Der Reisebegleiter
Die neue, elegante Fujifilm X-E3 macht auf Understatement, hat es aber faustdick hinter den Ohren. Denn sie hat viel Technik von den großen X-Profimodellen übernommen – inklusive der exzellenten Bildqualität.
VON HANS-GÜNTHER BEER © FOTOS CHRISTINA KANIA UND HANS-GÜNTHER BEER
Von ihrem Vorgänger X-E2 ist die neue X-E3 selbst auf den zweiten Blick kaum zu unterscheiden, dennoch hat sich in Sachen technische Ausstattung und Bedienung viel getan. Technisch ist die Systemkamera mit Fujifilm X-Mount-Bajonett eine kompakter wirkende und mit Verlaub auch schönere Schwester der X-T20 (Test Ausgabe 5/2017). Kompakt heißt hier aber nicht klein und unhandlich, denn die X-E3 (UVP 899 Euro), die es mit silbernem oder schwarzem Body gibt, lässt sich auch mit größeren Händen gut greifen und halten sowie einfach bedienen. Ausstattung, Verarbeitung und Bedienung Im Inneren des sehr gut verarbeiteten und hochwertig wirkenden, jedoch nicht gegen Staub und Spritzwasser geschützten Gehäuses aus einer robusten Magnesiumlegierung bietet die X-E3 den gleichen 24-Megapixel-APSC- Bildsensor – ohne Tiefpassfilter – und Bildprozessor X-Processor Pro sowie die gleiche Autofokuseinheit wie die große X-T2. Das ist für einen Preis deutlich unter 1.000 Euro schon mal eine Ansage. Selbst Video-Aufnahmen im UHD-Format mit 4K/29,9P beherrscht die X-E3. Das Fujifilm-typische Bedienkonzept, möglichst viele, häufig benutzte Einstellungen direkt ohne das Eintauchen in die Menüs mit den Bedienelementen am Gehäuse vornehmen zu können, ist auch bei der X-E3 beibehalten worden, wurde aber modifiziert. So fiel das bei fast allen DSLRs und Systemkameras vorhandene Bedienkreuz weg, stattdessen erbte die X-E3 den genialen Joystick von den großen Modellen. Der sitzt leicht mit dem rechten Daumen erreichbar neben dem feststehenden, hochauflösenden Touchdisplay. Mit dem Joystick lässt sich nicht nur wieselflink durch die Menüs steuern, sondern spielerisch auch die AF-Felder positionieren. Dies ist zwar auch per Fingerwisch auf dem Touchdisplay machbar, uns hat aber hierfür der Joystick besser gefallen.

Zusammen mit dem Fujinon XF18-55mm F2.8-4 R LM OIS bildet die X-E3 eine immer noch kompakte, universelle und hochperformante Kombination für die Reisefotografie, die auch professionellen Ansprüchen genügt.
Trotz Wegfalls des Bedienkreuzes herrscht kein Mangel an individuell programmierbaren Tasten. So lassen sich beispielsweise mit dem hinteren Einstellrad, das wie das vordere eine Drucktastenfunktion besitzt, sozusagen auf einer zweiten Bedienebene auf Knopfdruck Funktionen aufrufen und dann variieren. Das funktioniert in der Praxis bestechend einfach und wird derzeit von keinem anderen Kamerahersteller angeboten. Eine weitere Besonderheit: Wischern auf dem Touchdisplay nach oben, unten, links und rechts lassen sich ebenfalls Funktionen zuordnen. Schließlich gibt es noch die Taste „Q“ für den Aufruf des Quickmenüs auf dem Touchscreen, wo sich im Gegensatz zur X-T20 die Menüfunktionen per Fingertipp einstellen lassen. Alles in allem waren wir im Test vom Bedienkonzept der X-E3 ausgesprochen begeistert. Das lässt auch verschmerzen, dass die X-E3 keinen aufklappbaren Blitz besitzt, doch ein aufsteck- und hochklappbarer Miniblitz wird mitgeliefert. Für die noch universellere Kommunikation verfügt die X-E3 neben WiFi nun auch über Bluetooth. Der OLED-Sucher, einer der derzeit besten auf dem Markt, besitzt eine Auflösung von 2,5 Millionen Bildpunkten, ist knackscharf und kontrastreich, und macht das Fotografieren mit der Kamera zum Genuss. Auch Brillenträger kommen mit ihm prima zurecht. Die kürzeste mechanische Verschlusszeit der X-E3 ist die 1/4.000 Sekunde, der elektronische Verschluss bietet die 1/32.000 Sekunde. Die Basis-ISO-Empfindlichkeit der X-E3 beträgt ISO 200, maximal sind ISO 12.800 sowie zwei Push-Stufen bis ISO 51.200 möglich. Die maximale Bildfrequenz beträgt 8 Bilder/Sekunde mit mechanischem und bis zu 14 B/s mit elektronischem Verschluss. Bei Bilderserien mit 8 B/s kann der Pufferspeicher bis zu 25 RAW- und 62 JPEG-Aufnahmen, bevor die Serienbildgeschwindigkeit herunterbremst wird. 4K-Videoaufnahmen werden entweder auf SD-Karte gespeichert, maximal 10 Minuten Aufnahmezeit, oder über HDMI an einen externen Rekorder mit unlimitierter Aufnahmezeit ausgegeben. 4K-Videos werden mit einem Cropfaktor von 1,17 bezogen auf die Sensorgröße mit 6K-Auflösung, die dann auf 4K-Auflösung heruntergesampelt werden, aufgezeichnet. An die HDMI-Schnittstelle gibt die Kamera unkomprimierte Videodaten im Format 4.2.2 und 8-Bit-Auflösung an externe Rekorder aus, stellt aber keinen F-Log Color Mode zur Verfügung. Die Fujifilm- typischen 15 Filmsimulationen stehen nicht nur für Fotoaufnahmen im JPEG-Format, sondern auch für Videoaufnahmen (4K und HD) bereit.
- Der Aufsteckblitz mit Leitzahl 10 gehört zum Lieferumfang.
- Der AF-C bietet 5 vorkonfigurierte Presets.
- Das Bedienkreuz neben dem Touchdisplay fiel zugunsten des genialen Joysticks weg.
Der Autofokus in der Praxis
Den Hybridautofokus, eine Kombination aus Phasen- und Kontrastautofokus, hat die X-E3 ebenfalls von der X-T2 geerbt. Der Bereich, in dem die 91 beziehungsweise 325 Fokuspunkte angeordnet sind, erstreckt sich über fast 80 Prozent des Bildfeldes. Den jeweils wirksamen Autofokuspunkt im AF-Modus positioniert man per Joystick. Per Druck auf den Joystick wählt man drei verschiedene Zonengrößen mit Gruppen von 3 x 3, 5 x 5 oder 7 x 7 Fokuspunkten aus und kann diese dann verschieben. Unter dem Menüpunkt „AF-C Benutzerdef. Einst.“, bietet die X-E3 fünf jeweils fest voreingestellte Einstellungen mit verschiedenen Algorithmen beim Focus Tracking an. In der Praxis passt eine davon immer und funktioniert nach ein bisschen Training sehr gut. Der Test zeigte wieder einmal, der Autofokus der X-E3 gehört zu den derzeit besten, weit über ihre Klasse hinaus.
- Die Bedienung der X-E3 ist einfach, noch einfacher wird sie, wenn der Knebelschalter auf Auto steht.
- Das Stativgewinde sitzt nicht in der optischen Achse – einer der ganz wenigen Kritikpunkte bei der X-E3.
Die Bildqualität
Dies gilt in Sachen Bildqualität ebenfalls. Will heißen, die X-E3 liefert bestechend scharfe Fotos mit einer exzellenten Detailwiedergabe und mit einer wunderbar ausgeglichenen Farbwiedergabe. Die Wiedergabe feinster Strukturen, also der Mikrokontrast und vor allem die Wiedergabe auch schwieriger Farbkompositionen im Motiv, sind hervorragend. Die Farben haben eine besondere Anmutung und wirken sehr realistisch und fein abgestuft. Dies bleibt auch bis 1.600 ISO ohne Einschränkung erhalten, ab 3.200 ISO wird Farbrauschen zwar schon sichtbar, aber die Auflösung bleibt immer noch auf hohem Niveau, oberhalb von ISO 6.400 nimmt dann der Kontrast deutlicher ab.
Fazit
Die elegante Fujifilm X-E3 ist eine äußerst performante Systemkamera mit einer exzellenten Bildqualität und einem hervorragenden Autofokus. Der kompakte Body, das gelungene Bedienkonzept und die sehr gute Ausstattung – unter anderem 4K-Video – machen die X-E3 zum idealen Reisebegleiter. Die Preis-Qualitäts-Relation ist verführerisch gut.
Fujifilm X-E3
Hersteller Fujifilm Electronic Imaging Europe GmbH
Vertrieb www.fujifilm.de
Preis [UVP] Gehäuse (schwarz, silber) 899 Euro
Technische Daten/Ausstattung
Gehäuse Magnesium-Legierung
Spritzwasser- und Staubschutz nein
Objektivbajonett FUJIFILM X mount
Sensorauflösung/Sensorgröße 24,3 MP/APS-C
Bildgröße 6.000 x 4.000
Sensortyp X-TransTM CMOS III/X-Processor Pro
Bildformate RAW 14 Bit/JPEG
Bildstabilisator mit OIS-Objektiven
Sensorreinigung Ultraschallfilter ja
Sucher elektronisch, OLED, 2.360.000 Punkte, Vergr. 0,62 x
Dioptrienanpassung -4,0 bis +2,0 dpt, Pupillenabstand 17,5 mm
Display/Auflösung/klappbar/schwenkbar 3-Zoll/1,04 Millionen Bildpunkte/nein/nein
Touchscreen ja
LiveView/mit Autofokus ja/ja
Belichtungsmessung Mehrfeld/Integral/Spot
Belichtungskorrektur/ Belichtungsreihen ja/ja (± 5 EV), Video ±2 EV
Weißabgleich Auto, manuell, Presets, Reihen
ISO-Empfindlichkeit ISO 200-12800 (plus 100, 25.600, 51.200)
Verschlusszeiten/Blitzsynchronisation 30-1/4000s / 1/180s, elektr. Verschluss bis 1/32.000s
Aufnahmebetriebsarten S, CL, CH
Selbstauslöser 2s,10s
Maximale Bildsequenz 8 B/s, mit elektr. Verschluss 14 B/s
Interner Pufferspeicher 25 RAW-, 62 JPEG-Aufnahmen
Intervalltimer ja
Fokussiersystem Hybrid: Kontrast- und Phasen-Fokussierung
AF-Messfelder 325 (Kontrast-AF, Phasen-AF), AF-C 91 Fokuspunkte
Fokusmodi AF-S, AF-C, manuell/ -3 bis 18 EV
AF-Hilfslicht ja
Gesichterkennung ja
eingebauter Blitz Aufsteckblitz EF-X8 (LW10) liegt bei
Blitzmodi 2. Verschlussvorhang, Rote Augen, HSS
Externer Blitz steuerbar Master-Slave-Modus mit EF-X500
Wasserwaage ja
Schnittstellen USB 2.0, HDMI, Mikrofon
WiFi/Bluetooth/NFC ja/ja (4.0)/nein
Speicherkarten 1x SD-Karte (SDHC-, SDXC-, UHS-I-kompatibel)
Videoformat MPEG-4 AVC / H.264
bestmögliche Videoqualität 4k/29,97p, 100 Mbit/s 10 Min., Full HD/59,94p, 18 Mbit/s 30 Min.
Timecode nein
Abmessungen (BxHxT) 122 x 74 x 43 mm
Gewicht 340 g (inklusive Akku und Speicherkarte)
Besonderheiten
6 Presets für Focus-Tracking (eine davon benutzerdefiniert), 11 Analogfilm-Simulation, 13 Filter-
Funktionen, Panorama
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