Marcel Bartholome inszeniert Menschen und Tiere mit Kreativität und der richtigen Lichtsetzung. Seine Bilder zeichnen sich dabei vor allem durch eines aus: seinen hohen Anspruch an die Qualität.
von Benjamin Lemm
© Fotos Marcel Bartholome
Dass weniger auch in der Fotografie manchmal mehr ist, weiß Marcel Bartholome nur zu gut. Wenn er fotografiert, ist es immer sein Ziel, einige wenige und dafür möglichst hochwertige Bilder zu produzieren, anstatt wild drauflos zu knipsen und den Kunden mit einem umfangreichen Portfolio zu erschlagen. Die Qualität steht bei Marcel an erster Stelle – weil er aus der Masse herausstechen und ein Produkt abliefern will, das im Gedächtnis bleibt.
Vorbereitung ist alles
Marcels Schwerpunkt liegt vor allem auf der inszenierten People-Fotografie im Studio. Diese betreibt er bislang neben seiner beruflichen Tätigkeit als Gestalter als zweites Standbein mit dem Ziel, demnächst allein von der Fotografie leben zu können – und das vor allem in seinem Homestudio.
Während viele andere Fotografen besonderen Wert auf Natürlichkeit in ihren Fotos legen, tendiert Marcel eher dazu, von der Realität abzuweichen. Er fotografiert gezielt gestellte Fotos von Menschen – mal mit aufwendig gestalteten Kostümen und Requisiten, mal bemalt mit bunten Farben oder besonderem Make-up. Vor allem gut ausgeleuchtet müssen sie sein, seine Aufnahmen: „Ich mag die inszenierte Studio-Fotografie mit künstlichem Licht einfach lieber, da habe ich alles unter Kontrolle. Draußen fällt es mir oft deutlich schwerer, mit dem vorhandenen Licht zu arbeiten und zu sehen, wie es das Bild beeinflusst. Im Studio kann ich mein Bild so gestalten, wie ich es möchte und bin nicht von äußeren Faktoren abhängig“, beschreibt er die Vorzüge dieser Art der Fotografie.
Kontrolle ist Marcel dabei sehr wichtig. Er geht am liebsten mit Plan und perfekt vorbereitet in seine Shootings, um jeder Eventualität vorzubeugen und sicherzugehen, das gewünschte Ergebnis nicht dem Zufall zu überlassen. „Ich verschaffe mir gerne Sicherheit, indem ich alles durchplane und soweit wie möglich vorbereite. Das gibt mir für das Shooting ein besseres Gefühl und stellt sicher, dass alles glatt läuft. Wenn ich zum Beispiel ein Kind mit Fingermalfarben bemale, habe ich die Farben vorher bereits mit meinem Sohn ausprobiert. So weiß ich, dass sie auch gut abgehen und alles so aussieht, wie ich es mir vorstelle. Ein anderes Beispiel: Wenn ich ein Newborn-Shooting mache, bereite ich die Lichtsetzung schon vorher so vor, wie sie auch am Ende sein soll, sodass beim Shooting selbst dann alles ganz schnell geht. Dann kann ich mich ausschließlich auf das Fotografieren und die Person an sich konzentrieren.“
Die richtige Pose
Inspirieren lässt sich Marcel dabei oft im Netz, findet interessante Posen und Bildideen auf Pinterest, Instagram und Co. Nachher modifiziert er sie seinem Stil und seiner Vorstellung entsprechend. Um seine Ideen in die Tat umzusetzen, ist die Kommunikation mit den Models vor der Kamera besonders wichtig. Oft rückt er sie so zurecht, wie er sie haben möchte, oder macht die Pose selbst vor, um deutlich zu machen, wie er sich das Foto vorstellt. Gerade bei Kindern sei es besonders wichtig, sich auch mal „zum Affen“ zu machen, betont er. So könne man das Eis brechen und ihnen die Scheu vor der Kamera nehmen. Lachen dürfen seine Models bei den Fotos selbst übrigens eher selten: „Ich mag irgendwie keine lachenden Menschen auf Fotos. Man sieht die Augen viel besser, wenn die Menschen nicht lachen. Schließlich sind es die Augen, die am meisten über einen Menschen verraten.“
Beigebracht hat er sich sein Fotografiewissen vornehmlich online – durch Youtube-Videos oder Social-Media-Content. Gerade in Sachen Lichtsetzung konnte er hier einiges von anderen Fotografen lernen. „Ein Fehler, den viele machen, ist es, die Person direkt von vorne anzublitzen. Ich nutze lieber indirektes, abgeschwächtes Licht von der Seite. Dadurch bekommen meine Fotos diesen gewissen Rembrandt-Look“, erklärt er.
Ansonsten heißt es: üben, üben, üben. Denn keine Theorie kann den praktischen Umgang mit Fotoequipment und Models ersetzen. So werde man mit der Zeit besser, effizienter und kreativer: „Das hat viel mit Erfahrung zu tun. Früher habe ich für ein gutes Foto mehrere Stunden gebraucht, weil ich die Abläufe noch nicht so verinnerlicht hatte. Heute reichen mir dafür zehn Minuten. Der Workflow ist aber eigentlich der gleiche geblieben“, erzählt Marcel.
Neuland Hundefotografie
Neben Menschen fotografiert Marcel seit Kurzem auch Tiere. Durch seine Schwester, die eine Hundeschule betreibt, ergaben sich die ersten Shootings mit Hunden – und das, obwohl er anfangs eigentlich großen Respekt vor den Tieren hatte. Nach den ersten Erfahrungen jedoch fallen ihm die Shootings mittlerweile wesentlich leichter und er hat seine anfängliche Scheu überwunden. Die Fotos schießt er meist draußen vor einem selbst bemalten Hintergrund aus Baumwollstoff. Während des Shootings sitzen die Tiere erhöht auf einer Palette. Marcel kniet davor, um auf Augenhöhe mit den Tieren zu sein. Um sie bei Laune zu halten, sind Leckerlies beim Shooting das Mittel der Wahl.
Der richtige Moment
„Hunde machen schon sehr viel, wenn sie wissen, dass sie dafür mit Futter belohnt werden. Trotzdem muss man natürlich viel Geduld haben und den richtigen Moment erwischen“, beschreibt er seine Arbeit mit den Vierbeinern. Wie beim Menschen sei es außerdem wichtig, auch den Tieren ein gutes Gefühl zu vermitteln, ruhig zu sein und sie Schritt für Schritt an die Shooting-Situation zu gewöhnen. So blitzt Marcel schon während der Vorbereitung einige Male, damit der Vierbeiner sich an das helle Licht gewöhnt und es während des Shootings nicht als Bedrohung wahrnimmt.
Beim Shooting selbst ist dann Multitasking gefragt: Während er mit der einen Hand die Kamera hält, wirft er zum Beispiel mit links Leckerlies ins Bild, nach denen die Hunde schnappen. So entstehen lustige Fotos in Bewegung. „Natürlich muss man mit Tieren etwas anders kommunizieren als mit Menschen, aber aus fotografischer Sicht ist es eigentlich das gleiche: Ich mache Porträts, nur eben von einem Hund oder einer Katze“, zieht er den Vergleich. Spätestens nach einer halben Stunde Shooting ist Schluss. Zum einen, weil Marcel den Tieren mehr nicht zumuten möchte, zum anderen, weil die Konzentration dann sehr stark abnimmt und sie sich nur noch sehr schwer fotografieren lassen.
Wertschätzung durch Druck
Das Ergebnis seiner Shootings sind meist fünf oder sechs wirklich gute Bilder, die Marcel vorher genauso vorbereitet und bis ins kleinste Detail geplant hat. Doch mit den digitalen Kunstwerken ist es nicht getan. Seine Leidenschaft für hochwertige Fotos vollendet Marcel gerne in großformatigen Drucken, denn genau dafür seien die Bilder gedacht. „Viele Fotos sieht man heutzutage nur noch in sehr kleinen Formaten auf dem Handybildschirm, aber das ist eigentlich schade. Viel schöner ist es doch, wenn man sie sich dann auch groß an die Wand hängen kann“, beschreibt er.
Auch deshalb bietet er spezielle Fotos im Gemäldelook an. Hierfür bearbeitet er die Bilder digital so, dass sie einen wie mit einem Pinsel gemalten Charakter erhalten. Er lässt sie auf Leinwand drucken und bearbeitet diese Leinwand anschließend händisch, um ihr zusätzliche Struktur zu geben und das Bild noch gemäldeartiger wirken zu lassen.
„Ich versuche, mal was anderes zu machen und Produkte anzubieten, die so die meisten Fotografen nicht im Repertoire haben. Dafür kann ich dementsprechend auch ein wenig mehr Geld verlangen. Es gibt viele günstige Angebote für Porträts da draußen. Wenn ich mich davon abheben möchte, muss ich auch etwas Besonderes bieten“, erklärt er. Eine Leinwand mit den Maßen 75 x 100 cm beispielsweise erhält der Kunde bei Marcel inklusive Shooting für 320 Euro – ein durchaus stolzer Preis, aber eben auch angemessen, wenn man bedenkt, welche Arbeit Marcel in seine Fotos steckt und wie hochwertig das Ergebnis am Ende ist.
In Zukunft möchte Marcel Bartholome genau diese Arbeit weiterführen, hochwertige Fotos erstellen und in großformatigen Drucken an die Wände seiner Kunden bringen. Auch will er andere Fotografen dazu inspirieren, wieder mehr auf die Qualität ihrer Fotos zu achten anstatt auf die Quantität. Das einzelne Foto soll wieder als Kunstwerk gewürdigt werden, so seine Wunschvorstellung. Außerdem möchte er ein eigenes Studio außerhalb seiner vier Wände anmieten und dort immer wechselnde Fotosets bauen, mit denen er seinen Kunden ein noch hochwertigeres Fotoprodukt bieten und seine Fotografie so auf das nächste Level heben kann.
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