Marion Flemmings Fotografien von Kindern und Tieren leben von innigen Beziehungen und authentischen Momenten. In Kombination mit der vielfältigen Natur in der Lüneburger Heide entstehen so märchenhafte Kunstwerke.
von Benjamin Lemm
© Fotos von Marion Flemming
Emotionen einfangen und festhalten – wer ausdrucksstarke Porträts erschaffen möchte, braucht Ausdauer und das Gespür für den richtigen Moment. Und genau das ist die Spezialität von Marion Flemming.
Die 49-jährige Fotografin lebt in der Lüneburger Heide in der Nähe von Hamburg und hat sich auf die Fotografie von Familien und Kindern spezialisiert. Seit mittlerweile sechs Jahren ist sie als hauptberufliche Fotografin tätig. Zuvor hatte sie für ein Hamburger Immobilienbüro und in der Internet-Agentur ihres Mannes gearbeitet und die Fotografie nur nebenbei betrieben. Aber als sie durch Zufall die Hochzeit einer Bekannten mit der Kamera begleitete und für ihre Fotos sehr positives Feedback bekam, stand ihr Entschluss fest: Sie würde ihre Leidenschaft zum Beruf machen.
Sie meldete ein Kleingewerbe an, startete mit weiteren Hochzeitsaufträgen und Babyfotografie und entwickelte ihre Fähigkeiten mit Hilfe von Kursen und Büchern kontinuierlich weiter. Mit der Zeit erweiterte sie ihr Portfolio um Familien- und Kindershootings und bot auch Babybauchfotografie an.
Mensch und Tier
Zu Marions Spezialitäten gehören mittlerweile vor allem Fotos von Kindern in Verbindung mit Tieren. Dabei gelingt es ihr immer wieder, ganz besondere Momente einzufangen, die das innige Verhältnis von Mensch und Tier illustrieren und im Gedächtnis bleiben – eben weil sie so süß und authentisch sind.
Marion ist selbst schon mit Tieren aufgewachsen und hat mittlerweile eigene Hunde und Pferde. Außerdem ist sie Mutter einer 18-jährigen Tochter. „Fotos erzählen ja auch immer viel über die Fotografin selbst“, beschreibt sie. „Als Mutter und Tierliebhaberin finde ich mich in diesen Fotos ziemlich stark wieder.“
Wichtig ist ihr dabei vor allem, nichts zu erzwingen und nur so lange zu fotografieren, wie Kind und Tier Lust haben. Deshalb müsse man sich bei solchen Shootings auch sehr beeilen, denn der Geduldsfaden ist in jungen Jahren eben noch nicht so lang. Und auch die meisten Tiere sind nicht an stundenlanges Posing vor der Kamera gewöhnt.
Zudem müsse man den Kindern vor allem ein gutes Gefühl geben, sie mit Erzählungen und Humor für sich gewinnen und ihnen den Spaß an der Sache vermitteln. Auch sei es hilfreich, wenn ein Elternteil Kind und Tier ein wenig anleitet, sodass sich Marion voll und ganz auf die Fotografie konzentrieren kann – und das Kind sie im Idealfall gar nicht mehr wahrnimmt.
„Am liebsten fotografiere ich Kinder mit ihren eigenen Tieren. Da besteht dann schon von vornherein ein ehrliches, offenes Verhältnis. Ich finde es einfach unheimlich süß, wenn Kinder ganz natürlich und ohne Scheu mit ihren Tieren umgehen. Dabei entstehen immer die besten Bilder“, fasst sie zusammen.
Sie selbst beschreibt ihre Kunst als „emotionale Fotografie“ – denn genau das ist Mittelpunkt und Ziel ihres fotografischen Schaffens: Bilder, die Emotionen zeigen und Emotionen auslösen.
Märchenhafte Fotowelten
Ob Familien-, Kinder- oder Babybauchaufnahmen – für Marion ist vor allem die langfristige Planung ihrer Shootings wichtig. Da sie fast ausschließlich in der freien Natur fotografiert und ihr das norddeutsche Wetter immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht, braucht sie für jedes geplante Shooting Ausweichtermine. Auch deshalb macht sie höchstens drei Shootingtermine die Woche; denn so ist sie flexibler und kann bei Regen oder Sturm umdisponieren.
Im Vorlauf des jeweiligen Shootings tauscht sie sich außerdem intensiv mit ihren Kunden aus, schickt Beispielbilder und macht eine Farb- und Locationberatung. „Viele Kunden wissen nicht so genau, was am Ende auf dem Foto gut aussieht. Deshalb mache ich explizit Vorschläge zur Farbgestaltung ihrer Kleidung und empfehle passende Locations. Wenn wir dann auf einen gemeinsamen Nenner kommen, steht einem guten Foto nichts mehr im Wege“, beschreibt sie.
Für den Herbst zum Beispiel empfiehlt sie rostrote, senfgelbe oder curryfarbene Kleidung, die sich hervorragend mit buntem Laub ergänzen lässt. Außerdem hat sie einen Fundus an eigenen eleganten Kleidern, die sie zum Beispiel für die Babybauchaufnahmen zur Verfügung stellt.
Am Tag des Shootings dann trifft sich Marion mit ihren Kunden an der vereinbarten Location und es geht los. Die wunderschöne Landschaft und natürliche Vielfalt der Lüneburger Heide tut ihr Übriges und bietet optimale Bedingungen für verschiedenste Shooting-Szenarien. Ob gepflegte Wiesen, einsame Seen oder unberührtes Heidekraut – allein die unfassbare Schönheit der umliegenden Natur macht Marions Shootings zu einem Event für die Kunden – und die Fotografin.
Im Laufe einer Foto-Session kommen so 400 bis 500 Bilder zusammen, aus denen Marion eine Vorauswahl zusammenstellt. Aus dieser können ihre Kunden sich fünf Bilder aussuchen, die sie dann anschließend in ihrem eigenen Stil bearbeitet.
Warme Farben, weiches Licht
Die Bildbearbeitung spielt für Marion eine zentrale Rolle. Zum einen, weil sie großen Spaß daran hat, aus ihren Fotos im Nachhinein das beste herauszuholen und kleine Kunstwerke zu schaffen. Zum anderen aber vor allem, weil die Bildbearbeitung ihren eigenen, märchenhaft-verträumten Stil so fundamental ausmacht.
Sie mag vor allem warme Farben und weiches, schönes Licht. Gleichzeitig sollen ihre Fotos aber auch nicht zu künstlich wirken und ihren natürlichen Kern bewahren. Deshalb fokussiert sie sich vor allem auf die Anpassung des Farblooks und arbeitet kleine Details wie zum Beispiel Sommersprossen in der Nachbearbeitung heraus. Ihre umfangreiche, selbst erstellte Preset-Liste hilft ihr dabei, möglichst schnell zu einem Ergebnis zu kommen und sorgt gleichzeitig für einen einheitlichen Look.
In Zukunft möchte Marion weniger Hochzeiten fotografieren und dafür vermehrt ihrer Leidenschaft der Kinder- und Tiershootings nachgehen. Außerdem hat sie vor kurzem in ihrem eigenen Haus ein kleines Fotoatelier eingerichtet, das sie für kommende Projekte weiter ausbauen und vermehrt nutzen möchte. Aber ob im Studio oder in der freien Natur – sicher ist, dass auch ihre kommenden Projekte nur so vor Emotionen sprühen werden. Der nächste magische Moment wartet schon – irgendwo in den Weiten der Lüneburger Heide.
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