Der Garten, der Wald und das Feld sind die bevorzugten Locations von Uwe Bauer. Dort castet er auch viele seiner Modelle. Natürlichkeit steht dabei im Vordergrund.
von Bastian Reichardt
© Fotos Uwe Bauer
Leckerlis? Fehlanzeige! Angelockt werden die Tiere auf Uwe Bauers Fotos nicht: „Meine Bilder haben eher einen dokumentarischen Charakter“, meint der Bautechniker, der in seiner Freizeit durch den Garten oder durch den Wald streift. „Sie sollen so naturnah sein wie möglich.“
Naturnahes Fotografieren, das bedeutet für ihn Entschleunigung und zugleich die Dokumentation der fantastischen Tierwelt. Seine Fotos zeigen vor allem heimische Tiere oder solche, die inzwischen in Deutschland oder Europa heimisch wurden, wie zum Beispiel Waschbären.
Die Hotspots
Wenn Uwe im heimischen Garten oder beim Spaziergang durch Wald und Feld einmal nicht fündig wird, hat er noch einen Plan B: „Ich habe das Riesenglück, dass das Wisentgehege Springe, eine Einrichtung der Niedersächsischen Landesforsten, nur vier Kilometer von mir zu Hause entfernt ist. Dort bin ich natürlich Stammgast.“ Auf etwa 90 Hektar Fläche werden rund 100 europäische Tierarten so artgerecht wie möglich gehalten. Darunter befinden sich neben den Wisenten auch Braunbären, Timber- und Polarwölfe, Mufflons, Elche, Rot- und Damhirsche und viele andere Tierarten. Zusätzlich gibt es mit dem Falkenhof eine professionelle Falknerei mit Flugvorführungen. Manchmal, aber eher selten, unternimmt Uwe auch einen Ausflug in den Hannoveraner Zoo oder den Tiergarten in Hannover-Kirchrode.
Dokumentarisch …
„Wie soll ich meinen Stil beschreiben? Ich habe mich doch eigentlich gerade erst auf den Weg gemacht, einen eigenen Stil zu entwickeln“, fragt sich Uwe. Wenn er Attribute nennen soll, die seine Bilder beschreiben, wählt er Begriffe wie „nüchtern“ und „dokumentarisch“. Er möchte die Tiere so zeigen, wie er sie in der Aufnahmesituation erlebt hat, also nicht inszenieren, die Situation nicht verändern. Aber auch das „Künstlerische“, wie er es nennt, hält nach der Lektüre diverser Bücher und vielen Stunden des Stöberns auf Fotoforen Einzug in seine Fotos …
Kunst und Dokumentation – ein Unterschied?
Schließen sich Kunst und Dokumentation gegenseitig aus? Einige der wichtigsten und berühmtesten Bilder der Fotografie sind zweifelsohne dokumentarische Aufnahmen, keine inszenierten. Bei dokumentarischen Fotos ist es häufig wichtig, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, ein Gespür für das Motiv zu haben und dann mit den fotografischen Mitteln – Kameraeinstellungen, Perspektive, Schnitt – ein besonders aussagekräftiges Bild aufzunehmen. In dem Sinne ist auch die gute Dokumentation eine Kunst.
Sich überraschen lassen
Fotografieren bedeutet für Uwe auch, offen für das Unerwartete, für Überraschungen zu sein: „Ich gehe ohne besondere Pläne oder Erwartungen los und freue mich, wenn ich schöne Aufnahmen mit nach Hause bringen kann. Es kam schon vor, dass ich an einem Tag nicht ein Foto gemacht habe. Dann ist das eben so. Das nächste Mal wird dann bestimmt wieder erfolgreicher.“ Genau diese Einstellung, diese gelassene Haltung ist in der Tierfotografie so wichtig: Nichts muss, alles kann.
„Es kam schon vor, dass ich an einem Tag nicht ein Foto gemacht habe. Dann ist das eben so. Das nächste Mal wird dann bestimmt wieder erfolgreicher.“
Machen!
Uwes wichtigster Tipp für den Anfänger der natürlichen Tierfotografie lautet, passend zu seiner Einstellung: Machen, nicht zerdenken. „Am Anfang sollte man nicht zuviel planen, sich nicht allzu sehr um die Bildkomposition kümmern, sondern einfach fotografieren. Tiere lassen sich nicht planen, sondern es gilt, ein Gespür für sie zu entwicklen.“
Um sich weiterzuentwickeln hilft es, die Bilder in der Familie oder unter den Kollegen herumzuzeigen – auch, wenn es vielleicht irgendwann nervt, meint er mit einem Augennzwinkern. Und dann aufmerksam nachzufragen: Wieso gefällt euch dieses oder jenes Bild? Was mögt ihr daran? Und genauso wichtig: warum gefallen euch diese Bilder nicht?
Hilfe gibt es auch online in den vielen Foren: Hier findet man Anregungen, kann Vergleiche ziehen und erhält wertvolle Kritik. Auch hier gilt: Wer nicht fragt, bleibt dumm – oder entwickelt sich zumindest nicht weiter.
Die Ausrüstung
- Nikon D700 mit Batteriegriff
- Nikkor AF 24-120mm f/3.5-5.6D
- Micro-Nikkor AF 105mm f/2.8D
- Nikkor AF 80-200mm f/2.8D (Schiebezoom)
- Tamron SP 70-300mm f/4-5.6 Di VC USD
- Tamron SP 150-600mm f/5-6.3 Di VCUSD (1. Generation)
- Kenko Teleconverter 1.4X Teleplus Pro300 DGX
- Dreibeinstativ aus Aluminium von Sirui Modell T-2004XL
- Einbeinstativ aus Carbon von Sirui, Modell P224
- Blitz von Metz Modell SCA 300 (aus analogen Zeiten, den Blitz mit SCA-Blitzschuh SCA343 benutzt Uwe nur sehr selten im manuellen Modus)
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