zu erschaffen. Doch was genau bedeutet Schönheit? „Schönheit ist ein sehr dehnbarer Begriff“, weiß der Fotograf, „aber ich versuche dennoch immer, bei der fotografierten Person oder dem Betrachter des Fotos einen besonders angenehmen Eindruck zu hinterlassen.“
Bilder, so die Überzeugung von Fred Göllesch, sind das mit Abstand wirkungsvollste Instrument, eine Botschaft zu vermitteln. Jedes Foto soll – so sein Anliegen – eine Geschichte erzählen. Daher steckt er auch in jedes Bild ein Stück seines Herzens. Zudem möchte er mit der fotografierten Person eine Symbiose eingehen. Folglich spielt auch Harmonie bei seinen Shootings eine große Rolle. Um sie zu erzielen, hilft er den Models, immer wieder in neue spannende Rollen zu schlüpfen. Die Möglichkeiten sind schier unerschöpflich: von klassisch über süß und verspielt bis hin zu wild und exzentrisch – so kleidet er die Frauen ein.
Der in Alsdorf bei Aachen lebende Fotograf mag es, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und dadurch wahrzunehmen, wie ein Mensch denkt oder fühlt. Dies hilft ihm dabei, eine Vertrauensbasis zu dem Model aufzubauen. Das gleiche Ziel verfolgt er, indem er vor dem Shooting über Belangloses redet. Das Zauberwort heißt „Kommunikation“. Außerdem lohnt es sich seiner Erfahrung nach, dem Model zwischendurch ein gelungenes Foto zu zeigen. Auf diese Weise stellt er einen Rahmen her, in dem sich die Beziehung zwischen ihm und dem Model entfalten und die fotografierte Person Unsicherheiten überwinden kann.
Den Menschen im Visier
Vor seiner Spezialisierung auf Fashion und Beauty hat sich Fred Göllesch viel mit ungestellten Reportagen und natürlichen Aufnahmen beschäftigt. Damals war er freier Fotograf für verschiedene Zeitschriften. Ein Schlüsselerlebnis für seine Arbeit bildete ein Vortrag, den er 1982 in Aachen hörte: Der Fotograf Walter Ballhause berichtete über den Zweiten Weltkrieg und den Antifaschismus. Dieses Erlebnis inspirierte ihn dazu, beispielsweise Arbeiter in Fabriken, bei Großdemos oder einfach nur Fußgänger in ihrer Umgebung zu fotografieren.
Damals wie heute setzt Fred Göllesch am liebsten Menschen in Szene. Dabei spielen Natürlichkeit und verschiedene Farbwelten eine große Rolle. Die Farbstimmung hat bei der Bildbearbeitung einen hohen Stellenwert, da es für ihn ein Mittel zur Verstärkung des Ausdrucks darstellt.
Trotz der gewünschten Natürlichkeit ist es dem Fotografen sehr wichtig, die Schönheit der Frauen zu zeigen, wenn er sie ablichtet: „Man muss ihre attraktivste Seite festhalten und das fast magisch überhöht. Man muss sie fast schöner zeigen als sie ist und ihr vor Augen führen, wie toll sie aussehen kann.“ Das gilt für private Beautyshootings und ganz besonders, wenn er für Magazine Fashion-Fotos bearbeitet: „Die Gesichter müssen einfach makellos sein. Das heißt natürlich nicht glattpoliert, aber Pickel und Unreinheiten müssen unbedingt entfernt werden.“
Planung ist die halbe Miete
Grundvoraussetzung für ein professionelles Shooting ist für Göllesch, sich perfekt mit seiner Kamera auszukennen und nicht mehr über Grundlagen wie ISO, Blende und Belichtungszeit nachdenken zu müssen. Außerdem setzt er bei seinen Shootings nicht zuletzt auch auf Perspektiven: „Aus wie vielen Sichtweisen lässt sich die Situation darstellen? Suchen Sie sich ein passendes Motiv und variieren Sie die Perspektive. Stellen Sie sich auf einen Hocker, legen Sie sich auf den Boden, knien Sie sich hin oder stellen Sie sich auf eine Leiter.“
Bei jedem Shooting gilt zudem: Planung ist die halbe Miete. Vor jeder neuen Aufgabe geht der Fotograf seine Checkliste durch und kontrolliert, ob die Fotografiererlaubnis von der Location vorliegt, die Models gebucht sind und der Designer das Outfit pünktlich abgeliefert hat oder sogar als Tagesbegleitung den Models beim Umziehen helfen muss. Darüber hinaus sollten auch der Make-up-Artist instruiert und alle Akkus sämtlicher Geräte wie LED-Panels, Kamera und die mobile Blitzanlage aufgeladen werden.
Für das Jahr 2019 hat sich der Beauty-Spezialist schon einiges vorgenommen. Er würde gerne eine Burlesque-Show fotografisch festhalten. Außerdem plant er, seine Reportage über Obdachlose dieses Jahr zu beenden. Daneben stehen noch diverse Kollaborationen mit interessanten Designern an und zu guter Letzt träumt der Fotograf davon, einmal eine Fotoserie mit Models in Island zu organisieren.
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