Im munterem Wechsel zwischen farbig und schwarz-weiß zeigt sich Thomas Hofmanns Instagram-Timeline – abwechslungsreich und doch sehr konsequent.
© Fotos Thomas Hofmann
„Ich überlege mir, in welcher Umsetzung das jeweilige Bild stärker wirkt und eher zum Blickfang wird. Maßgeblich für die Entscheidung sind das Motiv und seine Eigenschaften“, erläutert Thomas Hofmann seinen Anspruch. Thomas versteht sich weniger als Street-Fotograf oder Berichterstatter, sondern vielmehr als Fotokünstler, der aus dem Vorhandenen etwas Neues kreiert: „Ich fotografiere nicht einfach nur, um etwas zu dokumentieren, sondern um es so zu zeigen, wie andere es sehen sollen.“
Damit korrespondiert sein bevorzugtes Genre – die Architekturfotografie. Sie ist eine Kunst, die eine andere Kunst festhält und künstlerisch überformt. Oft ist das Ziel, dass sich Formen, Linien und Strukturen zu etwas Außergewöhnlichem zusammenfügen.
„Weitwinklig und nah ran“, ist Thomas‘ Motto. Symmetrie und Minimalismus sind dabei zwei wichtige gestalterische Kriterien. Je mehr diese erfüllt sind, desto eher greift er zu Schwarz-Weiß. Unruhige Bilder mit vielen Details hingegen eignen sich dafür nicht so gut – sie belässt er folglich lieber in Farbe. Die Intensität der Farben spielt dabei eine untergeordnete Rolle: „Auch wenn man es nicht vermuten würde, können selbst farbintensive Bilder in Schwarz-Weiß mehr Ausdruck bekommen, weil man bei der Umwandlung umso besser mit den Farbfildern arbeiten kann.“ Diese Technik ist schon aus der Schwarz-Weiß-Film-Ära bekannt: Rotfilter etwa sorgen dafür, dass ein Himmel mit ein paar Schleierwölkchen plötzich dramatisch wirkt.
Kunst und Recherche
Wer künstlerische Architekturfotos aufnehmen möchte, kann unter Umständen nicht nur aus dem Bauch heraus arbeiten, sondern benötigt ein wenig Vorbereitung. So ist es auch bei Thomas: Für seine Architektur- und Cityscape-Aufnahmen recherchiert er schon vor der Anreise im Internet die Besonderheiten und fotografischen Möglichkeiten, die er vor Ort wahrscheinlich vorfinden wird. Auch andere fotografische Umsetzungen schaut sich der gelernte Steuerrechtler genau an: Diese Fotos dienen ihm einerseits als Inspiration, helfen ihm aber andererseits auch dabei, neue, bisher nicht gewählte Ansätze zu finden: „Bei sehr populären Motiven, die schon tausendfach fotografiert wurden, suche ich nach Möglichkeiten, etwas Neues zu zeigen.“
Mit Google Maps und Google Street View erkunde er den Ort und mache einen virtuellen Rundgang, um mögliche Standorte zu finden, erzählt er uns. Da er in der Regel kurz vor oder nach Sonnenuntergang fotografieren möchte, notiert er auch die optimale Fotozeit. Um sie herauszufinden, nutzt er Apps wie PhotoTime. Sie zeigen ihm die goldene Stunde, den Sonnenuntergang und die blaue Stunde an. Dennoch hat Thomas verinnerlicht „wer zu spät kommt …“. Daher fährt er oft schon tagsüber zur Location, um die einzelnen Standorte auszutesten.
Thomas Hofmann
Instagram: instagram.com/photofineartist
Facebook: facebook.com/photofineartist
500px: 500px.com/th-photography
Viele Ideen entstehen aber auch erst an Ort und Stelle, zum Beispiel wenn sich spontan eine besondere Lichtsituation ergibt oder er einen anderen Standort wählen muss als geplant.
Übrigens: Auch das Thema Bildrechte ist dem Juristen wichtig. „Von besonders kritischen Objekten, wie etwa dem nächtlich beleuchteten Eiffelturm in Paris oder dem Sony-Center in Berlin lasse ich lieber gleich die Finger.“
Gut aufgebaut …
… sind natürlich nicht nur die Gebäude, sondern auch Thomas‘ Fotografien. Symmetrie lässt seine Motive harmonischer wirken, fliehende Linien machen gerade die minimalistischen Bilder interessant. Wichtig ist Thomas dabei, dass der Blick des Betrachters geleitet wird: „Ich möchte immer eine klare Blickführung im Bild haben. Meist lasse ich meine Motive von links nach rechts aus dem Bild laufen, weil das der Leserichtung entspricht und der Betrachter es daher unbewusst als angenehm empfindet.“
Optimal ausgerüstet
In Thomas‘ Fototasche kommt alles, was er vor Ort brauchen könnte: Neben Kamera und Objektiven sind das auch Kabel-Fernauslöser, Akkus, Speicherkarten und Filter (ND/Verlauf). Meist hat er zwei Objektive im Gepäck, ein Weitwinkel-Zoom (16-35 mm) und eine Standard-Zoom-Linse (24-105 mm). Sollte seine Recherche ergeben haben, dass er eventuell nicht sonderlich nah an das Gebäude herankommen wird, nimmt er auch ein Teleobjektiv mit. Die Abstimmung von Standort und Brennweite ist sehr wichtig: Zwischen gut und mäßig, langweilig und Wow-Effekt liegt manchmal nur ein Meter, besonders im Weitwinkelbereich.
„Zwischen langweilig und Wow-Effekt liegt manchmal nur ein Meter, besonders im Weitwinkelbereich.“
Da Thomas oft Langzeitbelichtungen aufnimmt, ist ein gutes Stativ für ihn unverzichtbar. Es muss standfest und vibrationsarm sein, eine variable Arbeitshöhe erlauben und darf nicht zu schwer sein. Sein Manfrotto 190CXPRO4 leistet ihm da seit Jahren sehr gute Dienste. Um beim Fotografieren jegliche Vibration zu vermeiden und optimale Ergebnisse zu erzielen, nutzt er Kabelfernauslöser, aktiviert die Spiegelvorauslösung der Kamera und schaltet den Bildstabilisator am Objektiv aus. Er fotografiert im manuellen Modus, regelt also Belichtungszeit und Blende direkt und wählt ISO 100 oder 200. Zudem fotografiert Thomas sowohl mit Sucher als auch im Live View, wo man die Wirkung der Einstellungen vorher direkt sehen kann. Bei großen Helligkeitsunterschieden zwischen Himmel und Bodenbereich kommt noch ein Verlaufsfilter zum Einsatz.
Gezielte Akzente – und eine Tasse Kaffee
In der Bildbearbeitung setzt Thomas gezielt Akzente, hebt Wichtiges hervor und eliminiert Störendes. Bei ihm gibt es keine „Bilder von der Stange“: „Bei mir ist jedes Bild ‚Handarbeit‘ – Presets nutze ich so gut wie nie.“
Normalerweise bearbeitet er seine Bilder aber nicht am Stück , denn dann – so seine Erfahrung – stellt sich irgendwann ein Tunnelblick ein. Er verhindert, dass der Fotograf das Bild in seiner Gesamtwirkung einschätzen kann. Man arbeite an einer Kleinigkeit, aber vergesse dabei das gesamte Bild. Sein Tipp: „Machen Sie Pausen bei der Bildbearbeitung, lassen Sie gerne auch einmal einen Tag verstreichen, sodass Sie das Foto dann mit einem neutralerem Blick betrachten können. Manchmal kommt man schon nach einem Kaffee wieder an den Arbeitsplatz und merkt sofort, dass etwas noch nicht passt.“ Und wenn dann alles perfekt ist, gibt es einen Kaffee auf den Erfolg …
Die Ausrüstung
Kamera:
Canon EOS 5D Mark IV (EOS 5D Mark III als Back-up)
Objektive:
– Canon EF 16-35mm f/4 L IS USM
– Canon EF 24-105mm f/4L IS II USM
– Canon EF 85mm f/1.8 USM
– Canon EF 100mm f/2.8 USM Macro
– Canon EF 70-200mm f/4 L IS USM
– Sigma 150-600 f/5-6.3 DG
Fernauslöser: Canon RS-80N3
Filter: ND-Filter, Verlaufsfilter (Phorex by #jaworskyj)
Stativ: Manfrotto 190CXPRO4 Carbon
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