Zarte Unschärfe in Hülle und Fülle – am liebsten hätte Thomas Jahn eigentlich noch viel mehr davon in seinen Fotos. Denn was gibt es Besseres als ein beeindruckend cremiges Bokeh?

Von Alena Schmidt

© Fotos Thomas Jahn

Mit seiner Leidenschaft für wunderbar weiche Unschärfe begeistert Thomas Jahn alle Liebhaber unendlicher Bokehs. Wenn „viel Bokeh“ eine fotografische Stilrichtung ist, dann hat Thomas sie definitiv verinnerlicht. Das wirft natürlich direkt die Frage auf: Wie bekommt Otto-Normal-Fotograf so eine tolle Unschärfe hin?

Objektiv + Licht

„Für den besonderen Bildlook meiner Aufnahmen sind maßgeblich die verwendeten Objektive und das richtige Licht verantwortlich“, erklärt der Fotograf. „Bei den alten Linsen liebe ich deren Unvollkommenheit, den Charme und das unverkennbare Bokeh. Bei modernen Linsen hingegen überzeugen mich deren knackige Schärfe und Klarheit.“ Außerdem, so erzählt er mir, war wohl auch der Umstieg von Canon auf Fuji ausschlaggebend für die wunderbar weiche Obsession: Mit der Einführung der Fujifilm X-E1 ergab sich 2012 für Thomas die Notwendigkeit, einige Brennweiten, die es damals noch nicht im Fujinon-Sortiment gab, mit diversen Vintage-Objektiven zu füllen. Wie zum Beispiel mit seinem Lieblingsbokeh-Monster, dem Minolta MC Rokkor-PF 58mm f/1.4.

Thomas Jahn

Getreu seinem Motto „Die beste Kamera ist die, die man dabeihat“, hat der Fotograf und Sachbearbeiter im Einkaufsbereich einige Exemplare angesammelt.thomasjahn-foto.com

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Jedes Foto ein Unikat

Die Nachbearbeitung spielt für Thomas‘ Bildlook zwar ebenfalls eine Rolle, ist für ihn aber nur eine Ergänzung zum vorhandenen Bild und nicht der „Game changer“. Außerdem ist sie immer vom jeweiligen Motiv abhängig. Dabei arbeitet er am liebsten in Lightroom und passt die Farben an. Selten optimiert er die Aufnahmen noch in Photoshop.

What’s in your bag?

Aber gehen wir nochmal einen Schritt zurück – und packen zusammen mit Thomas Jahn seine Fototasche. Wir wollten wissen: Was nimmst du beim Fotografieren alles mit? „Wenn ich mich auf einen Fotoausflug vorbereite, überlege ich zuerst, was ich denn eigentlich fotografieren möchte“, sagt er. „Dementsprechend wähle ich ein paar Kamerabodys und Linsen aus. Dazu kommt ein Mittel gegen Mücken und Zecken und ein Bohnensack als ‚Stativ‘.“

Dann kann‘s auch schon losgehen mit der Jagd nach dem cremigsten Bokeh. Und die ist für Thomas Jahn gar nicht so leicht, wie es vielleicht scheint: „Ich suche wirklich lange nach guten Motiven. Bei dieser Art der Aufnahme achte ich am meisten darauf, ob mir das Bokeh um das (endlich) gefundene Blümchen, den Pilz oder die Biene herum gefällt und wie ich es am besten platziere, sodass man sogar noch mehr vom Bokeh sehen kann. Habe ich ein Bokeh-Problem?“, fragt er selbstironisch. Ganz besonders gefällt es dem Fotografen, wenn durch die Form und Beschaffenheit der Unschärfe sogar das genutzte Objektiv erkennbar wird. Zu Hause am Computer geht Thomas möglichst selbstkritisch an die vielen RAW-Dateien und pickt wirklich nur diejenigen heraus, die eine Nachbearbeitung verdient haben.

„Mich inspirieren weniger die bekannten, fast ‚celebrity‘-artigen, Fotografen. Für mich sind Inspirationsquellen eher Aufnahmen von unbekannten Menschen – von Menschen, die die Fotografie leben und lieben, so wie ich.“ //

Die Ausrüstung

  • Fujifilm X-Kameras: X-E1, X-M1, X-T1, X-T10, X-T20, X-T30, X-H1
  • verschiedene Fujinon XF Prime-Festbrennweiten und XF Zoom-Objektive
  • Bokeh-Monster-Objektive: Minolta Rokkor 58mm f/1.4, 85mm f/1.7, 50mm f/3.5 Macro, 500mm f/8 Spiegeltele
  • Meyer Optik Görlitz Primoplan 58mm f/1.9, Trioplan N 100mm f/2.8
  • diverse Helios 44 Objektive, auch mit umgedrehten Linsen
  • moderne, manuelle Objektive von Samyang, Lensbaby und das neu aufgelegte Trioplan Titanium 100mm f/2.8