Der Hobbyfotograf Raimund Paris sucht in seinem Urlaub auf der ganzen Welt nach dem richtigen Licht und der perfekten Symmetrie.

Von Alena Schmidt

© Fotos Raimund Paris

Wie Raimund Paris zur Fotografie kam? Sein Weg dorthin war zwar nicht ungewöhnlich, die Geschichte dazu jedoch umso herzlicher: „Die Fotografie hat mich schon seit meiner Kindheit interessiert“, erzählt er. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als kleiner Junge mit meiner Großmutter auf dem Jahrmarkt war. Sie kaufte mir an einer Bude so viele Lose, dass der Hauptgewinn darunter war. Meine Großmutter ging wie selbstverständlich davon aus, dass ich mir ein großes Stofftier aussuchen würde. Doch ich nahm mir einen kleinen Plastikfotoapparat und war überglücklich.“

 

In zarten Farben

Da Raimund Paris nicht von der Fotografie leben muss, kann er sich den Luxus erlauben und genau das fotografieren, was ihm gerade am meisten Freude bereitet. Aktuell ist das moderne Architektur. Es sind majestätische und opulente Hallen und Bauten, die der Hobbyfotograf in zarten Farben präsentiert. Doch natürlich schränkt er sich selbst nicht nur auf ein einziges Genre ein – auch Landschaften, Tiere und (passend zur Architektur) besonders Lost Places fotografiert er mit Leidenschaft. Im Urlaub verbindet er das Schöne mit dem Nützlichen: Da er sehr gerne reist und auch Fotografie für ihn Entspannung vom Alltag bedeutet, sucht er auf der ganzen Welt nach den für ihn besonderen Bildern.

Solch ein besonderes Bild entsteht bei dem Architekturfotografen nicht durch die reine, neutrale Dokumentation eines Ortes, sondern durch seine ganz individuelle Sichtweise auf das Motiv. Diese endet jedoch nicht mit dem Auslösen der Kamera, sondern zieht sich auch durch die Bildbearbeitung.

Raimund Paris

Der Fotograf lebt in Schleswig-Holstein und arbeitet dort als Angestellter des Landes – nach dem perfekten Foto sucht er jedoch auf der ganzen Welt.

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Wettbewerb

Obwohl er zur Entspannung fotografiert, sucht Raimund Paris mit seinen Aufnahmen auch den Wettbewerb. Freunde aus seinem Fotoclub inspirierten ihn dazu, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen. „Das vergangene Jahr konnte ich erfolgreich bei 179 Salons mit 83 Medaillen, 105 Urkunden und insgesamt 2013 Annahmen abschließen“, erzählt Raimund stolz. Dazu hat sicher auch sein harmonischer, zarter Stil beigetragen: „Meine Bilder haben immer ausgeglichene Tonwerte, die ein gewisses Gleichgewicht ausstrahlen. Das ist mir sehr wichtig. Denn ‚ausgerissene‘ Lichter oder ‚abgesoffene‘ Schatten, die keine Zeichnung mehr erkennen lassen, gefallen mir persönlich gar nicht.“

Unterwegs mit System

Worauf achtet der Fotograf außerdem? „Gerade für die Architekturfotografie nutze ich gerne eine Systemkamera“, erzählt er uns. So kann er Gebäude optimal ausrichten und statt mit dem Sucher ganz bequem mit dem Display arbeiten. Nebenbei, so Raimund, sei es sehr praktisch, wenn man schon weiß, ob das entstehende Bild optimal belichtet ist. Daher ist die Nikon Z7 sein Favorit, deren Merkmal eine geringe Verzeichnung ist.

Außerdem legt Raimund extrem großen Wert auf Symmetrie – das grenze fast an Autismus, meint er schmunzelnd selbstironisch: „Die Symmetrie zu beachten ist für mich Pflicht. Oft zähle ich die Fliesen auf dem Boden, damit ich wirklich exakt mittig stehe.“ Für die Architekturfotografie empfiehlt Raimund Paris hauptsächlich extreme Weitwinkelobjektive. Doch insbesondere diese Objektive weisen häufig Verzerrungen auf. Deshalb sollten die Fotos für eine detailgetreue Darstellung immer entzerrt werden.

Eine Frage des Lichts

Eine weitere Herausforderung ist die Fotografie unter freiem Himmel. Hier ist das vorhandene Licht eine feststehende Größe, die berücksichtigt werden muss. Um diese Herausforderung zu bewältigen, hat Raimund zwei Strategien entwickelt: Erstens fotografiert er meist mit Stativ und nimmt Belichtungsreihen auf, die er später als HDR-Bild zusammenfügt. Zweitens schaut er sich bei Google maps an, wie die Gebäude ausgerichtet sind. Auf dieser Grundlage entscheidet er, zu welcher Tageszeit er dort fotografiert und ob ein Sonnenauf- oder -untergang der bessere Zeitpunkt wäre. „Wichtig ist es auch, im Vorfeld herauszufinden, ob es bestimmte Öffnungszeiten gibt, ob Stative benutzt werden dürfen und natürlich ob an dem jeweiligen Ort überhaupt fotografiert werden darf“, rät er aufgrund seiner Erfahrungen.

Ein perfektes Beispiel für Raimunds fotografischen Stil ist sein Lieblingsbild: das der Scheich-Zayid-Moschee zur blauen Stunde. Dieses perfekt symmetrische Foto erzählt eine märchenhafte Geschichte von 1001 Nacht. Die Moschee ist von einem Wassergraben umgeben. Durch die Reflexionen der Wasseroberfläche „tanzten“ die Schatten in der Dunkelheit wunderschön auf dem weißen Marmor der Moschee. //

 

Die Ausrüstung

  • Lieblingskombi: Nikon Z6 & Sigma 12-24 F4 DG HSM Art
  • Nikon D750
  • Fujifilm X-T3
  • Fujifilm X-H1
  • Diverse Objektive von 10 bis 600mm
  • Manfrotto Carbon-Stative
  • XPRO Gebtriebeneiger