Markus Rahaus treibt sich nachts im Hafen herum, nimmt die Schiffe unter die Lupe und bringt nach jeder Tour besondere Schätze nach Hause. Und das völlig legal.
Dunkel und ein bisschen spooky – das sind nicht nur Markus Rahaus‘ Fotos, sondern auch seine Kriminalromane, die allesamt an der Küste spielen und das Maritime immer wieder gerne aufgreifen. „Abends und nachts herrscht in den Hafenanlagen einfach eine einzigartige und ganz andere Atmosphäre als am Tage“, erzählt Markus Rahaus. Maritime Themen haben ihn schon von Kindesbeinen an fasziniert – das Meer, Strände, Küstenlinien und natürlich Schiffe und Boote. In der Dunkelheit ergeben die verschiedenfarbigen Lichter der Schiffe, Kräne, Docks und sonstigen Anlagen eine ganz besondere Spannung, die meist durch Spiegelungen und Reflexionen auf der Wasseroberfläche in den Hafenbecken noch eindrucksvoll verstärkt wird. Dazu kommen, gerade an größeren Häfen, noch emsige Aktivitäten der Hafenarbeiter, die auf engem Raum stattfinden. „Der Hafen schläft nie“, heißt es – und das stimmt.
von Jamari Lior © Fotos Markus Rahaus
Ein wenig Geduld führt immer wieder zu neuen, faszinierenden Motiven. Bei Dunkelheit arbeitet Markus natürlich mit einem Stativ und belichtet die Bilder zwischen zehn und 30 Sekunden bei entsprechend angepasster ISO-Zahl. Diese Zeit reicht normalerweise aus, um das unruhige Wasser in eine wie zu samtigem Eis erstarrte Oberfläche zu verwandeln, auf der die reflektierenden Lichter besonders schön zur Geltung kommen. Meist verwendet er Blende 16, damit Lichtpunkte wie Sterne aufglühen. Für Erstaunen sorgt Markus mit seiner Kamera und seinem Stativ vor allem bei LKW-Fahrern. Immer wieder sieht er deren fragende Gesichter, wenn sie an ihm vorbeifahren: „Ich glaube, viele Menschen wissen noch gar nicht, wie faszinierend das Fotografieren bei Dunkelheit ist. Es ist eben nicht einfach nur dunkel“, meint Markus und fährt fort: „Es ist auch immer wieder schön, wenn man als Fotograf wahrgenommen wird und mit Menschen, die zum Beispiel auf den Schiffen arbeiten, ins Gespräch kommt.“
Auf Markus Fotos sieht man wahre Schätze und Berühmtheiten, so etwa die „Polarstern“. Für ihn ist das Schiff der Inbegriff der Polar- und Meeresforschung. Das deutsche Forschungsschiff ist bereits zu unzähligen Expeditionen ins Nord- und Südpolarmeer aufgebrochen. Markus‘ Foto zeigt die „Polarstern“ kurz nach ihrer Rückkehr von der gut einjährigen Mosaic-Expedition durch die Arktis. Mittlerweile ist das Schiff schon wieder auf dem Weg ins südliche Polarmeer. Weitere Berühmtheiten sind die Schiffe der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, kurz DGzRS. Allein im Jahr 2019 retteten sie zum Beispiel 81 Menschen aus Seenot.
Aufgrund seines Wohnortes liegt Markus auch der in Cuxhaven stationierte Rettungskreuzer Anneliese Kramer besonders am Herzen. Im Rahmen einer Recherche hatte er vor einiger Zeit das Glück, unter fachkundiger Begleitung das Schiff von der Mastspitze bis zum Kiel erkunden zu dürfen und sich ausführlich mit dem Vormann über die Arbeit an Bord während der Bereitschaft und bei Rettungseinsätzen unterhalten zu können. Manchmal weiß Markus schon vor dem Fotografieren, welche Schiffe im Hafen erwartet werden und macht sich dann gezielt auf die Jagd. Meist ist es aber eher so, dass er losfährt und schaut, ob er tolle Motive in den Häfen findet.
Und er plant schon neue Hafenserien: „Absolut spannend fände ich es, auf die Schiffe oder in die Trockendocks zu kommen, um dort, aus gänzlich anderen Blickwinkeln, meine Bilder zu machen. Vielleicht ergibt sich irgendwann ja einmal die Gelegenheit …“
Dr. Markus Rahaus
Der promovierte und habilitierte Virologe lebt und arbeitet in Cuxland. Vor vielen Jahren entdeckte er die Fotografie als Gegengewicht zum Stress im beruflichen Alltag. Außerdem ist er Autor mehrerer Kriminalromane und eines Naturreiseführers für das Cuxland. Natürlich ist er auch gerne selber mit dem Motorboot auf der Elbe unterwegs.
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