In der Tierfotografie vereint Laura Greiner ihre beiden Leidenschaften. Dabei kann ein Shooting schon mal die ein oder andere Herausforderung mit sich bringen …

von Benjamin Lemm © Fotos Laura Greiner

Laura Greiner hat eine Engelsgeduld. Die braucht sie auch in ihrem Job als Tierfotografin, denn wenn eines ihrer vierbeinigen Models mal nicht so will wie sie, hilft nur abwarten. „Das wichtigste ist, sich ausreichend Zeit für ein Shooting zu nehmen. Ich habe schon mal eine Stunde darauf gewartet, dass ein Pferd nur einen kleinen Moment stehen geblieben ist – für ein einziges Foto“, beschreibt die 26-Jährige. Auch deswegen hält sie sich ihre Foto-Sessions zeitlich immer nach hinten offen. Denn nicht jedes Tier hat Model-Potenzial. Die verschiedenen Wesenszüge verkomplizieren die Angelegenheit zusätzlich. Sind die Tiere zu nervös, ist es schwierig, sie in die richtige Position zu bringen. Sind sie zu entspannt, ergeben sich oftmals zu langweilige Bilder. „Bei Pferden ist es in der Regel schön, wenn ihre Ohren nach vorne zeigen. Dafür habe ich extra eine Wieher-App, die sie aufmerksam macht und in die gewünschte Richtung gucken lässt. Das ist zugegebenermaßen ein bisschen gemein, aber es funktioniert“, lacht Laura Greiner. Wenn das Pferd dann immer noch nicht schaut, muss sie kreativ werden. So hat sie eine Pferdebesitzerin auch schon mal mit einem Bobbycar über den Hof fahren lassen, um die Aufmerksamkeit eines besonders entspannten Pferdes zu gewinnen.

In freier Natur

Ihre Beziehung zu Tieren hat Laura bereits in ihrer Kindheit entwickelt. „Ich habe mit zwei Jahren das erste Mal auf einem Pferd gesessen. Wir hatten schon damals Hunde und Meerschweinchen. Mit zehn dann kamen die eigenen Pferde“, beschreibt sie. Ihre Erfahrungen im Umgang mit Tieren kommen ihr nun zugute. Als Tierfotografin braucht man eben ein gewisses Gespür für diese, muss wissen, wie man mit ihnen kommuniziert und wann es auch mal Zeit für eine Pause ist. Dabei ist die Tierfotografie für Laura die perfekte Kombination aus Kreativität, Natur und Freiheit. Ihre Shootings absolviert sie ausschließlich draußen, dort, wo die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung sein können. Mit ihren Kundinnen und Kunden trifft sie sich am Strand, in der Heide, im Wald oder am See. Eine Kiesgrube gehört ebenfalls zum Repertoire und ist besonders bei Pferdebesitzern sehr beliebt. Dort können sich die Vierbeiner während des Shootings sogar frei bewegen, weil Laura das Gelände umzäunen kann. An anderen Locations sind die Tiere jedoch meist mit einem Fotografenhalfter gesichert; dieses retuschiert Laura im Nachgang aus den Bildern heraus, damit es aussieht, als ob das Pferd freisteht. Nach dem Einzelshooting wollen viele Besitzer natürlich auch noch gemeinsam mit ihren Lieblingen abgelichtet werden. Ein Shooting dauert im Schnitt anderthalb Stunden. Am Ende stellt Laura ihren Kunden eine Auswahl von circa 50 Bildern zur Verfügung.

Alles auf eine Karte

Bis vor zwei Jahren hat Laura als freie Journalistin gearbeitet. Zum Fotografieren fand sie nach dem Abitur über ihren Freund, einen Musiker, dessen Wohnzimmerkonzerte sie eine Zeit lang mit der Kamera begleitete. Seit Anfang 2019 konzentriert sich Laura voll auf die Fotografie und baut ihre Selbstständigkeit peu à peu auf; das nötige Wissen hat sie sich mithilfe von Youtube-Tutorials und Online-Kursen selbst angeeignet. 149,00 € ist der Preis für ein Standardshooting mit ihr. Davon leben kann sie bisher allerdings noch nicht. „Ein Nine-to-five-Bürojob ist für mich noch nie in Frage gekommen. Zum Glück unterstützt meine Familie mich dabei, meinen Traum zu verwirklichen“, erzählt sie.

Kreative Märchenwelten

Teil ihres fotografischen Wirkens soll immer auch ein künstlerischer Aspekt sein. Einfach Tierfotos zu machen, sei ihr nicht genug, betont sie. Sie möchte ihren Bildern eine eigene Note verleihen, spielt bei der Bearbeitung mit Farben, um den Werken so zusätzlich Charakter zu verleihen. Nur das Tier an sich verändert sie so wenig wie möglich: „Man muss aufpassen, dass man zum Beispiel die Fellfarbe nicht zu stark verfälscht. Der Besitzer soll seinen Liebling ja nachher noch erkennen können”, betont Laura Greiner. Das Ergebnis sind malerische Bilder, die manchmal wie aus einem Märchenfilm wirken und ihren persönlichen Stil ausmachen. Mit ihrer Canon EOS 5D Mark IV hält Laura ästhetische, intime, aber auch lustige Momente fest und beschert Tierbesitzern nicht nur schöne Erinnerungsfotos, sondern kleine Kunstwerke, die auch in denjenigen Betrachtern Emotionen wecken, die nicht persönlich mit den abgebildeten Tieren verbunden sind. In Zukunft will sie ihren Stil noch klarer definieren, ihr Portfolio erweitern und vor allem einen noch größeren Kundenstamm gewinnen. Daran arbeitet sie, wie sie selbst sagt „in jeder Sekunde”. Hauptsächlich private Tierbesitzer sind es, die sich bisher an Laura wenden, vor allem mit Hunden und Pferden. Aber auch Alpakas hat die Tierfreundin schon fotografiert. Künftig hofft sie, auch größere Aufträge bearbeiten zu dürfen, beispielsweise für Verlage. Aber auch andere Disziplinen wie Hochzeitsfotografie möchte sie in ihr Angebot mit aufnehmen. Die Tierfotografie allerdings soll weiterhin im Zentrum ihrer Arbeit stehen.

Anderen Fotografen rät Laura, sich die Freude am Fotografieren zu bewahren und betont: „Wenn etwas deine Leidenschaft ist, dann solltest du sie mit ganzem Herzen verfolgen!”

Laura Greiner

Laura Greiner (26) ist mit Hunden, Meerschweinchen und Pferden aufgewachsen und hat in der Tierfotografie ihre Erfüllung gefunden.

www.lauragreiner-fotografie.de

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