Als Sportfotograf mit Spezialisierung auf Motocross und Mountainbike-Events erlebt Kai Brake atemberaubende Action aus nächster Nähe. Doch die schnellen Zweiräder fotografisch einzufangen, ist alles andere als einfach. Ein Einblick in die rasante Welt der Sportfotografie.

 von Benjamin Lemm

© Fotos von Kai Brake

Spektakuläre Sprünge, röhrende Motoren und rasante Action sind Kai Brakes täglich Brot. Mit seiner Kamera reist der hauptberufliche Sportfotograf von Veranstaltung zu Veranstaltung und lichtet Motorräder, Pferde und vieles mehr ab. Seine Spezialität sind vor allem Motocross- und BMX-Events. Für diese Sportarten hat Kai ein ganz besonderes Faible, auch, weil er früher selbst Motocross gefahren ist. Dies sei für die Fotografie des Sports ein großer Vorteil, wie er selbst sagt, denn man sehe die Dinge an der Strecke mit ganz anderen Augen als jemand, der nie selbst gefahren ist. „Der Sound und der Geruch von Motoren, die spannenden Zweikämpfe – beim Motocross geht es oft um Millisekunden“, beschreibt Kai die emotionalen Momente an der Rennstrecke.

Er selbst ist immer mit vollem Herzen dabei und erinnert sich an viele nervenaufreibende Situationen und Rennen. Ein Event, das ihm besonders in Erinnerung geblieben ist, ist das Motocross der Nationen in Assen (Niederlande) 2019, bei dem auch sein bisheriges Lieblingsfoto entstanden ist: „An dem Tag hat es so stark geregnet, dass der Sand flüssig war und selbst die besten Fahrer der Welt stecken geblieben sind. Das war für alle Beteiligten, die Fans und auch für mich ein wirklich emotional geladenes Event“, erinnert er sich. Und für diese Emotionen lebt Kai Brake als Fotograf. Einfach in einem Fotostudio zu arbeiten und den ganzen Tag Porträts zu machen, kann er sich nicht vorstellen. Als Sportfotograf ist er fast immer draußen und bei jedem Wetter unterwegs, lernt neue Orte, Menschen und Kulturen kennen.

Anspruchsvolle Fotodisziplin

Aus fotografischer Sicht birgt die Sportfotografie jede Menge Herausforderungen. Neben den oft schwierigen Witterungsbedingungen, denen man sich ausgesetzt sieht, ist es vor allem die technische Umsetzung, die besonders anspruchsvoll ist – vielleicht anspruchsvoller als bei jeder anderen fotografischen Disziplin. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, die Sportler trotz der schnellen Bewegungen scharf abzulichten. Außerdem muss man immer zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Und das wiederum ist vor allem eine Frage der Planung, wie Kai sehr genau weiß. Deshalb besteht ein großer Teil seiner Arbeit darin, die Abläufe für den Shooting-Tag zu planen. Auch die Wartung und Pflege der Ausrüstung gehört dazu: „Vor jedem Einsatz sollte man auf jeden Fall eingehend sein Equipment begutachten. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn du fotografieren willst und dann deine Kamera streikt“, berichtet der 29-Jährige aus Erfahrung.

Wenn er die Abläufe der Veranstaltung kennt, weiß er, zu welchem Zeitpunkt er wo sein muss, um das bestmögliche Foto zu machen. Und wenn er dann an Ort und Stelle ist, muss alles sitzen, denn eine zweite Chance bekommt Kai nur in den seltensten Fällen. Gerade bei den schnelllebigen Motocross-Veranstaltungen ist das wichtig. Hier kann er sich in der Regel an der gesamten Strecke aufhalten. Das gibt ihm gewisse Freiheiten, macht es aber auch komplizierter. So muss sich Kai vorher genau überlegen, wo er seine Motive am besten einfängt. Gleichzeitig muss er flexibel bleiben und spontan auf die Gegebenheiten vor Ort reagieren können. So ein Motocross-Event ist eben alles andere als voraussehbar.

Andere Sportveranstaltungen wie zum Beispiel Eishockey wiederum sind aus sportfotografischer Sicht weniger komplex und lassen nur wenig perspektivische Variation zu. Denn die Fotografen dürfen sich nur an zugewiesenen Bereichen aufhalten. Hier fällt dann aber auch die Vorbereitung weniger umfangreich aus.

Extremes Tempo

Eine weitere Herausforderung beim Fotografieren solch rasanter Action ist, die Geschwindigkeit im Bild rüberzubringen. Und das gelingt Kai in der Regel hervorragend. Durch Mitzieher zum Beispiel, bei denen er die Kamera parallel zu dem Motiv bewegt, während es an ihm vorbeifährt, verwischt der Hintergrund. Das Motiv selbst bleibt jedoch gestochen scharf. So wird die Bewegung auch im Standbild für den Betrachter erlebbar. Außerdem zeigen seine Fotografien oft Erde und Schlamm, die durch die Motor- und Fahrräder durch die Luft geschleudert werden. Auch so lässt sich Bewegung im Bild einfangen.

Wegen der Schnelllebigkeit des Sports ist auch bei Kai selbst Geschwindigkeit gefragt. Oft wollen die Auftraggeber die Fotos unmittelbar nach der Veranstaltung oder sogar schon währenddessen. Bei der Bildbearbeitung hält sich Kai deswegen eher zurück. Zum einen, weil das eher seinem Stil entspricht, zum anderen aber auch, weil für die Bearbeitung der vielen Bilder, die bei einem Sportevent entstehen, gar keine Zeit ist: „Als Sportfotograf machst du massenweise Fotos. Diese Aufnahmen alle aufwendig zu bearbeiten würde dir kein Kunde der Welt bezahlen“, erzählt er. Meistens nimmt er im Nachhinein nur kleine Anpassungen bei Schärfe, Klarheit und Kontrast vor und schraubt ein wenig an der Belichtung des Bildes.

Gut gerüstet

Weil in der Sportfotografie Geschwindigkeiten erreicht werden wie in keiner anderen fotografischen Disziplin, stellt diese auch die höchsten Ansprüche an das Equipment. Die Kameras brauchen einen schnellen Autofokus, eine flotte Serienbild-Funktion und müssen auch bei schlechten Lichtverhältnissen abliefern können (Stichwort ISO-Wert). Viel wichtiger sei jedoch, dass man auch gut mit seinem Equipment zurechtkomme und die Fotografie verstehe, so Kai Brake: „Ein guter Fotograf macht mit einer schlechten Ausstattung bessere Bilder als ein schlechter Fotograf mit High-end-Equipment. Meiner Meinung nach erleichtert dir eine gute Ausstattung die Arbeit lediglich“, beschreibt er. „Bei der Zusammenstellung des Equipments sollte man trotzdem ganz besonders aufpassen. Eine schnelle Kamera allein nützt dir nichts, wenn die Fokusmotoren der Objektive nicht hinterherkommen.“

Kai arbeitet bei Sport-Events immer mit zwei Kameras gleichzeitig, an denen er unterschiedliche Objektive montiert hat. So kann er im Sekundenbruchteil zwischen verschiedenen Brennweiten wechseln, ohne vorher umständlich das Objektiv an der Kamera austauschen zu müssen. Die Zeit hat man in der Sportfotografie eben nicht. Deswegen sei auch sein Kameragurt der wichtigste Teil seiner Ausrüstung – weil dieser es ihm erst ermöglicht, mit mehreren Kameras gleichzeitig zu arbeiten.

Weiter knipsen

In Zukunft möchte Kai weiter als Sportfotograf die Welt bereisen und noch mehr spektakuläre Momente einfangen. Denn auch wenn sein Alltag durchaus sehr stressig sein kann, sieht er die Fotografie als eher entspannende Tätigkeit. Außerdem tauscht er sich gerne mit den anderen Fotografen aus, lernt täglich neue Menschen kennen und kann seinem Traumberuf nachgehen – die perfekte Kombination. Eins ist sicher: Langweilig wird ihm dabei so schnell nicht werden.