„Billig“, „schmuddelig“ oder „pornografisch“ – solche Kommentare musste Heiko Klingele sich bereits zur Genüge über seine Sensual-Fotografien anhören. Doch der Fotograf lässt sich von solchen Kommentaren nicht beirren und stellt mit seinen stilvollen Bildern unter Beweis, dass er auch mit der Kamera souverän umgehen kann.

Von Alena Schmidt

© Fotos Heiko Klingele

„An negativen Kommentaren habe ich schon alles Mögliche gehört und gelesen“, erzählt Heiko Klingele. „Doch solche Aussagen treffen mich null und werden möglichst auf eine nette Art und Weise gekontert, die keine weitere Angriffsfläche mehr bietet. Dann ist das Thema für mich erledigt. Egal, um was es geht: Man kann es nicht jedem Recht machen. Wer meine Fotos nicht mag, soll weiterscrollen.“ So selbstbewusst geht der Fotograf mit negativen Reaktionen auf seine Nude-Bilder um. Als Aktfotograf muss man oft mit kritischem Feedback umgehen. Bei Heiko kommt hinzu, dass seine Bilder vielleicht das ein oder andere Mal nicht nur erotisch, sondern auch provokant sind, aber nie billig. Ein schmaler Grat in der Sensual- bis Aktfotografie, der leicht überschritten werden kann.

Ein notwendiges Übel?

Bei seinem Talent und seiner Leidenschaft für die Fotografie käme man nie auf die Idee, dass die Aufnahme von Bildern für den Grafiker und Programmierer anfangs eher ein notwendiges Übel war. Er benötigte eigenes Bildmaterial, an dem er sich in der Bearbeitung ausprobieren konnte, wie es ihm gefiel. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er daran Gefallen fand und sich schlussendlich in die Fotografie verliebte. „Faszinierend finde ich besonders die People-Fotografie, weil jedes Shooting anders ist und man mit so vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun hat“, erzählt Heiko. „Es ist ein regelrechtes Abenteuer, weil man nie genau weiß, was auf einen zukommt.“ Und genau deswegen gibt es für den Fotografen auch nicht „das eine perfekte Foto“. Für ihn sind die Aufnahmen mehr als einfach nur Lichtbilder. Hinter jedem Bild stecken eine andere Geschichte, eine andere Person und damit zusammenhängende Erinnerungen, die von Shooting zu Shooting unterschiedlicher nicht sein könnten.

Die richtige Ausschreibung

Und wie findet Heiko Klingele seine Modelle? Anfangs hat er sich durch seinen Bekannten- und Freundeskreis gefragt. Danach kam Facebook und mittlerweile läuft die Kontaktaufnahme fast nur noch über Instagram. Dabei schreibt er Modelle persönlich an, wird aber auch oft angeschrieben oder postet eine konkrete Ausschreibung, in der er eine bestimmte Art von Model für ein spezielles Shooting sucht. Ein Beispiel für eine solche Ausschreibung hat er für uns rausgesucht. „Je konkreter eine Ausschreibung ist, desto besser ist sie“, erklärt Heiko. „Nach mittlerweile vier Jahren in der People-Fotografie habe ich konkrete Vorstellungen davon, was oder wen ich suche. So oberflächlich das klingen mag, aber das wichtigste ist für mich das Aussehen – die Person muss mich optisch ansprechen. Danach kommen der Ausdruck, Posingsicherheit und Facettenreichtum.“

Vertrauen schaffen

Damit ein schönes Model während eines Shootings auch das Beste aus sich herausholen kann, ist das A und O, dass sie sich in Gegenwart des Fotografen wohlfühlt. Heiko schafft Vertrauen, indem er vor jedem Shooting eine Weile mit dem Model spricht. So bricht er das Eis und schafft eine gute Atmosphäre. Auch während des Shootings ist die Kommunikation ein nicht zu unterschätzender Faktor für gegenseitiges Verständnis und Vertrauen.

Genauso wie jedes Model und jedes Shooting ganz unterschiedlich sind, plant Heiko die Treffen mal mehr und mal weniger. Es gibt Shootings, die bis ins kleinste Detail vorbereitet werden – von der Idee über die Location, die Outfits und Accessoires bis zum passenden Model. Doch es kommt auch schon mal vor, dass Fotograf und Model sich lediglich auf eine grobe Richtung einigen und der Rest ganz spontan abläuft. „Auf jeden Fall muss für beide Parteien von vornherein klar sein, was jeder zu erwarten hat“, meint Heiko.

Bildbearbeitung

Auf jedes Fotoshooting folgt die Bildbearbeitung. Heiko Klingele versucht normalerweise, pro Bild nicht mehr als 20 Minuten zu investieren. Handelt es sich um Close-up-Porträts im Beautybereich kann die Bearbeitung aber, je nach der Beschaffenheit der Haut, schon mal bis zu zwei Stunden dauern. Inspiration dazu findet der Fotograf im Internet, also bei Instagram und Pinterest, aber auch in den fotografischen Werken von beispielsweise Evgeniy Potanin, Sascha Leyendecker, David Ben Haim oder Joakim Karlsson.

Heiko Klingele

Der Grafiker und Programmierer lebt in Villingen-Schwenningen, wo er auch meist shootet. Heiko Klingele macht nicht nur Aktfotos, sondern arbeitet auch als klassischer Fotograf für Porträts und Hochzeiten.

www.heikoklingele.de

Instagram: heikoklingele

 

Die Ausrüstung

  • Canon 6D
  • Sigma 35mm 1.4 Art
  • Canon 85mm 1.8
  • Canon 70-200mm 2.8 IS II
  • Sunbounce Reflektor mit Zebra-Beschichtung (silber/gold)
  • Blitz: Jinbei HD610