Smarte Spaßmacherin
Mit der instax mini Evo präsentiert Fujifilm eine Sofortbildkamera, die sich analog ausdrücken kann und auch digital ganz stark sein will – zur Freude aller Sofortbildner.
Von Harald Wittig, © Fotos von Harald Wittig

Fujifilm stellt nicht nur exzellente Digitalkameras her. Als einer der letzten Filmhersteller widmet sich das japanische Unternehmen auch der Analogfotografie. Neben der Produktion von Profifilmen wie dem legendären Velvia 50-Diafilm befassen sich die Japaner intensiv mit der Sofortbildfotografie. Mit den instax-Sofortbildkameras und den dazugehörigen, gleichnamigen Filmen hat Fujifilm die Marktführerschaft in diesem Segment erreicht. Das instax-Portfolio umfasst inzwischen acht verschiedene Sofortbildkameras mit unterschiedlichen Ausgabeformaten – „Mini“, „Square“ und „Wide“ genannt – sowie über 20 Filmvarianten und Zubehör. Im Angebot sind Analogkameras und Hybridmodelle, welche die analoge Sofortbildfotografie mit der zeitgemäßen Digitalfotografie verbinden. Ein solches Hybridmodell ist die instax mini Evo, die seit kurzem erhältlich ist. Für rund 200 Euro bekommt der Sofortbildfan eine Digitalkamera, die er wahlweise auch über eine dezidierte App steuern kann und deren intern gespeicherte Bilder direkt ausdruckbar sind. Klingt interessant? Finden wir auch. Dann sehen wir uns die Evo, wie sie im Folgenden heißen soll, sogleich näher an.
Hybrid, retro und smart
Fujifilm war einer der ersten Kamerahersteller, der seine Bildermaschinen in ein Retrogewand kleidete, damit ungemein erfolgreich gewesen ist und einen ungebrochenen Trend gesetzt hat. Die Evo ist unverkennbar ein Kind dieser Designlinie – sie sieht aus wie eine klassische Sucherkamera. Dabei hat sie gar keinen Sucher. Stattdessen findet sich auf der Rückseite ihres Kunststoffgehäuses ein Drei-Zoll-LCD, der dem Lichtbildner als Informationszentrum dient. Angefangen von der Bildkomposition, über die Anzeige der diversen Einstelloptionen bis hin zur Wiedergabe und Bildbearbeitung. Genau, grundsätzlich beherrscht die Evo das Repertoire von einfachen Kompaktkameras der Machart „Draufhalten und Knipsen“.
Als Bildwandler dient ein kleiner 1/5-Zoll CMOS-Sensor, der eine bescheidene Auflösung von fünf Megapixeln hat. Das kann heute jedes Smartphone besser. Aber darum geht es im Falle der Evo nicht: Die vergleichsweise geringe Sensorauflösung passt zum Wesen der Sofortbildfotografie, deren Unvollkommenheit ihren besonderen Reiz ausmacht.
Das Objektiv entspricht, bezogen aufs Kleinbild, von der Bildwirkung einem 28-mm-Weitwinkel. Es hat die beachtliche Lichtstärke von 1:2, eine makrotaugliche Naheinstellgrenze von zehn Zentimetern und wird über den Single-Autofokus der Kamera scharf gestellt. Der erweist sich als recht flott und durchaus treffsicher. Die wunschgemäß arbeitende Gesichtserkennung sollte idealerweise aktiviert sein.
Anders als ihre analogen instax-Geschwister verfügt die Evo über einen sehr leistungsfähigen Verschluss mit Belichtungszeiten von einer Viertel- bis zur 1/8000-Sekunde. Diese bildet die Kamera – ebenso wie die Blende und die Filmempfindlichkeit im Bereich von ISO 100 bis 1600 – automatisch. Bewusstes Gestalten mit Zeit und Blende ist also nicht vorgesehen. Das passt ins Konzept. Der Evo-Fotograf soll fix zu schönen Bildern kommen und Spaß mit der schicken Kamera haben.
Effektives Kreativwerkzeug
Seine Kreativität kann der Fotograf weidlich ausleben. Denn die Kamera bietet eine üppige Anzahl an Filtereffekten. Dem Benutzer stehen zehn verschiedene optische Effekte wie Vignettierung, Hintergrundunschärfe, Doppelbelichtungen und sogar eine Motivspiegelung und ebenfalls zehn Filmeffekte wie „Retro“, „Monochrom“ oder „Sepia“ zur freien Verfügung. Daraus ergeben sich rechnerisch 100 Einstellmöglichkeiten fürs künstlerische Bild. Außerdem ist es dem Evo-Fotografen gestattet, die von der Programmautomatik gebildeten Belichtungswerte im Bereich von -2.0 bis +2.0 EV jederzeit zu verändern. Denken wir weiter daran, dass Motivwahl und Bildkomposition ebenfalls zum kreativen Fotografieren gehören, ist das Gestaltungspotenzial mit der Evo kaum zu ermessen.
Die Effekte werden über zwei Einstellräder aufgerufen. Der gewünschte Filmlook ist über das große, gerändelte Einstellrad auf der Deckkappe vorzunehmen. Die optischen Modifikationen sind sinnigerweise über einen Drehring am Objektiv einzustellen. Sollte sich der Anwender beim fröhlichen Rädchendrehen in eine Sackgasse manövriert haben, hält die Evo einen geschwinden Notausgang bereit: Ein Druck auf den silberfarbenen „Panikknopf“ genügt und die Kamera ist wieder auf „Normal“, also die Werkseinstellung, zurückgesetzt.
Die Evo hat gleich zwei Auslöser – einen auf der Deckkappe, den zweiten auf der Gehäusefront. Letzterer dient dem Erstellen von Selbstbildnissen, ist etwa ein Drittel größer als sein Kollege und damit sehr gut mit dem Daumen bedienbar. Damit das Selfie wirklich gelingt, gibt es neben dem Selfie-Auslöser einen Spiegel zur perfekten Eigeninszenierung.
Der eingebaute Blitz schaltet sich im Standardmodus bei Bedarf, den die Automatik ermittelt, zu, ist aber auch erzwingbar oder lässt sich permanent unterdrücken. Die Digitalbilder – oder Bilddateien – legt die Kamera auf dem internen Speicher ab. Der ist nur 45 Megabyte groß und fasst maximal 45 Aufnahmen. Doch dank eines Micro-SD-Kartenfachs im Gehäuseboden ist der Speicher erweiterbar. Für ein Gigabyte gibt es das Äquivalent von etwa 850 Fotos. Mit einer 16 GB-Karte sollte sich der Jahresurlaub in der Ferne oder Nähe bebildern lassen. Da die Evo ausweislich unserer Erfahrungen auch klaglos noch größere Karten akzeptiert, sollten auch Vielknipser zufriedenzustellen sein.
Selbstverständlich benötigt die Kamera Strom. Den liefert die fest verbaute Batterie. Dieser Lithium-Ionen-Akku ist stark genug für höchstens 100 Aufnahmen, für weniger, wenn der Blitz regelmäßig zum Einsatz kommt. Geladen wird er über den Mikro-USB-Anschluss, der sich neben dem Speicherkartenfach findet, ein passendes Kabel gehört zum Lieferumfang.
Mit einem Lebendgewicht von gerade mal 285 Gramm rangiert die Evo in der Fliegengewichtsklasse und beschwert das Handgepäck wenig. Das Gehäuse ist nicht hosentaschenkompatibel, die Kamera passt aber wie eine gute alte Kleinbild-Sucherkamera in Umhängetasche oder Rucksack. Dass sie so vergleichsweise klein sein kann, ist dem verwendeten Filmmaterial geschuldet. Denn die Evo belichtet die instax mini-Filme im Format 86 x 54 mm und einer Bildgröße von 62 x 46 mm. Am Ende hält der Evo-Fotograf ein scheckkartengroßes Bild in Händen, das perfekt in eine Brieftasche passt oder auch mal als extravagantes Lesezeichen Verwendung finden kann.
Vielfältige instax-Welt
Das Angebot an passenden instax mini-Filmen ist richtig groß, wobei sich die Typen in der Regel durch ihre verschiedenen Rahmen unterscheiden. Kreative freuen sich besonders über den „Monochrome“, einen Schwarz-Weiß-Film mit schönen Tonwerten. Standardfilm ist der „White Frame“ mit seinem konventionellen weißen Rahmen. Er zeichnet sich durch brillante Farben und gute Schärfe bei hoher Stabilität auch bei extremen Temperaturen aus. Preisbewusste greifen zum Doppelpack für rund 19 Euro.
Das Laden der Evo mit einer Filmkassette ist denkbar einfach. Nach Öffnung der Rückwand, wobei sich dabei ein gepflegter Fingernagel als sehr nützlich erweist, ist die Kassette einzulegen, der Deckel wieder zu schließen – und alles Weitere geschieht automatisch. Die Evo wirft direkt die Filmschutzabdeckung aus – auch wenn der Hauptschalter auf „Off“ steht.
Um ein Meisterwerk zu drucken, bedarf es nicht viel. Das Wunschbild ist über das Wiedergabemenü auszuwählen, gegebenenfalls erfolgt eine Ausschnittanpassung über den Digitalzoom, ein Schwung über den instruktiv mit „Print“ beschrifteten Daumenhebel genügt und der Druckvorgang beginnt. Eigentlich wird das Filmblatt ausbelichtet, die Entwicklerchemie tut ihr Übriges und das mit leisem Surren ausgeworfene Bild erscheint nach etwa 90 Sekunden. Der Evo-Fotograf bekommt als fertiges Foto, was er zuvor auf dem LCD gesehen hat. Qualitätsfanatiker sollten für besonders detailreiche Bilder den „instax Rich Modus“ wählen. Die so gedruckten Fotos machen die eigenwilligen, oft mauen Sofortbildchen aus den alten Zeiten, die mit einem großen „P“ geschrieben werden, vergessen.
Dank ihrer zuverlässigen Belichtungsautomatik und ihres cleveren Blitzes, der bei Porträts automatisch einen Vorblitz zur Verhinderung des Vampir-Looks, sprich Unterdrückung des Rote-Augen-Effekts, zündet, gelingen mit der Evo wirklich gute Aufnahmen – im Rahmen dessen, was der schicken Japanerin möglich ist.
Um die hübschen Bilder über die sozialen Medien mit seinen Freunden und Anhängern zu teilen, könnte der Evo-Fotograf die Speicherkarte entnehmen und diese am Rechner auslesen, gegebenenfalls bearbeiten und hochladen. Auf die im internen Speicher abgelegten Bilder hat er indes keinen direkten Zugriff. Der USB-Anschluss der Kamera dient allein dem Laden der Batterie, ist also keine USB-Schnittstelle. Doch gemach, dank der kostenlosen instax mini Evo-App, die es für iOS und Android gibt, ist das sozialmedial verträgliche Teilen ein Kinderspiel. App und Kamera verbinden sich drahtlos via Bluetooth, die Bedienung der App ist vorbildlich selbsterklärend. Das Übertragen der Bilder auf das mobile Endgerät geht leicht von der Fingerkuppe, einige Bildbearbeitungsoptionen wie Belichtungskorrekturen und die Bildrahmengestaltung begrüßt der smarte Bildgestalter und der finale Druck des Bildes oder sein Hochladen ist nur wenige Fingertipps entfernt.
Die Software erkennt sofort, wenn die Kamerabatterie am Ende ihrer Leistungskraft angelangt ist, zeigt dies in Zinnoberrot an und verweigert das Rüberholen eines Bildes. Außerdem ist die Kamera via App auch fernsteuerbar, was für die Umgebung einbeziehende Selbstbildnisse, unbeschattete Nahaufnahmen und selbstverständlich Gruppenfotos nützlich ist. Mithin eine wirklich gelungene Steuer-App, alle Achtung.
Damit nicht genug, lässt sich die Evo über die App auch als Fotodrucker einsetzen, um die auf dem Smartphone oder Tablet abgelegten Fotos zu drucken. Die Ergebnisse sehen klasse aus und am Ende wissen wir, dass die Evo eine Spaßmacherin mit großem Repertoire ist.
Fazit
Die Fujifilm instax mini Evo ist eine hübsche kleine Sofortbildkamera, die dank ihrer Hybridkonzeption auf genialische Weise die Analogtradition mit der smarten Digitalgegenwart verbindet. Sie bietet viele Gestaltungsoptionen für kreative Sofortbildner, die scheckkartengroßen Fotos im instax mini-Format überzeugen ebenso wie die Evo-Digitalbilder, die kostenlose instax mini Evo-App ist eine gelungene Steuersoftware. Unterm Strich eine tolle Kamera, die einen Riesenspaß macht und ihr Geld allemal wert ist.

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