Regen ist für viele Fotografen eher Fluch als Segen. Patrick Mallek jedoch nutzt die Reflexionen, die bei Nässe auf dem Asphalt entstehen, gezielt, um bei Dunkelheit mit Licht und Spiegelungen eine ganz besondere Atmosphäre zu erzeugen …

von Benjamin Lemm © Fotos von Patrick Mallek

Regen ist beim Fotografieren so eine Sache: Die Gesamtsituation gestaltet sich oftmals eher ungemütlich, das Equipment wird nass und die graue Wolkendecke sorgt oft für mäßig gutes Licht. Viele Hobby-Fotografen verzichten deshalb ganz auf Fotosessions bei schlechtem Wetter. Nicht so Patrick Mallek. Für ihn ist ein regenreicher Tag die Grundlage für seine Fotografie. Denn für diese kombiniert er die Lichter der Stadt bei Dunkelheit mit den Reflexionen, die auf dem nassen Asphalt der Straße entstehen und kreiert so faszinierende Kompositionen. Bunte Schaufensterlichter, Ampeln oder Straßenlaternen kommen so verstärkt zur Geltung und geben seinen Fotos eine zusätzliche Dimension.

Dunkle Szenerien

Mit der Fotografie angefangen hat Patrick Mallek wie viele andere auch: mit der Smartphone-Kamera. Als Ausgleich zu seinem Job im Einzelhandel ging er nach der Arbeit regelmäßig raus, erkundete die Gegenden rund um seine Heimat Herford und machte zunächst vor allem Landschaftsfotos. Schon bald genügte das Smartphone nicht mehr, er kaufte sich zunächst eine APS-C-Kamera, dann eine Vollformatkamera. Nach und nach fand er dabei zu seinem persönlichen Stil: „Ich habe mit der Zeit eine Vorliebe für Städte entwickelt, am liebsten bei Dunkelheit in Kombination mit Regen und Reflexionen“, beschreibt der 28-Jährige. „Das erzeugt diese besondere Stimmung, die ich mit meinen Fotos vermitteln möchte.“ Als visuelle Vorbilder für die Ästhetik seiner Bilder nennt er unter anderem die Hollywood-Filme Bladerunner 2049 und Total Recall – beides Vertreter des sogenannten „Cyberpunk“, ein Genre, bei dem vermehrt mit lichtschwachen Szenerien gearbeitet wird.

„Oft sind es die Momente, die man nicht planen kann, die ein Foto ausmachen“, beschreibt Patrick den Entstehungsprozess seiner Werke. „Meist habe ich schon tagsüber ein Gebäude im Blick, bei dem ich das Gefühl habe, dass es bei Dunkelheit ein gutes Motiv ergibt. Die Innenbeleuchtung diverser Kioske oder Restaurants kommen bei Nacht sehr gut zur Geltung. Die Rücklichter von Autos sehen im Bokeh außerdem oft sehr cool aus. Das Besondere entsteht dann aber in der Situation – ein Mensch, der durch das Bild läuft oder ein Fahrradfahrer, der zur richtigen Zeit auftaucht.“

Für Nachtaufnahmen empfiehlt er vor allem lichtstarke Festbrennweiten – zum einen, weil diese mehr Licht aufnehmen können. Zum anderen, weil sie den Fotografen dazu zwingen, sich zu bewegen und so verschiedene Perspektiven einzunehmen, anstatt zu zoomen. Ein Stativ hilft zusätzlich, um bei Dunkelheit längere Belichtungszeiten wählen zu können und so den ISO-Wert möglichst gering zu halten.

Mit Leidenschaft zum Ziel

Eine Herausforderung der Fotografie bei nassen Verhältnissen ist auch für Patrick, sein Equipment vor der Feuchtigkeit zu bewahren. „Viele nutzen eine Folie oder eine Tüte, um die Kamera vor Wasser zu schützen. Ich bin meistens mit dem Regenschirm unterwegs. Diesen halte ich mit der einen Hand, während ich mit der anderen Hand fotografiere“, beschreibt er seine einfache wie effektive Lösung. Diese zusätzliche Unannehmlichkeit nimmt er nur zu gerne in Kauf. Denn Patrick sprüht regelrecht vor Begeisterung für seine Art von Bildern und möchte diese auch an andere weitervermitteln. „Das schäbige Wetter im Herbst kann eben auch wunderschön sein, wenn man es für sich nutzt und an den richtigen Orten sucht.“

Anfängern rät er, sich nicht allzu sehr auf die Technik zu fokussieren. „Es ist erst einmal nicht wichtig, welche Kamera man hat. Am Anfang sollte man vor allem lernen, wie man mit den Grundwerten der Blende, Verschlusszeit und ISO umgeht und vor allem seinen Spaß an der Fotografie entdecken. Dann geht es darum, das Bild aus dem Kopf in die Kamera umzusetzen“, beschreibt er. Auf der Suche nach dem eigenen Stil müsse man sich vor allem ausprobieren. Nur so könne man ausschließen, was man nicht so gerne macht, bis eben das übrig bleibt, was einem am meisten liegt.

Auch warnt er davor, einen zu großen Fokus auf die sozialen Medien zu legen. Diese seien zwar ein durchaus hilfreicher Katalysator, um Reichweite zu generieren. Aber das allein sei nicht alles: „Es gibt super Fotografen mit sehr wenigen Followern und dann gibt es Fotografen, die viele Follower haben, aber deren Bilder höchstens durchschnittlich sind. Nur weil dir viele Menschen folgen, heißt das nicht automatisch, dass du ein guter Fotograf bist.“

Neben seinen Low-Light-Aufnahmen fotografiert Patrick außerdem Sonnenuntergänge und macht Porträt-Shootings. Mit letzteren verdient er mittlerweile im Nebengewerbe sogar ein wenig Geld. In Zukunft möchte Patrick vermehrt auch auf seine Porträts aufmerksam machen und die Fotografie als zweites Standbein neben seinem Job im Einzelhandel aufbauen. „Am Anfang war Fotografie für mich eher ein Ausgleich. Mittlerweile ist es aber weit mehr als das. Ich möchte das weiter ausbauen und mich so Schritt für Schritt an die Selbstständigkeit herantasten.“

Patrick Mallek

Patrick Mallek (28) arbeitet im Einzelhandel und hat sich auf Low-Light-Fotografie in Kombination mit Reflexionen auf nassen Straßen spezialisiert.

Instagram: pama2407photo