Dunkel, atmosphärisch, verführerisch – so inszeniert Janine Hegendorf ihre vegetarischen Leckereien.

Von Alena Schmidt

© Fotos Janine Hegendorf

Ganz gleich, ob sie in ihren „Öko-Schuhen“ Videos über Food-Fotografie für Nikon filmt oder die Lebensmittel aus Versehen auf dem Weg in die erste Etage auf der Treppe verteilt, statt sie auf dem Fotountergrund zu drapieren – Janine Hegendorf ist immer mit Leidenschaft und vollem Körpereinsatz für ihre Lieblingsbeschäftigung, die vegetarische Küche, am Werk. Über diese Leidenschaft kam sie sogar erst zur Fotografie: „Als leidenschaftliche Köchin habe ich mich bereits vor Entstehung meines Blogs ‚nutsandblueberries‘ mit diversen Food-Blogs, Rezept-Magazinen und Kochbüchern beschäftigt. Die Begeisterung für schöne Food-Fotos wurde immer stärker, sodass ich 2015 beschloss, meinen eigenen Food-Blog zu starten und mich in das Thema Fotografie einzuarbeiten.“

Mysteriös & rustikal

Schnell fand Janine zu ihrem persönlichen „Dark & Moody“-Stil, der perfekt zu ihrem auch sonst sehr natürlichen und rustikalen Leben passt. Mit ihrem Mann lebt sie in einem Holzhaus, nutzt Geschirr aus Steingut und liebt Leinenservietten. Abgesehen davon mag Janine Kontraste sehr gerne, da man sie hervorragend zur Betonung ausdrucksstarker Farben nutzen kann. Lange braucht sie mittlerweile bei der Nachbearbeitung nicht mehr, um den dunklen, mysteriösen Stil hinzubekommen. Durch selbst erstellte Presets in Lightroom benötigt sie vielleicht fünf bis zehn Minuten pro Bild.

Für die Fotografin und Bloggerin, die sich sowohl für ihre Website als auch für einen nahegelegenen Bauernmarkt als Content Creator auslebt, wird der eigene Garten immer mehr zur Inspirationsquelle. „In meinem Garten baue ich Obst und Gemüse an und orientiere mich mehr und mehr an der Saison“, erzählt Janine. „Ich liebe es, mit frischen Kräutern zu arbeiten und nutze eigentlich in fast jedem Bild die Farben Grün und Braun.“

Frisch & regional

Auf die Frage, ob sie sich immer gut auf die Shootings vorbereite oder auch mal spontan fotografiere, antwortet Janine bestimmt: „Spontan fotografiere ich nie, denn das artet in Stress aus, vor allem, wenn man hungrig ist.“ Für die Fotoshootings nimmt die Bloggerin sich immer ausreichend Zeit. Um die drei bis vier Stunden benötigt sie meist für ein Motiv , inklusive der Vorbereitungen, des Foodstylings, des Shootings selbst und der Nachbereitung. Während der Planung erstellt Janine eine kleine Skizze der Idee und stellt sich die Szene bildlich vor. So weiß sie, was sie für das Foodstyling benötigt. Anschließend erntet sie frische Zutaten im Garten oder geht am Shootingtag auf den Bauernmarkt, um frische Produkte zu kaufen. Das Set baut sie zuerst ohne das „Fotomodel“ auf und macht Probeaufnahmen. Erst, wenn das Set steht, bereitet sie das „Model“ vor und platziert es an Ort und Stelle.

Licht & Perspektive

Besonders interessant ist bei der Food-Fotografie zumeist der Lichtaufbau. Janine nutzt ausschließlich Tageslicht ohne direkte Sonneneinstrahlung, um ihre Köstlichkeiten festzuhalten. Nur in den dunklen Jahreszeiten kann es vorkommen, dass die Fotografin Tageslichtlampen einsetzt. „Ich mag hartes Licht, weil ich gerne mit Schatten arbeite“, erklärt sie. „Das wirkt für mich natürlicher, als wenn ich Schatten durch einen Diffusor ‚wegretuschiere‘. Aber das ist Geschmackssache. Viele Food-Fotografen mögen Schatten nicht und fotografieren so, dass sie harte Schatten vermeiden.“ Außerdem baut die Fotografin das Set seitlich neben einem Fenster auf. So auch beim Bild der Antipasti-Brotsalat-Zutaten. Hier diente ein einfaches Fenster als Lichtquelle. Die Schatten fallen aufgrund des Seitenlichtes von rechts seitlich zum Gericht – das lässt das Bild interessanter wirken. Alle Elemente sind so aufgestellt, dass der Schatten keine Motive verdeckt. Den Fetakäse hat Janine absichtlich etwas weiter weg vom Fenster platziert, da dieser durch direktes Licht zu hell wirken kann.

Die Antipasti-Brotsalat-Zutaten wurden als Table-top-Aufnahme, das heißt aus der Vogelperspektive, festgehalten. Neben der Frontalperspektive ist die Table-top-Aufsicht eine der beiden Perspektiven, die Janine am liebsten für die Food-Fotografie wählt. Eine Table-top-Aufnahme eignet sich besonders für Shootings, bei denen nicht viel Platz zur Verfügung steht. Es gibt Situationen, in denen das Motiv lediglich auf einem einfachen Brett platziert fotografiert werden kann, sodass eine Abbildung des Raumes von vorne nicht möglich ist. Auch, wenn man auf dem Boden fotografiert, eignet sich die Table-top-Aufnahme am besten. Außerdem bietet sich diese Perspektive bei Food-Modellen an, bei denen hauptsächlich die Oberfläche interessant ist. Dazu gehören beispielsweise Smoothie Bowls, Plätzchen oder gebackenes Gemüse auf einem Backblech. „Die Frontalperspektive hingegen eignet sich ganz hervorragend für stapelbare Gerichte, wie Burger, Sandwiches oder Pancakes. Oder für Bilder, auf denen man sieht, wie etwas einschüttet wird. Dafür nutzen Sie am besten einen höheren Tisch oder Stuhl“, erklärt die Bloggerin.

Burgerliebe

Was Janine Hegendorf am liebsten fotografiert? Definitiv Burger. „Denn mal ehrlich: Wer mag keine Burger?“, so ihre Begründung. Als Vegetarierin liebt sie es, anderen Menschen Alternativen zu klassischen Fleischgerichten zu zeigen und dafür eignet sich ein Burger nunmal hervorragend. Wir meinen: Bitte mehr davon! //

Janine Hegendorf

Neben der Food-Fotografie und allem, was damit zu tun hat, ist Janine Hegendorfs zweite große Leidenschaft die Wildtierfotografie. Dafür reisen sie und ihr Mann regelmäßig nach Afrika in den Busch oder besuchen Wildparks in der Nähe ihrer Heimat am Niederrhein.

nutsandblueberries.de

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Facebook: Nutsandblueberries

Die Ausrüstung

– Nikon D780

– Back-up: Nikon D750

– AF-S Nikkor 50 mm 1:1,8G

– AF-S VR Micro-Nikkor 105 mm 1:2,8G IF-ED

– AF-S Nikkor 24-70 mm 1:2,8G ED

– Walimex FT-665T Stativ, inklusive Pro-3DNeiger

– Walimex WT-628 Auslege-Arm

– Reflektoren: Selens 5-in-1 80 x 120 cm ovaler Lichtreflektor, Andoer 119.38 x 35 cm

– Falls es doch mal sehr dunkel wird: 2 höhenverstellbare Softbox-Lampen von Lightfox