Vor zweieinhalb Jahren hat Nadine Merschmann ihre Liebe zum Detail und der Makrofotografie entdeckt. Seitdem sind Schmetterlinge, Marienkäfer und Blütenblätter nicht mehr aus ihrem Leben wegzudenken.
Von Alena Schmidt © Fotos Nadine Merschmann
Nadine Merschmann hat eine eigenwillige Methodik bei ihren Natur- und Makrofotografien. Dabei gerät sie oft in lustige Situationen, nicht nur, wenn sie breitbeinig im Wind steht und dabei versucht, eine schwankende Blume festzuhalten. „Einmal lag ich frühmorgens im Gras und habe eine Fliege mit Tautropfen fotografiert. Das war an einer Bundesstraße. Da kam mein Nachbar vorbei, stieg aus seinem Auto und rief: ‚Alles in Ordnung? Geht es Ihnen gut?‘. Er hatte mich nicht erkannt und dachte, ich sei verletzt. Die Situation konnte ich natürlich schnell klären. Aber das ist kein Einzelfall. Ich bekomme häufig Kommentare, wenn ich durchs Gras robbe.“

Aber Nadine Merschmann macht es sich auch sonst nicht leicht bei ihren Makrofots. Sie fixiert nämlich bei ihren Aufnahmen weder Blumen noch Gräser oder Insekten, wie das viele tun, um Bewegungsunschärfen zu mindern. Und sie lockt die Tiere auch nicht an. Stattdessen übt sich die Hobby-Fotografin in Geduld, wartet, schleicht sich an, wenn sie ein Insekt entdeckt, und fängt es dann auf ihrem Sensor ein.
Organisationstalent
Bei dem Aufwand, den Nadine Merschmann betreibt, ist eine gute Organisation ein großer Vorteil. Obwohl die 24-Jährige ihre Ausflüge nicht genauestens plant, hat sie schon viele wertvolle Tipps für eine gute Vorbereitungsroutine sammeln können. Sie checkt jeden Tag das Wetter, um einzuschätzen, welcher Ort sich bei dem aktuellen Wetter am besten eignet. Da sie nicht mit dem Auto unterwegs ist, konzentriert sie sich fast ausschließlich auf ihre fußläufig erreichbare Umgebung. „Die nächste Umgebung kann mehr bieten, als man gemeinhin glaubt“, weiß die Makrospezialistin. Außerdem fotografiert sie grundsätzlich in RAW und investiert viel Zeit in die Nachbearbeitung.

Ab und zu nutzt sie die Serienaufnahme-Funktion, um die Trefferwahrscheinlichkeit zu erhöhen. Denn sie benutzt nicht nur keine Pflanzenklammern, sondern – entgegen aller Gepflogenheiten und Grundregeln – auch kein Stativ. Da der Ausschuss größer ist, benötigt das Aussortieren der Bilder natürlich mehr Zeit.
Bearbeitung in Lightroom
Ihre Auswahl trifft die Naturfotografin nicht erst in Lightroom, sondern schon vorher in Ordnern auf ihrem PC. Dann bearbeitet sie die Basics in Lightroom mit ihrem Basic-Preset. So werden auf allen Fotos von Flora und Fauna erst einmal der Kontrast, die Schärfe und die Dynamik erhöht. Je nach Motiv und Laune spielt die Studentin auch mit den Farben. Sie sitzt länger an einem Foto, wenn sie es anschließend noch mit Photoshop bearbeitet. Diese Software kommt aber nur zum Einsatz, wenn es in einem Foto störende Bildelemente zu retuschieren gibt oder wenn sie die Farben stärker verändern möchte.

Stilfrage
Ihren Stil in der Makro- und Naturfotografie beschreibt Nadine Merschmann als „so bunt und abwechslungsreich wie die Natur selbst“. Dabei setzt sie auf Farbkombinationen innerhalb ihrer Umgebung sowie auf starke Kontraste und ein weiches Bokeh. Ihre Lieblingsobjektive dafür sind eine 25mm-Festbrennweite, das sie bei Offenblende von f/1.7 nutzt, und ein 60mm-Makroobjektiv von Olympus. Um ihren Stil weiterzuentwickeln hat Nadine Merschmann sich intensiv die Arbeiten anderer Fotografen angeschaut und versucht abzuschätzen, warum sie deren Bilder mag oder auch nicht. Gleichzeitig hat sie sich aber auch vorgenommen, andere Fotografen nicht zu kopieren, sondern ihre eigene Umsetzung zu finden.
Ihre Ideen für Fotos bekommt sie direkt meist vor Ort. Unterwegs lässt sie sich von der Umgebung inspirieren und von dem, was sie vorfindet und was ihr auffällt. Am liebsten fotografiert die detailverliebte Fotografin bunte Schmetterlinge und Marienkäfer. In den letzten Monaten sind aber auch vermehrt Bienen hinzu gekommen, um ihre Angst vor diesen Tieren zu überwinden – quasi Fotografie als Therapie.

Klein angefangen
Angefangen mit der Fotografie hat Nadine Merschmann während eines Urlaubs. Ihre Kompaktkamera von Panasonic war aber leider nicht in der Lage, die Blumen und Details so festzuhalten, wie sie es sich gewünscht hätte. Deswegen kaufte sie sich bald eine Systemkamera, ebenfalls von Panasonic. Da jeder mal klein anfängt, rät sie Makro-Einsteigern, erst einmal mit der eigenen Kamera so gut umgehen zu lernen, wie es nur geht: „Meistens lässt sich aus dem, was man hat, viel mehr rausholen, als man glaubt.“
Von sich paarenden Libellen
Die geringe Schärfentiefe bei der Makrofotografie ist ihrer Überzeugung nach die größte Herausforderung, weil das ein ausgeprägtes Feingefühl, eine ruhige Hand und viele Versuche erfordert. Ein Shooting-Erlbenis von Nadine Merschmann beschreibt diese Schwierigkeit anschaulich: „Bei meinem Foto von sich paarenden Libellen mit Spiegelung im botanischen Garten lag ich auf dem Boden. Die Libellen schwebten auf der Wasseroberfläche des Teichs. Leider fotografierte ich genau während der Mittagshitze und entsprechend aktiv waren die Tiere. Um die Spiegelung einzufangen hielt ich meine Kamera mit einer Hand so dicht über die Wasseroberfläche, dass sie sogar ein bisschen nass wurde. Obwohl ich das klappbare Display nutzte, konnte ich wegen der Spiegelung der Sonne und des ausgetreckten Armes nichts richtig erkennen. Daher fokussierte ich fast blind und brauchte ewig, bis das Foto so im Kasten war, wie ich mir das vorgestellt hatte.“
In der Zukunft
Nadine Merschmanns Traum ist es, ihre Fotos nebenerwerblich verkaufen zu können und eine eigene Ausstellung zu bestücken. Doch zunächst genügt es ihr, ihre Fotos mit anderen Makro-Fans zu teilen und sich mit diesen über faszinierende Momente auszutauschen. Das macht sie auf ihrer schon beliebten Facebook-Seite „Nadine Merschmann Fotografie“ und auf Ihrem Blog: www.allimoblog.com.
Nadine Merschmann
Vor zweieinhalb Jahren hat Nadine Merschmann ihre Liebe zum Detail und der Makrofotografie entdeckt. Seitdem sind Schmetterlinge, Marienkäfer und Blütenblätter nicht mehr aus ihrem Leben wegzudenken.
Instagram: alltagsfunken
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