Rebecca Forster hat einen ganz bestimmten Lieblingsort: Es ist „ihr“ Zoo. Dort vergeht die Zeit wie im Flug, während sie ihrer ganz persönlichen „Therapie“, der Fotografie der Zootiere, nachgehen kann.

Hauptberuflich ist Rebecca Forster Lehrerin, unter anderem für Philosophie und Ethik. Im Studium und während ihrer Arbeit im Zoo hat sie sich viel mit dem Thema Tier- und Naturethik auseinandergesetzt. Beispielsweise mit der Frage, wo die Grenze zwischen Mensch und Tier liegt. Die Tier- und Naturethik verbindet ihren Beruf, die Fotografie und die Tätigkeit im Zoo.

Von Alena Schmidt © Fotos Rebecca Forster

Zeit für Erholung

Ihre Lieblingsmodels, die Tiere im Zoo, hat Rebecca nämlich durch die Arbeit in der Tierpflege beziehungsweise der Zoopädagogik kennengelernt: „Ich war vor meinem Referendariat circa fünf Jahre lang in der Zoopädagogik tätig. Das bedeutet, ich habe Kindergeburtstage, Führungen und ähnliches gemacht. Nach Beginn des Referendariats beziehungsweise des Lehrerberufs wollte ich aber nicht zusätzliche pädagogische Arbeiten ausüben, gleichzeitig aber auch keinesfalls den Zoo aufgeben. Deshalb begann ich vor über drei Jahren damit, jeden Samstag ehrenamtlich drei bis vier Stunden in der Tierpflege auszuhelfen. Das Reinigen der Gehege nimmt dabei nur einen kleinen Teil der Zeit in Anspruch. In erster Linie beschäftige ich die Tiere, beispielsweise indem ich ihnen Hängematten, Verstecke oder Tunnelsysteme aus Kartons baue, Streicheleinheiten gebe oder Insekten in einem Bällebad verstecke, sodass die Tiere ihr Futter suchen müssen.“ Wenn die neuen Spielzeuge ausprobiert werden, kann die Fotografin oft auch lustige Fotos machen. Dann werden aus drei Stunden im Zoo auch gerne mal fünf oder sechs. Der Umgang mit den Tieren, egal ob in der Tierpflege oder beim Fotografieren, bedeutet für Rebecca Forster absolute Erholung. Nirgendwo kann sie besser vom Alltag abschalten.

Näher kommen

Durch die Arbeit als Zoopädagogin kommt Rebecca Forster viel näher an viele Tiere heran, als es „normalen“ Zoobesuchern möglich ist. Zudem erklärt die Fotografin, dass sie durch den intensiven Umgang mit sehr unterschiedlichen Tieren einen anderen Blick bekommen hat. „Ich kann Tierindividuen sehr schnell und leicht unterscheiden und zum Teil sogar Familienähnlichkeiten erkennen“, so Rebecca. „Dadurch fällt es mir dann auch leichter, individuell typische Gesichtsausdrücke zu erkennen und zu fotografieren. Das ist mir bei meinen Porträts sehr wichtig.“ Außerdem kann sie durch die Erfahrung mit verschiedenen Tierarten das Verhalten der Tiere besser vorhersehen, was beim Fotografieren des richtigen Moments sehr hilfreich ist. Praktischerweise reagieren einige Tiere sogar auf Rebecca, wenn sie sie besucht, da sie die Lehrerin kennen und mit Futter verbinden.

Ein Denkmal setzen

Wir haben Rebecca gefragt, wie sie sich auf die Zoobesuche vorbereitet. Sie erzählt, dass sie sich, wenn sie in anderen Zoos fotografiert, vorher genau überlegt, welche Tiere sie auf jeden Fall festhalten will. In „ihren“ Zoo nimmt sie einfach immer die Kamera mit und schaut, welches Tier vielleicht bereit für ein längeres Fotoshooting ist. Selbst wenn sie sich einen Plan macht, kommt sie am Ende doch mit anderen Fotos als geplant nach Hause. Ein Tipp ist, für Fotos auf die Fütterungen zu warten – da kann wenig schiefgehen.

Besonders wichtig ist es der Fotografin, sowohl die individuelle Persönlichkeit des Tieres einzufangen als auch zu zeigen, dass Tiere und Menschen viele Gemeinsamkeiten haben – „die Grenzen sind fließend“. Um den Blick auf die individuelle Persönlichkeit zu lenken, sind ihre Tierfotos meist auf das Gesicht fokussiert, zeigen direkten Blickkontakt und sind eng geschnitten. Rebecca will mit ihren Bildern Denkmäler für die Tiere setzen. Wenn sie eines Tages sterben oder in einen anderen Zoo gehen, dann soll etwas von ihnen bei der Fotografin bleiben. Die Fotos erleichtern ihr auch den Verlust. Mit den Bildern verbindet sie zudem die schönen Erinnerungen, die Interaktion mit den Tieren. „Den Menschenaffen zeige ich sogar die Fotos nach der Aufnahme auf dem Display“, erzählt Rebecca Forster. „Einige finden das sehr interessant – sie erkennen sich offensichtlich darauf.“ Um die Tiere nicht wie Objekte zu behandeln, verwendet Rebecca nie die Serienfunktion und schießt nicht blindlings „drauflos“.

 

Vintage vibes

Zu Rebeccas persönlichem Stil gehören monochrome Farben und Vintageoptik. So sollen die Bilder an die ersten Porträts von Menschen erinnern. „Damals war es etwas Besonderes und Exklusives, fotografiert zu werden – ein Foto war eine Art Statussymbol“, sagt die Fotografin.

Neben der klassischen Tierfotografie will die Fotografin in Zukunft sowohl experimentelle als auch inszenierte, beispielsweise saisonal inspirierte Bilder machen. Außerdem plant sie Shootings mit menschlichen und tierischen Modellen zusammen – nur diesmal nicht im Zoo. Auch Pictures – Das Foto-Magazin konnte Rebecca Forster zu einer Shootingidee inspirieren: Einmal möchte sie zutrauliche Ringelschwanzmungos nach dem Vorbild unseres „Posing im Liegen“-Artikels fotografieren. Nicht zuletzt plant sie eines Tages von jedem Tier mindestens ein gutes Porträt zu haben.

Rebecca Forster

Die Lehrerin verbringt ihre Freizeit am liebsten bei den Tieren im Zoo. Die Individuen angemessen festzuhalten ist eine Aufgabe, der Rebecca Forster sich verschrieben hat.

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